WeinanbauDie vulkanische Seele des Veltliners im Rhein-Sieg-Kreis

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Weingut Pieper.

Rhein-Sieg-Kreis – „Dieser Wein ist einmalig in Deutschland, vielleicht sogar auf der ganzen Welt“, sagt Winzer Felix Pieper. Er hat im Jahr 2014 erstmals die Rebsorte Grüner Veltliner im Siebengebirge auf Trachytboden angepflanzt. Auf diesem Untergrund haben die Reben aus Niederösterreich bislang noch nie bei einem Profiwinzer Wurzeln geschlagen. Doch wie schmeckt der Tropfen?

Dennis Blanke, Sommelier beim Sternerestaurant Le Gourmet im Clostermanns Hof in Niederkassel, schaut bei Pieper zum Testen vorbei.  „Einen Wein aus der direkten Nachbarschaft auf der Weinkarte zu haben, reizt schon“, befindet der Fachmann. So etwas werde immer wieder nachgefragt.

Zu Fuß geht es in den Wingert

Pieper begrüßt Blanke an seinem Weinberg mit der Straßenbezeichnung Am Domstein. Zu Fuß geht’s in den Wingert. „Diese Weinstöcke hier haben sicher auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, bestimmt 40 oder?“, fragt Blanke mit Blick nach links auf dem Weg zum Veltliner-Hang. „Das ist eine Scheurebe, die haben wir 1979 gepflanzt“, bestätigt Pieper.

An der Weggabelung wächst der Grüne Veltliner am Hang zum Rheintal hinunter. „Ich habe keine allzu steile Lage gewählt, weil sich die Veltliner-Reben, insbesondere im jungen Stadium des Aufwuchses, so besser mit Wasser versorgen“, berichtet Pieper. Die Sonne bescheine diesen gegenüber den Steilstlagen eher kühleren Standort mit Süd-Ausrichtung auch nicht so intensiv, sodass die Trauben ausreichend Zeit hätten, eine perfekte physiologische Reife zu erlangen.

Etwas ganz Neues für die Reben

Steinige und hagere Löss-Böden, wie sie in der Wachau vorkämen, sei der Wein gewohnt. „Trachyt ist daher etwas ganz Neues für die Reben.“ Blanke schaut sich die Weinstöcke genau an. Er dreht ein Blatt um und erkennt den typisch weißen behaarten Blattuntergrund vom Veltliner.

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Sommelier Dennis Blanke sammelt  erst Geruchseindrücke.

Pieper erklärt: „Wir teilen die Doppeltriebe nach der Blüte, damit die Pflanze nicht zu viele Trauben versorgen muss. Weniger ist da mehr. Auch später teilen wir das Traubenmaterial im Ganzen noch einmal horizontal, um eine bessere Versorgung der restlichen Trauben zu gewährleisten.“

Verjus - uralte Würzmittel aus unreifen Trauben

Blanke, der auch Restaurantmeister ist, zeigt sich interessiert. „Machen Sie Verjus aus den Trauben, die abgeschnitten werden?“, fragt er. Dieses uralte Würzmittel wird aus unreifen Trauben hergestellt und kann als Säureträger alternativ zu Essig genutzt werden.

„Dafür schneiden wir zu früh“, antwortet Pieper. „Wir lassen den kompletten Grünschnitt samt der Trauben als natürlichen Dünger einfach zwischen den Weinzeilen liegen.“ Der komplette Verzicht auf Insektizide und Herbizide ist ihm besonders wichtig.

Rund 1000 Liter werden produziert

Vor dem Weinkeller öffnet Pieper eine gekühlte Flasche Grünen Veltliner, Jahrgang 2019. 2018 sei nicht mehr da. „Der ist immer schnell ausverkauft. Rund 1000 Liter werden von uns inzwischen produziert.“ Der Sommelier schenkt zuerst dem Winzer und dann sich einen kleinen Schluck ein.

Blanke hebt das Glas gegen das Licht, um die Farbe zu beurteilen. Dann riecht er vorsichtig in das Glas hinein. Schwenkt den Wein, damit dieser Luft bekommt, und prüft erneut mit Kennernase. „Man riecht das Mineralische vom Trachyt, dazu feine Aromen vom Pfirsich und florale Aromen von Lavendel.“

Die typische Pfeffer-Note erinnert an Szechuanpfeffer

Die Spannung bei Pieper wächst, als der Sommelier das Glas an den Mund ansetzt. Blanke schlürft eine kleine Menge, so wird der Grüne Veltliner mit Sauerstoff angereichert. Ein Schluck hinterher, um den Abgang festzustellen. „Man schmeckt sehr klar die prägnante Mineralik mit dezenten Fruchtaromen, die typische Pfeffer-Note erinnert an Szechuanpfeffer“, so die ersten Sätze.

Doch dann kommt ein Satz, der die Exklusivität der Trachytlage unterstreicht: „Die Rauchigkeit des Vulkanbodens sticht klar hervor, erinnert mich fast an Feuersteinböden von der Loire in Frankreich, aber anders“, so der Sommelier. Die Säure sei gut eingebunden, das Mundgefühl und der Abgang stimme. „Für mich ist das ein qualitativ hochwertiger Wein“, fasst Blanke zusammen. Pieper freut sich über dieses fachmännische Urteil und fühlt sich in seinem Versuch bestätigt.

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„Als wir die ersten 150 Liter Jungfernertrag 2017 hatten, da war uns klar, dass wir was Besonderes angebaut hatten.“ Und die Nachfrage habe dies bewiesen. Dies bestätigt auch das Urteil von Sommelier Blanke, der jetzt einen weiteren Spitzenwein aus der Region in seinem Weinkeller im Clostermanns Hof lagern kann.

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