In immer mehr Ladenlokalen gibt es eine gemischte Nutzung.
Umbau und PotenzialeFachmann berät Troisdorfer Geschäftsleute und Hauseigentümer zu ihren Immobilien

Schnelle Fluktuation hat Zentrenmanager Stephan Frings bei den Ladengeschäften in der Innenstadt festgestellt.
Copyright: Dieter Krantz
Zum Kaffeetrinken in die Stadt und mit einer Photovoltaikanlage nach Hause kommen? Zugegeben, ganz so schnell geht das nun doch nicht. Tatsächlich aber zeigt das Vorhaben von Quartiersarchitekt Veysel Akyol einen Trend in der Troisdorfer Geschäftswelt: Immer häufiger werden in Ladenlokalen unterschiedliche Nutzungen gemischt.
Ende des Jahres 2022 hatte Akyol, der in Siegburg lebt und in Köln sein Architektur-Büro unterhält, seine Arbeit als Quartiersarchitekt in Troisdorf aufgenommen. Zunächst gab es Beratungsstunden, zu denen man ihn in der Bibliothek aufsuchen konnte. Seine Aufgabe: Vermieter, aber auch Geschäftsleute zu beraten, was in ihren Läden steckt und was sie daraus machen könnten.
Brandschutzmaßnahmen sind ein häufiges Thema
Dabei gehe es zum Beispiel um Nutzungsänderungen, Umbauten oder die Einschätzung von Machbarkeit, erklärt er seine Aufgaben. „Das A und O“, so der Fachmann, „sind Brandschutzmaßnahmen“. Vor allem in der Gastronomie sei das ein zentrales Thema.
Angesprochen fühlen sollen sich indes nicht nur Neugründer und Vermieter, betont Stephan Frings, Zentrenmanager im Dienst der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Trowista. Auch Interessierte, die ihren Laden umbauen wollten, sind Zielgruppe der Quartiersarbeit. Die erste Beratung ist kostenfrei. „Ein großer Benefit für alle“, betont Frings. Umsetzen müssten die Ratsuchenden die Vorschläge dann selbst.

Seit Ende 2022 ist Veysel Akyol als Quartiersarchitekt in Troisdorf tätig. Finanziert aus Fördermitteln berät er mit Zentrenmanager Stephan Frings (links) Vermieter, Neugründer und Ladeninhaber.
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Meistens ist Stephan Frings bei den Beratungsterminen dabei. Zum ersten Mal habe er über die Förderung auch Einfluss darauf nehmen können, wer in der Innenstadt einen neuen Laden eröffnete, sagt er. „Es gab Ansiedlungskriterien“, entwickelt auf der Basis des CIMA-Einzelhandelsgutachtens für die Innenstadt und die Stadtteilzentren.
Troisdorfer Neugründung findet schon Franchise-Interessenten
Als Erfolgsgeschichte bezeichnen Akyol und Frings die gelungene Ansiedlung von „Saltbaby“ an der Alten Poststraße: Während die Eltern Kaffee trinken, können die Kinder spielen. Hinter einer Tür wartet zudem ein Inhalationsraum auf große und kleine Gäste. Der salzige Nebel ist gut für die Atemwege. „Ein Super-Konzept“, lobt Stephan Frings; inzwischen gebe es sogar ein Franchise-System. Dabei habe der Laden beim ersten Termin keinen guten Eindruck gemacht.
Die Niederlassung von Geschäftsfrau Dana Pauli mit ihrem Nähgeschäft Sandalu am Menderes-Platz haben Akyol und Frings ebenso begleitet wie die im Haus Miriya direkt nebenan. Das blaue Haus mit der Adresse Feuerwache 1a ist nun ein Yoga-Seminarhaus. Lange habe das Ladenlokal leergestanden, erzählt Stephan Frings.
Eine komplexe Angelegenheit sei die Beratung gewesen, erinnert sich Architekt Akyol; der Laden sei verflochten mit der Wohnnutzung der ersten Etage, auch Belange des Denkmalschutzes waren zu bedenken. Zugleich lobt er das gute Zusammenspiel mit dem Bauamt der Stadt. Die sei auch sonst „ganz wichtig“, wie er berichtet.

Komplex gestaltete sich die Beratung für das Blaue Haus am Menderes-Platz in der Fußgängerzone.
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Denn nicht nur an der Alten Poststraße, wo sich ein Geschäftsmann mit einem Laden für Tanzkostüme, aber auch Gin-Tastings und Kaffee niederlassen wollte, erwies sich eine Immobilie zumindest in Teilen als nicht genehmigt – und das seit 70 Jahren. Schließlich gelang es über einen neuen Bauantrag, die Genehmigung zu erwirken.
Ladenlokale in Troisdorf wechseln schnell die Mieter
Zwischen 40 und 50 leerstehenden Ladengeschäften zählt Stephan Frings stets in der Innenstadt, entlang der Kölner Straße ebenso wie in den „Zulaufstraßen“ wie Hippolytus- oder Wilhelm-Hamacher-Straße, am Fischerplatz oder Kölner Platz. „Relativ schnell“ sei der Wechsel in der Vermietung, langfristige Verträge schließe heute kaum noch ein Mieter ab.
Vielleicht gelingt es uns allen nicht, die Innenstädte zu beleben. Aber „wir müssen es auf jeden Fall versuchen
„Da waren Förderprogramme nicht verkehrt“, sagt Stephan Frings: Im „Durchstarten"-Programm mussten die Vermieter auf 30 Prozent der bisherigen Mieteinnahmen verzichten, die Mieter bezahlten für zwei Jahre lediglich 20 Prozent der neuen Miete. Es habe ein kleines Umdenken gegeben, zieht der Wirtschaftsförderer eine Bilanz, bevor das Programm im August ausläuft: Immerhin neun Vermieter bevorzugten regelmäßige Mietzahlungen gegenüber einem Leerstand.
Ein Allheilmittel für die Zukunft der Innenstädte gebe es nicht, weiß auch Stephan Frings: „Jede Kommune hat ihre eigenen Probleme.“ Die Kommunen könnten ihrerseits nur die Rahmenbedingungen vereinfachen, zum Beispiel Nutzungsänderungen erleichtern. Vielleicht, so sagt er, „gelingt es uns allen nicht, die Innenstädte zu beleben“. Aber: „Wir müssen es auf jeden Fall versuchen.“
Deshalb soll auch Veysel Akyol, bislang komplett aus Fördertöpfen bezahlt, weiter als Quartiersarchitekt arbeiten können. Und das, obwohl das Bundesprogramm im August ausläuft. Es gebe „positive Signale“ der Stadt für eine Fortsetzung, sagte Stephan Frings.