Nach 6 JahrenIranerin nimmt in Troisdorf ihre deutsche Staatsbürgerschaft entgegen

Lesezeit 3 Minuten
Fatemeh Ranjbar geht dem Bürgermeister entgegen und sie schütteln sich die Hände.

Glückwunsch: Bürgermeister Alexander Biber überreichte Fatemeh Ranjbar Taklimie die Einbürgerungsurkunde. Zuvor hatte sie ihren Aufenthaltstitel im Ausländeramt der Stadt abgegeben.

Fatemeh Ranjbar Taklimie, im Iran geboren, nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an. Sie arbeitet als Ärztin im Sieglarer Krankenhaus.

Über die Straße ging sie ohne ein Visum: Nach sechs Jahren in Deutschland hatte Fatemeh Ranjbar Taklimie gerade im Rathaus ihren Aufenthaltstitel abgegeben. Im städtischen Neubau auf der anderen Seite der Kölner Straße erhielt sie wenig später ihre Einbürgerungsurkunde. Nun ist sie Deutsche.

Fatemeh Ranjbar Taklimie lächelt in die Kamera.

Trotz der vielen Gründe für den Antrag auf Einbürgerung stellt sie aber klar: „Immigration ist keine leichte Entscheidung.“

„Ich liebe Deutschland sehr“, sagt die aus dem Iran stammende Ärztin. Hier gebe es „sehr nette Leute und eine schöne Kultur“. Außerdem fühlt sich die 37-Jährige hier sicher. Nicht zuletzt reise sie gern, und mit dem iranischen Pass müsse sie für die meisten Länder ein Visum beantragen.

Immigration bedeutet auch die Trennung von ihren Eltern und Brüdern

Trotz der vielen Gründe für den Antrag auf Einbürgerung stellt sie aber klar: „Immigration ist keine leichte Entscheidung.“ Gerade als Medizinerin müsse man „bei Null anfangen“. Zugleich bedeute das die Trennung von der Familie, den Eltern und zwei jüngeren Brüdern. „Wir sind sehr eng“, sagt Fatemeh Ranjbar Taklimie; daher versuche sie, wenigstens einmal im Jahr in die Heimat zu reisen.

Geboren in Teheran, zog sie als kleines Mädchen mit den Eltern nach Manchester, wo die Familie sechs Jahre lebte. Dass schon die Eltern im Ausland studierten – der Vater ist Bauingenieur und Hochschulprofessor, die Mutter Computeringenieurin –, hat den Weg der Tochter mit beeinflusst: „Ich kenne es, im Ausland zu leben.“ Dass die Familie später wieder in den Iran zurückkehrte, ändere daran nichts.

Sprache war eine große Herausforderung

Umgekehrt erfuhr sie Unterstützung für ihren Entschluss, nach Deutschland zu gehen. Ein Rückhalt, den sie brauchen konnte. „Es war eine harte Zeit“, erinnert sie sich. „Die Sprache war eine große Herausforderung für mich.“ Bisweilen, räumt sie ein, habe sie sogar gezweifelt, ob sie das Pensum wirklich schaffen könne.

Acht Jahre hatte sie vor dem Umzug nach Deutschland in ihrer Heimatstadt Rascht am Kaspischen Meer Medizin studiert, in einer „sehr schönen Stadt mit sehr gutem Essen“. Und doch habe sie schon als junge Frau beschlossen, eines Tages im Ausland zu leben und hier ihre Ausbildung zu vollenden.

Ausbildung zur Fachärztin in der Neurologie am Sieglarer Krankenhaus

Nach Deutschland ging sie gemeinsam mit ihrem Mann, den sie schon aus der Zeit des Studiums kennt; in Deutschland setzte sie ihre Karriere mit Stationen in Aachen und Wuppertal fort. Sie hat in Kliniken gearbeitet und wissenschaftlich geforscht, ihre Doktorarbeit befasst sich mit biochemischen Prozessen eines Schlaganfalls.

Ich möchte immer mit Menschen arbeiten.
Fatemeh Ranjbar Taklimie

Am Sieglarer Krankenhaus St. Johannes arbeitet sie inzwischen in der Schlaganfallstation und absolviert die Ausbildung zur Fachärztin der Neurologie. „Ich möchte immer mit Menschen arbeiten“, sagt sie. Radiologie sei dagegen „nicht ihr Ding“ gewesen.

Die geforderten sechs Jahre Mindestaufenthalt in Deutschland konnte sie nun vorweisen, einen Arbeitsvertrag, das Zeugnis der Prüfung für Deutsch auf Sprachniveau B2. „Es war kein leichter Weg“, sagt sie, „aber er hat sich gelohnt.“ Mit den erreichten Zielen will sie sich nicht zufriedengeben. Sie malt und fotografiert, lernt Französisch. „Ich mag die Herausforderung“, erzählt sie lächelnd, „ich will kein langweiliges Leben.“


Voraussetzungen für eine Einbürgerung

Einen Anspruch auf Einbürgerung hat, wer seit acht Jahren „dauerhaft und rechtmäßig“ hier wohnt, seine Identität nachweisen kann und ein unbefristetes Aufenthaltsrecht hat. Die erfolgreiche Teilnahme an einem Integrationskurs verkürzt die Wartezeit um ein Jahr. „Besondere Integrationsleistungen“ wie besonders gute Deutschkenntnisse, schulische oder berufliche Leistungen, aber auch ein längeres ehrenamtliches Engagement, verkürzen um ein weiteres Jahr.

Ausreichende Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1 sowie ein Einkommen, um den Lebensunterhalt für sich selbst und die Familie zu bestreiten, sind weitere Bedingungen, ebenso wie ein Wissen über die Rechts- und Gesellschaftsordnung sowie die Lebensverhältnisse in Deutschland. Dazu müssen im Einbürgerungstest 17 von 33 Fragen korrekt beantwortet werden.

Erwartet wird von den Einbürgerungskandidaten ein Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und ein Einordnen in deutsche Lebensverhältnisse.

KStA abonnieren