Nach der Frauen-Europameisterschaft erhoffen sich die Verantwortlichen dennoch eine Euphoriewelle.
FrauenfußballNur wenige Mannschaften spielen in der untersten Klasse im Rhein-Sieg-Kreis

Frauen kämpfen im Fußball im Rhein-Sieg-Kreis nicht nur um Punkte, sondern auch um Mitspielerinnen.
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Die Fußball-EM der Frauen ist vorüber, und die Teams im Rhein-Sieg-Kreis starten in die Saisonvorbereitung. Der Kreisverband Sieg des Fußballverbands Mittelrhein möchte die Aufmerksamkeit für die Frauenteams nutzen. Doch in der untersten Spielklasse, der Kreisliga, gehen nur wenige Mannschaften an den Start – was zu entsprechend wenigen Spielen führt.
Zusammenlegung mit anderen Kreisen möglich
„Wie nach jeder WM oder EM erleben wir eine Euphoriewelle – nicht nur im Männer-, sondern auch im Frauenbereich“, sagt Guido Fuchs, Vorsitzender des FVM im Kreis Sieg. Doch gerade im Frauenfußball sei es schwierig, neue Teams zu gründen. „Häufig wechseln die geschlossen zu einem anderen Verein, aus verschiedenen Gründen.“
Und haben kaum Gegnerinnen: Neun Teams waren in der abgelaufenen Saison in der Kreisliga gemeldet, zwei zogen die Teilnahme im Saisonverlauf zurück. Bei sieben übrigen Teams bleiben jeder Mannschaft zwischen August und Juni nur zwölf Saisonspiele. „Wir erleben, dass die Bezirksligen von unten aufgefüllt werden, in der Kreisliga bleibt dagegen eine überschaubare Gruppe“, sagt Tim Lannig, Trainer der Sportfreunde Troisdorf. Seine Kickerinnen wurden 2024/25 Dritte, punktgleich mit dem SC Uckerath.
„Wenn man ein Spiel verliert, ist der Aufstiegskampf schon fast entschieden, man muss auf Ausrutscher der anderen hoffen. Es spricht nichts dagegen, dreimal gegeneinander anzutreten, sodass man 20 bis 25 Pflichtspiele wie im Herrenbereich hat“, sagt er. Problematisch seien die Pausen zwischen den Spieltagen, die oft drei oder vier Wochen betrügen.

Weniger Punktspiele gibt es für Frauenteams in der Kreisliga mit weniger Teams.
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„Dazu kommt die dreimonatige Winterpause, die man mit Freundschaftsspielen auffüllt. So ist es schwierig, im Wettbewerbsmodus zu bleiben.“ Lannig plädiert für eine Zusammenlegung mit anderen Kreisen. „Für uns sind Bonn oder Rösrath viel näher, stattdessen müssen wir nach Windeck fahren.“
Eine dieser Mannschaften am anderen Ende des Fußballkreises ist die Spielvereinigung Hurst-Rosbach mit Trainerin Linh Lommel. Ihr Team ist gerade aus der Bezirksliga abgestiegen, wo konstant zwölf Mannschaften spielen. In der kommenden Saison werden es womöglich weit weniger sein, was auch zu weniger Spielen führt.
Wir sind es aus der Bezirksliga gewohnt, zu Auswärtsspielen nach Köln zu fahren. Das würde uns nichts ausmachen
„Das ist sicher nicht ideal, aber wir nehmen das so an. Die Lücken müssen wir dann notfalls mit Freundschaftsspielen auffüllen“, sagt sie. „Im Frauenbereich ist es schwierig, neue Spielerinnen zu finden. Die guten werden von größeren Vereinen weggeholt, wenn sich eine andere Mannschaft auflöst, lotsen die anderen Vereine sie zu sich“, schildert Lommel. „Besonders in den städtischen Gegenden ist das so, bei uns auf dem Dorf herrscht noch großer Zusammenhalt.“ Eine Spielerin komme dreimal die Woche aus Olpe zum Training – aus alter Verbundenheit.
Lommel glaubt, dass eine Zusammenlegung mit anderen Kreisen eines Tages unumgänglich sein wird. „Wir sind es aus der Bezirksliga gewohnt, zu Auswärtsspielen nach Köln zu fahren. Das würde uns nichts ausmachen“, bekräftigt sie.
Tatsächlich herrscht beim Kreisausschuss Sieg des Fußballverbands Mittelrhein die Überlegung vor, in der kommenden Saison ein Spielsystem einzuführen, bei dem die Mannschaften jeweils dreimal gegeneinander antreten würden. „Wir haben eine Umfrage unter den Vereinen gemacht, und bis auf einen Club waren die meisten dafür“, sagt Vasiliki Xanthopoulou, Frauenbeauftragte und Staffelleiterin der Frauen-Kreisliga.
Änderung ab übernächster Saison denkbar
Welche Teams dann zweimal Heimrecht bekämen, sei noch zu klären. „Das besprechen wir zusammen im Kreisspielausschuss. Die Termine mit den Heim- und Auswärtsspielen stehen fest, wahrscheinlich schieben wir die dritte Runde dazwischen.“ Für die kommende Saison seien zehn Teams gemeldet, auch Nachmeldungen seien noch bis zum dritten Spieltag möglich. Dies mache ein Dreier-Spielsystem eher unwahrscheinlich, weil dann ein Ligabetrieb mit 18 Partien möglich sei.
„Ziel ist es, den Fußball für Frauen attraktiver zu machen. Wir möchten größere Lücken zwischen den Spielen vermeiden. Denn einige Spielerinnen kommen dann nicht zum Training oder es gibt Streit um die Platzbelegung, weil manche sagen: Ihr habt doch eh kein Spiel am Wochenende“, sagt Xanthopoulou. Für die übernächste Saison, ab 2026/27, sei eine Zusammenlegung mit anderen Fußballkreisen im Gespräch, sagt Kreisvorsitzender Guido Fuchs.
„In Euskirchen gibt es beispielsweise nur vier Teams, die spielen zusammen mit dem Kreis Erft“, sagt er. „Das können sich die Kreise aber immer vorher überlegen, eine Zusammenlegung von Rhein-Sieg mit Teilen Köln ist denkbar. Wir versuchen aber immer, einen Spielbetrieb in unserem eigenen Kreis zu ermöglichen.“ Xanthopoulou betont: „Wir sind ein gutes Team und arbeiten zusammen, um die beste Lösung für Vereine zu finden.“
Für die Kreisliga sind bisher nur zehn Mannschaften gemeldet
Für die Frauen-Kreisliga in der Saison 2025/2026 sind bisher zehn Mannschaften gemeldet. Neben den beiden Absteigern Spvgg. Hurst-Rosbach und SV 09 Eitorf kommen eine zweite Mannschaft von Rot-Weiß Hütte und eine neu gegründete Mannschaft vom FC Flying Albatros hinzu. Auch die Sportfreunde Troisdorf, die bereits in der Liga spielen, stellen eine zweite Mannschaft. Ebenfalls dabei sind der TuS Herchen, TuS Altenrath, SC Uckerath und Hertha Rheidt. Nachmeldungen sind noch bis zum dritten Spieltag möglich. (mfu)