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KonzertIranische Künstlerin mit Trio im Kunsthaus Troisdorf zu Gast

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Shabnam Parvaresh gastiert im Kunsthaus Troisdorf.

Troisdorf – Das heutige Konzert im Kunsthaus an der Mülheimer Straße ermöglicht die Begegnung mit einer außergewöhnlichen Künstlerin: Die Jazz-Klarinettistin Shabnam Parvaresh, die aus dem Iran stammt und seit 2013 in Deutschland lebt, gastiert mit ihrem Sheen-Trio.

„Ich bin in einer Familie groß geworden, in der die Eltern sehr viel Interesse an Kunst und Musik hatten, obwohl es sehr schwierig war“, erzählt sie am Telefon. Auf dem Weg zum Musikunterricht – mit sechs Jahren erhielt sie den ersten Unterricht auf dem traditionellen Santur –, musste sie auf der Straße das Instrument verbergen.

Erster Musikunterricht in Teheran

Bis heute dürften Frauen im Iran nicht vor Publikum singen, berichtet sie. „Superschwierig“ sei es geblieben auch nach der Eröffnung einer ersten Musikschule für Kinder seit der Islamischen Revolution. Vier Mal wurde das Institut geschlossen, stets anderswo wieder eröffnet.

An der Blockflöte entzündete sich Parvareshs Liebe zu den Blasinstrumenten, die sie später auf die Querflöte übertrug, während die Mutter Klarinettenunterricht nahm. Rückenprobleme forcierten einen Wechsel Shabnams ebenfalls zur Klarinette – offenbar mit großem Talent: Schon ein Jahr später erhielt sie den zweiten Preis bei einem Festival in der Heimatstadt Teheran. „Seither ist Klarinette mein Instrument.“

Mit Anfang 20 spielt sie im Symphonieorchester

Mit Anfang 20 erfüllte sich der Traum, in einem Orchester zu spielen. Im Teheraner Symphonieorchester wurde sie zweite Klarinettistin. Nur wenige Frauen musizierten dort; Überwachungskameras und ein Programm mit immer mehr Propagandamusik zeigten die Macht der Regierung.

„Wir haben tolle Komponisten im Iran“, sagt die heute 38-Jährige; auch westliche Komponisten standen noch auf dem Spielplan. Während der letzten zwei Jahre ihres Engagements aber kamen Werke wie eine Atombomben-Sinfonie oder ein Stück zum Krieg gegen den Irak zur Aufführung.

In Osnabrück studiert sie Jazzklarinette

2013 verließ Shabnam Parvaresh ihre Heimat, um in Osnabrück Jazz-Klarinette zu studieren. „Ich wusste, dass ich mich im Iran nicht weiterentwickeln konnte“; sie wollte ihre eigene Musik machen und war von der Freiheit gerade im Jazz fasziniert. Die Einflüsse der iranischen Musik seien dennoch da, betont die Künstlerin, die nicht zuletzt über ihren heutigen Ehemann nach Osnabrück kam.

Vielleicht seien diese Einflüsse nicht an der Oberfläche zu erkennen, zudem hätten auch andere Genres wie Rock und klassische Musik Spuren in ihren Kompositionen hinterlassen.Ende 2019 gründete sie das Sheen-Trio, benannt nach dem sechsten Buchstaben im persischen Alphabet, dem Anfangsbuchstaben ihres Namens. Die Mitglieder des Ensembles haben wie sie an der Osnabrücker Hochschule studiert, ein Album mit dem Titel „Gozar“ haben die drei aufgenommen. Im Februar wird es auf den Markt kommen.

Entwicklung im Iran verfolgt sie im Kontakt mit Freunden

Es soll zeigen, dass Shabnam Parvaresh großen Anteil nimmt am Schicksal ihrer Landsleute in der Heimat. Der Albumtitel nimmt Bezug auf die blutig niedergeschlagenen Proteste im Iran vor drei Jahren. „Im Westen wurde das kaum wahrgenommen“, sagt Shabnam Parvaresh – anders als die aktuelle Entwicklung, die sie als „Revolution vor allem der Frauen“ bezeichnet.

Über Social Media-Kanäle würden Bilder bekannt; sie selbst steht so eng wie möglich im Kontakt mit Freunden und Angehörigen – die Eltern leben in den USA, andere Verwandte aber noch im Iran. Für sie gibt es „keinen Zweifel“, dass die Regierung erschüttert sei. Nicht nur in den großen Städten, auch in den kleinen Dörfern werde tagtäglich demonstriert, mit einem Mut, den die Künstlerin bewundert.

„Ich war noch nie so stolz, eine iranische Frau zu sein.“ Mit ihrer Musik will sie den Protest unterstützen. „Wenn ich eine Bühne bekomme, will ich eine kleine Stimme der mutigen Menschen im Iran sein.“

Das Konzert im Kunsthaus Troisdorf, Mülheimer Straße 23, beginnt am heutigen Freitag, 4. November, um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.