Spendenaufruf in TroisdorfTroisdorfer Bürger unterstützen Flüchtlinge
Troisdorf – Das ließen sich die Troisdorfer und ihre Nachbarn nicht zweimal sagen: Kaum war der Aufruf der Stadt verhallt, mit Dingen wie Bettwäsche, Waschpulver und Decken die Flüchtlinge in der Sieglarer Notunterkunft zu unterstützen, standen am Dienstag pünktlich um 14 Uhr die ersten Spendenwilligen vor der Tür der Kita Rathausstraße in Sieglar.
Ein bisschen Zeit und Herz
Eigens aus Bonn war Wilma Hollender gekommen. „Ich hab jetzt ein bisschen Zeit – und Herz“, sagte die ehemalige Mitarbeiterin eines Kindergartens, während sie Bettwäsche, Handtücher, aber auch Malsachen für die Kinder aus dem Kofferraum räumte. Gut gefallen hat ihr, dass die Stadt das Benötigte so konkret benannt habe. Es sei doch etwas anderes, „ob die Sachen bei mir im Kleiderschrank liegen oder ob das jemand gebrauchen kann“. Eine Haltung, die auch Frauke Niederquell aus Sieglar teilt: Babykleidung des einjährigen Sohns hat sie unter anderem im randvollen Auto mitgebracht und auch Waschpulver. „Morgen kommen dann die Sachen vom Großen“, der schon in die Kita geht. Familienplanung also abgeschlossen? „Erst mal ja – und hier wird es jetzt dringender gebraucht.“
Neue Handtücher zieren das Bad von Barbara Franke, die aus Bergheim mit einem Rollkoffer voll Hilfe nach Sieglar gekommen war. „Ich habe mir gerade neue Farben gekauft“, erklärte sie. In der Flüchtlingshilfe sieht sie die bisherigen weißen „gut aufgehoben“. Mit dem Fahrrad hatte sich Hans Hartmann auf den Weg nach Sieglar gemacht, er ist ein Spicher, der selbst noch harte Zeiten erlebt hat. „Ich bin 88 Jahre alt“, sagte er. „Und ich komme noch mal“, fügte er hinzu, bevor er sich wieder aufs Rad schwang.
Ehrenamtliche brauchen mehr Platz in Troisdorf
Schnell füllte sich der Raum, den die stellvertretende Kita-Leiterin Sandra Siegmund zur Verfügung gestellt hatte – „ein ehemaliger Personalraum, der derzeit nicht genutzt wird“ – und schnell viel zu klein war angesichts der überwältigenden Menge von Hilfsgütern. Dass sie mehr Platz brauchten, signalisierten die Ehrenamtlichen, unter anderem Alfons Bogolowski, dem Ortsvorsteher vom Rotter See.
Humanitäre Hilfe kennt der pensionierte Luftwaffen-Soldat aus Einsätzen im Südkosovo. „Aber da hatten wir viel Platz zum Sortieren“. Eine erste Ordnung gaben derweil Freiwillige wie Elisabeth Evsen den gespendeten Dingen, die ohne Pause gebracht wurden. „Am Sonntag hat eine innere Stimme zu mir gesagt, jetzt musst du was tun“, erläuterte sie ihre Motivation. Neben ihr kniete Claudia Patzke, die Sohn Jon Rocco (14) mitgebracht hatte.
„Wir sind jetzt in den Keller ausgewichen“, sagte am späteren Nachmittag Sandra Siegmund. „Der ist auch schon ziemlich voll.“ Zugleich freute auch sie sich über die große Spendenbereitschaft, „da hilft man gerne“. Sortiert werden, so der Stand von gestern Nachmittag, sollen die Spenden aber anderswo. „Wir lassen uns überraschen“, sagte Sandra Siegmund.