Handwerk als BerufungEiner von Deutschlands besten Azubis kommt aus Troisdorf

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Louis Bauer (24) und sein Onkel Ralf Bauer.

Im Betrieb seines Onkels Ralf Bauer hat Louis Bauer die Lehre absolviert und ist als Bundesbester seines Jahrgangs ausgezeichnet worden.

Als Bundesbester beendete er im vergangenen Jahr seine Ausbildung zum Naturwerksteinmechaniker.

Das hätte er eigentlich auch schneller haben können. Nach dem Abitur hat Louis Bauer erst einmal einige Semester Volkswirtschaftslehre studiert. „Hauptsache keine Lücke im Lebenslauf“, habe er sich damals gesagt, erzählt der junge Mann. Dass der 24-Jährige das ungeliebte Studium schließlich doch abbrach, hat sich im Rückblick als gute Entscheidung erwiesen. Als Bundesbester beendete er im vergangenen Jahr seine Ausbildung zum Naturwerksteinmechaniker der Fachrichtung Maschinenbearbeitungstechnik.

Deutschlands bester Azubi: Lehrzeit verkürzt

Im Bergheimer Natursteinbetrieb Liberio seines Onkels Ralf Bauer ist der junge Mann inzwischen Werkstattleiter; vor wenigen Tagen zeichnete unter anderem Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die deutschlandweit besten Azubis in Berlin aus, und Louis Bauer war dabei.

Der Onkel hatte ihn zunächst als Aushilfe im Büro angeworben, damals suchte er gerade einen kaufmännischen Azubi. „Ich wollte aber lieber in die Werkstatt“, erzählt Louis Bauer. Für den Absolventen des Bonner Collegium Josephinum wurde die eigentlich dreijährige Lehrzeit verkürzt; dass er sich den Lernstoff für ein ganzes Lehrjahr eigenständig erarbeiten musste, sei ihm nicht allzu schwergefallen.

„Ich wollte aber lieber in die Werkstatt“
Louis Bauer.

„An meiner Schule waren sie immer schon stramm drauf“, sagt er, dort habe er gelernt zu lernen. Den Ehrgeiz, gut abzuschließen, habe er „schon immer“ gehabt. Als Generalist ist der erfolgreiche Troisdorfer in der Werkstatt „eigentlich für alle Bereiche zuständig“; besonders gerne kümmert er sich aber um die weniger alltäglichen Aufträge, um komplizierte Fräsungen oder außergewöhnliche Kantenprofile. „Wir sind ja eigentlich eine Manufaktur“, erklärt der Onkel.

Fensterbänke und Treppenstufen verlassen den Betrieb an der Bergheimer Glockenstraße ebenso wie kompliziert gestaltete Becken oder andere Einzelstücke. Erst unlängst lieferten sie für einen Kunden eine Küchenrückwand, in die die Kölner Skyline geschnitten war. Im praktischen Teil der IHK-Prüfung war denn auch gefordert, eine CNC-Maschine zu programmieren und das Programm ablaufen zu lassen. Die fortschreitende Digitalisierung des Familienbetriebs wird in den kommenden Jahren eine wichtige Aufgabe für Louis Bauer sein.

Digitalisierung soll wichtige Rolle für Familienbetrieb spielen

Lagerhaltung und Produktionsplanung sollen in Zukunft vom Büro aus gesteuert werden; mehr Effizienz, Planbarkeit und Überblick verspricht sich der Onkel davon. Die Umsetzung dieses Vorhabens müsse jemand leiten, „der alle Produktionsabläufe kennt“, sagt der Neffe. Gelinge die Umstellung, könne die Firma auch mit weniger qualifizierten Beschäftigten die Aufträge abarbeiten. Denn Fachkräfte sind, wie in nahezu allen Handwerksbetrieben, rar gesät.

20 große Aufträge habe er deswegen im vergangenen Jahr absagen müssen, berichtet Ralf Bauer. Louis Bauer sieht seine Zukunft im Betrieb, den einst der Großvater gründete. „Wir wachsen und ich will die Entwicklung mitmachen“. Unterdessen hat der 24-Jährige sich auch auf den Weg zur Meisterprüfung begeben, den Basiskurs bereits erfolgreich abgeschlossen.

Vorstellen könne er sich, eines Tages die Firma zu übernehmen. „Ich würde mich jetzt noch nicht dazu in der Lage sehen“, dafür bedürfe es einer Menge Erfahrung. Dank des ausgezeichneten Neffen muss sich Ralf Bauer (52) aber wohl keine Sorgen darüber machen, ob er die Firma eines Tages an die nächste Generation übergeben kann. (dk)

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