ProzessTroisdorfer betrügt Krankenkasse mit gefälschten Rezepten um knapp 70.000 Euro

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Ein Mann füllt ein auf dem Tisch liegendes Rezept aus, daneben liegt ein Stethoskop

Im großen Stil Rezepte fälschte ein Angeklagter Rezepte. Er stand wegen Betrugs vor dem Schöffengericht. (Symbolbild)

131 Rezepte und Rechnungen fälschte ein 45-Jähriger und kassierte von seiner Krankenkasse 70.000 Euro. Vor Gericht räumte er alles ein.

Beim Angeklagten piepte es. „Ich muss mich entschuldigen, das ist meine Stress-Uhr“, sagte der 45-Jährige vor dem Schöffengericht. Die Situation machte dem gelernten Bürokaufmann aus Troisdorf sichtlich zu schaffen. Denn der Anklagevorwurf wog schwer: 131 Mal soll er Rezepte und Arztrechnungen gefälscht und sich so von 2017 bis 2021 fast 70.000 Euro von seiner privaten Krankenkasse erschlichen haben.   

Der frühere Bundeswehrbeschäftigte ist zudem schwer beeinträchtigt, leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, hat Pflegestufe 2, bezieht eine kleine Erwerbsminderungsrente. Schlimme Kindheitserlebnisse und Auslandseinsätze seien die Ursache, sagte er, ohne ins Detail zu gehen. 

Angeklagter therapierte sich selbst mit Beruhigungs- und Aufputschpillen

Seit Jahren sei er in Therapie, doch anfangs habe ihm niemand helfen können, er therapierte sich selbst mit Beruhigungs- und Aufpuschmitteln - und wurde medikamentensüchtig. In dieser schwierigen Lebenssituation wurde sein Mandant aus Geldmangel straffällig, schilderte der Troisdorfer Rechtsanwalt Dr. René Gülpen. 

Die Krankenkasse, bei der er die Rechnungen zunächst per Formular und später per App einreichen konnte, habe es ihm leicht gemacht, so der Verteidiger. Jahrelang seien die Fälschungen nicht aufgefallen. „Wer hat das Ganze kontrolliert?“ Sein Mandant habe schon im Zivilverfahren ein Schuldanerkenntnis unterschrieben und sei gewillt, den Schaden wiedergutzumachen. 

Mit 50-Euro-Raten wäre der Schaden erst in mehr als 100 Jahren bezahlt

„Ich kann aber nur 50 Euro im Monat bezahlen“, sagte der 45-Jährige,  mehr sei nicht drin bei etwas mehr als 1000 Euro Rente. Für seine beiden Kinder, die bei ihren Müttern lebten, leiste er keinen Unterhalt. Zu Lebzeiten werde der Angeklagte den Schaden nicht ausgleichen können, sagte der Vorsitzende Richter Herbert Prümper. Wenn er im Jahr 600 Euro abträgt, käme die Gesamtsumme (ohne Zinsen) erst in mehr als 100 Jahren zusammen.

Dennoch wurde er zu „Wertersatz“ in Höhe von 69.370,70 Euro verurteilt, zahlbar an die Staatsanwaltschaft, die das Geld, so vorhanden, an die Krankenkasse weiterleitet. Außerdem erhielt er eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird.

Da sich der Troisdorfer in Therapie befindet, um mit den Folgen seiner psychischen Behinderung besser umgehen zu können, sei eine positive Sozialprognose auszusprechen. Auch seine Medikamentensucht hat er laut ärztlichen Attesten erfolgreich bekämpft.

Einen weiteren versuchten Versicherungsbetrug aus dem Jahr 2020 stellte das Gericht ein. Da hatte der Angeklagte nach einem Einbruch Wertsachen für mehr als 4000 Euro, darunter einen Smoking, als gestohlen gemeldet. Die Versichung zahlte den Schadensersatz nicht aus.

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