Nach Badeunfällen in TroisdorfAnwohner fordern Aufsicht für den Rotter See

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Ein Kreuz erinnert am Rotter See an einen der tödlich Verunglückten.

Troisdorf – Am Tag nach dem zweiten tödlichen Badeunfall innerhalb von nur vier Tagen ist die Liegewiese am Rotter See gut besucht, kühlen sich die Menschen im Wasser ab. Anwohner machen sich Gedanken, präsentieren aber auch Vorschläge.

Harry Wessling etwa schlägt vor, dass ein Teil des Sees bewirtschaftet wird, mit Eintritt, Bademeister, Toilettenanlagen und Mülleimern. „Die Gesellschaft hat die Verpflichtung, Raum zu geben für Freizeitaktivitäten an einem solchen See.“ Früher sei es eine Freizeitanlage gewesen, jetzt sei die Halbinsel Naturschutzgebiet geworden.

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Harry Wessling wünscht sich einen bewirtschafteten Seeabschnitt. 

Wessling betont, er sei kein Freund von Verboten. Er plädiert für ein vernünftiges Miteinander und insbesondere für Möglichkeiten für Familien, die sich nicht mal eben 30 Euro Eintrittsgeld ins Schwimmbad leisten könnten.

Die Kriegsdorferin Philippa Stelzer hat bereits eine Online-Petition gestartet. Sie schlägt vor, dass im See eine Schwimmgrenze durch Bojen markiert wird, um die Gefahren für Schwimmerinnen und Schwimmer zu minimieren.

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Mit einer Online-Petition sammelt Philippa Stelzer Unterstützung für ihre Idee einer Schwimmbegrenzung.

Sie könnte sich eine Badeaufsicht vorstellen und, wie Wessling, WC-Häuschen. Denn sie will, dass der Rotter See weiterhin als Badegewässer genutzt wird.

DLRG beklagt, dass Ideen an Kosten gescheitert sind

In eine ähnliche Richtung argumentiert Bruno Schöneberg, Bezirksleiter des Bezirks Rhein-Sieg der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG): „Unser dringender Wunsch ist, dass der See sicherer gemacht wird. Wir wollen Leben retten und nicht Tote bergen.“

Seine Organisation sei bereit und in der Lage, einen Wasserrettungsdienst zu stellen, sagt Schöneberg. „Das geht nicht rund um die Uhr, aber zu den Kernzeiten, also am späten Nachmittag sowie Abend und an den Wochenenden – wenn es gewünscht, genehmigt und finanziert wird.“

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Nötig sei lediglich eine Infrastruktur wie eine Umkleidekabine und eine Toilette. Irgendwann müsse der erste Schritt gemacht werden, bislang seien alle Vorstöße an den Kosten gescheitert. Am Samstag hatte ein DLRG-Taucher den etwa gleichaltrigen Toten geborgen. „Da müssen wir an psychologische Betreuung denken“, sagt Schöneberg.

DRK fordert mehrsprachige Warnschilder

Martin Schröder, Leiter der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes Rhein-Sieg, sieht die gesellschaftliche Verpflichtung für mehr Aufklärung und auch für mehr Schwimmunterricht. Am Rotter See wünscht er sich Schilder in möglichst vielen Sprachen, um vor den Gefahren im Wasser zu warnen.

Nur wer schwimmen könne, solle das in einem solchen Gewässer tun. Auch Piktogramme könnten hilfreich sein, um auf Gefahren hinzuweisen. 

Bürgermeister beruft runden Tisch ein

Die zwei tödlichen Unfälle reihen sich ein in eine Folge von vergleichbaren Unglücken. Immer wieder wurde danach der Ruf nach einem Eingreifen der Stadt und einer Badeaufsicht laut. Dazu sagte Bürgermeister Alexander Biber am Donnerstag: „Ich schließe nicht aus, dass wir das Baden dort in geordnete Bahnen lenken.“

An einem Runden Tisch sollen auf Bibers Einladung Vertreter von DLRG, Feuerwehr und Ordnungsbehörde in der nächsten Woche erörtern, welche Schritte möglich sind. Laut Biber ist die Nutzung um den See herum durch eine Satzung von 2001 geregelt.

Teile des Ufers und die Insel sind gesperrt, Baden und Schwimmen sind auf eigene Gefahr gestattet. Die Verantwortung für die Wasserfläche liegt beim Rhein-Sieg-Kreis oder der Bezirksregierung, obwohl die Stadt Eigentümerin ist. Biber: „Ich lasse juristisch prüfen, was wo und wie erlaubt ist.“

Ein erstes Gespräch mit der DLRG habe ergeben, dass diese die Möglichkeit sehe, einen Anhänger am See zu stationieren. Dieser müsse mit zwei Badeaufsichtspersonen sowie einer Leitung besetzt sein, die eine Aufwandsentschädigung erhalten.

„Kein K.o.-Kriterium“ für Biber, der aber auch betont: „Jeder, der in diesem See baden geht, muss für sein Handeln selbst verantwortlich sein.“ Auch der Einsatz von Rettungsschwimmern „wird solche Ereignisse nicht völlig ausschließen können“.

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