Vierte Corona-WelleKliniken im Rhein-Sieg-Kreis fürchten Überlastung

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Auf den Intensivstationen sind noch Plätze frei – die Kliniken befürchten, dass sich das ändert.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Lage auf den Intensivstationen ist auch in der vierten Corona-Welle ein Argument für mögliche Schutzmaßnahmen. Doch wie angespannt ist die Lage in den Kliniken der Region? Die Redaktion hat nachgefragt.

GFO-Kliniken Troisdorf

„Im Moment ist die Lage noch beherrschbar“, sagt Ingo Morell, Mitglied der Geschäftsleitung beim Klinikverbund der Gemeinnützigen Franziskanerinnen zu Olpe (GFO). „Aber wir merken auch, dass die Situation anzieht.“ In den kommenden zwei bis drei Wochen werde sich die angespannte Lage bemerkbar machen.

So waren am Mittwoch an den Troisdorfer Standorten St. Josef und St. Johannes 14 Intensivbetten belegt. In fünf Fällen wurden Covid-Patienten behandelt, von denen vier nicht geimpft waren oder deren Impfstatus nicht bekannt war.

Auf den Normalstationen wurden 18 Covid-Patienten versorgt. Davon sind laut GFO drei Personen nicht geimpft, elf Patienten sind geimpft, bei vier weiteren ist der Impfstatus unbekannt. So lange wie möglich wolle man am normalen Betrieb festhalten, so Morell. „Die Frage ist, wie lange noch.“

Personalknappheit ist auch für die GFO, die zwischen Brühl, Bonn, Bergisch Gladbach und Bonn-Beuel insgesamt neun Standorte unterhält, ein Thema. Von den 24 Intensivbetten im Krankenhausplan können aufgrund von Personalmangel derzeit nur 20 tatsächlich belegt werden. „Und wenn jemand krank wird, müssen wir Betten aus dem Betrieb nehmen“, erklärte Morell. Zumal die Klinik verbindliche Personaluntergrenzen einhalten muss, um nicht Strafe bezahlen zu müssen. „Das Intensivpflegepersonal ist im Dauereinsatz.“

Gleichwohl gibt es nach Auskunft von Ingo Morell bei den GFO-Kliniken Stufenpläne für die Nutzung von Räumen auch außerhalb der Intensivstation für die Beatmung und Betreuung von Intensivpatienten, zum Beispiel im Aufwachraum und Zentral-OP, in der Schlaganfallstation und der Tagesklinik. Sollte es nötig werden, weitere Intensivbetten zu öffnen, lasse sich zusätzliches Personal aus anderen klinischen Abteilungen intern rekrutieren.

Das reduziere aber die regulären Versorgungskapazitäten. Die seien „ebenfalls angespannt“: einerseits jahreszeitlich bedingt, anderseits durch den Versorgungsstau aus den zurückliegenden Monaten.

„Ich habe großen Respekt vor unseren Leuten“, sagt Morell, „auch auf den normalen Covid-Stationen“. Nicht jeder oder jede könne dem dauerhaften Druck standhalten. Eine Statistik gebe es dafür nicht, doch wisse er aus persönlichen Gesprächen, dass durchaus Beschäftigte ihre wöchentlichen Arbeitsstunden reduziert hätten.

Helios-Klinikum Siegburg

Fehlende Intensivbetten sind im Helios-Klinikum Siegburg zumindest derzeit kein Problem: Pressesprecherin Janina Decker zufolge werden zwar fünf Patientinnen und Patienten mit Covid behandelt, die Vorerkrankungen haben und durchgeimpft sind. Keiner von ihnen sei aber Intensivpatient. „Wir möchten nochmals die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Covid-Impfung betonen“, hebt die Sprecherin allerdings hervor. „Unsere Zahlen zeigen, dass im Vergleich weniger geimpfte Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden.“

Konsequentes Impfen, auch die Booster-Impfung, sei der einzige sinnvolle Weg aus der Pandemie und bislang der einzige Weg, um sich vor einem schweren Verlauf zu schützen. „Wir sind uns der angespannten Lage bewusst und bewerten diese täglich neu, um kurzfristig auf aktuelle Entwicklungen und Gegebenheiten reagieren zu können.“

Aktuell werde damit gerechnet, dass die Zahlen weiter anstiegen, das Klinikum sei darauf aber gut vorbereitet. „Aktuell weisen unsere Intensivkapazitäten eine normale der Jahreszeit entsprechende Auslastung auf.“

Asklepios-Kinderklinik Sankt Augustin

Probleme mit Coronafällen hat die Kinderklinik in Sankt Augustin zurzeit nicht. „Intensivbetten sind wegen der Pandemie bei uns nicht belegt“, berichtet Pressesprecherin Bernadette Rolla. Die Klinik hatte zu Beginn der Krankheitswelle extra eine Isolierstation eingerichtet, um im Notfall vorbereitet zu sein. Dazu gehörte der Bau von drei neuen Intensivzimmern. „Bis zu 17 Isolierzimmer stehen insgesamt zur Verfügung“, teilte Professor Gerd Horneff, der Ärztliche Direktor des Hauses bei der Vorstellung des Projektes im November 2020 mit. 

St.-Franziskus-Krankenhaus Eitorf

Im Eitorfer St.-Franziskus-Krankenhaus werden mit Stand Donnerstagmittag zwei Patienten wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt, einer davon auf der Intensivstation. Beatmet werden müsse dieser Patient jedoch nicht, teilte Klinikdirektorin Petra Nöhring auf Anfrage mit. „Wir können derzeit noch keine vierte Welle feststellen.“

In den vergangenen Wochen habe es höchstens drei Covid-Patienten auf einmal im Krankenhaus gegeben, auch werde längst nicht mehr jeder Erkrankte intensivpflichtig, eine Beatmung sei nicht mehr die zwingende Folge. Im vergangenen Jahr war das kleine 100-Betten-Krankenhaus sogar über seine Kapazitäten hinaus ausgelastet.

Die fünf Intensivbetten und sogar das „Not-Bett“, das die Klinik für Notfälle bereithält, waren zu den schlimmsten Zeiten der Pandemie voll belegt, die Patienten mussten beatmet werden. Zwar sei die Intensivstation mit Landesmitteln auf den Stand gebracht worden, um dort auch Corona-Patienten im schwersten Stadium behandeln zu können. Aber nicht nur die Intensivstation sei voll gewesen. Teilweise seien zwölf Prozent der Klinikbetten mit Covid-19-Patienten belegt gewesen, in größeren Kliniken bewege sich die Belegung um acht Prozent.

Das Eitorfer Krankenhaus sei im vergangenen Jahr seiner Verantwortung gerecht geworden und habe die Last getragen, damit die Corona-Patienten in der Region versorgt gewesen seien. Aber Ärzte und Pflegepersonal seien da bis an die Grenzen der Belastbarkeit gegangen. „Wenn das nochmal so kommen würde, wäre das sehr schwierig“, gibt Noll zu.

Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die am Patienten arbeiten, werde eine Booster-Impfung im Haus angeboten – und die werde vom Personal auch angenommen.  

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