Sondermarke für das KlimaTrotz Regen – keine Entwarnung für den NRW-Wald

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Herbstlicher Wald - wie geht es den Bäumen?

Köln/Berlin – Jahr für Jahr gibt das Bundesministerium für Finanzen etwa 50  Sonderbriefmarken  zu Themen der  deutschen Geschichte und Kultur heraus. „Briefmarken“, erklärt das Ministerium dazu, „sind weit mehr als reine »Postwertzeichen« – sie sind Spiegel der Zeit, Botschafter unseres Landes und Kunstwerke im Miniaturformat.“ Große Themen auf kleinem Raum. 

Im Oktober werden fünf Marken herausgegeben, es geht da zum Beispiel um Schmetterlinge, um deutsche Sagen und um Street Art –  eines der Motive  aber widmet sich dem Thema Umwelt: Es geht um Klimawandel und die Nöte des Waldes. Die Marke wurde entworfen von der Grafikerin Constanze Hein aus Berlin und hat einen Wert von 80 Cent.

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Die neue Briefmarke

Über den ästhetischen Wert der Marke lässt sich streiten – das Werk strahlt Anmut und Charme eines Verbotschildes aus – statt einer forstlichen Szene oder gar Romantik prangt in modernen Lettern Text auf der Marke: „Gefahren des Klimawandels – Wald ist Klimaschutz“.

Alles zum Thema Klimawandel

Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW, findet trotzdem lobende Worte: „Die Briefmarke bringt auf 3x3 Zentimetern die Lage des NRW-Waldes auf den Punkt: Auf über 80.000 Hektar sind schon Bäume durch die Klimakrise abgestorben, gleichzeitig leisten über 800.000 Hektar immer noch Großes für uns alle. Die müssen wir im Blick behalten und ihre Vitalität fördern.“

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Die Fraßgänge von Borkenkäfern hinter der Rinde  sind hier ebenso sichtbar wie die weißen Larven.

Der Zustand des Waldes in NRW ist unverändert ernst. Zwar liegen die Ergebnisse der aktuell laufenden Waldzustandserhebung erst Anfang November vor. Aber der bisherige Eindruck der Fachleute ist nicht sonderlich positiv: „Dort wo der Borkenkäfer schon war – Sauerland, Bergisches Land, Eifel –  ist die Lage weiterhin sehr angespannt“, sagt Friedrich Louen, Sprecher des Landesbetriebs Wald und Holz NRW.

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Zwischenzeitlich konnte man die Hoffnung hegen, die recht niedrigen Temperaturen und der ergiebige Niederschlag in Winter und Frühjahr würden dem Borkenkäfer erheblich zusetzen. Ein bisschen war es auch so: „Der erste Ausflug im Frühjahr fand deutlich verzögert statt“, sagt Louen, „mit dem Ergebnis, dass sich die dritte Generation in diesem Jahr eigentlich nicht mehr voll entwickeln kann.“  Das klingt besser als es ist:  „Die schiere Masse   der Käfer hat dann aber doch erneut für erhebliche Zerstörungen gesorgt.“

Erholung für Laubbäume

Dennoch war der  stellenweise überreiche Niederschlag nicht völlig wirkungslos. „Für die Laubbäume etwa ist das Jahr 2021 mit dem vielen Regen womöglich ein Jahr der Erholung“, sagt Louen, „aber die Auswirkungen der drei sehr trockenen Stressjahre seit 2018 verschwinden nicht einfach mal so.“

Als Beispiel verweist Louen auf die gute, alte, deutsche Eiche: „Wir beobachten eine nur geringe Fruktifikation. Es kostet die Bäume sehr viel Energie, die tausenden von Eicheln zu bilden. Diese Zurückhaltung deutet darauf hin, dass die Erholung für die Bäume eher ein Prozess über einige Jahre ist.“ 

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Kahlschlag im Veynauer Wald. Dem Borkenkäfer fielen allein hier 1000 Festmeter Fichte zum Opfer.

Mit Blick auf die Holzwirtschaft in NRW  haben die Forstleute des Landesbetriebs eine gewissen Entspannung beobachtet. Zwischenzeitlich war die Nachfrage aus Nordamerika nach NRW-Schnittholz eskaliert mit der Folge, dass die Preise für den Festmeter Holz explodierten und der heimische Markt kaum mehr versorgt werden konnte. „Die Nachfrage nach Schnittholz aus Nordamerika ist zurückgegangen“, sagt Friedrich Louen, „die Preise sollten sich mithin beruhigt haben; und es sollte wieder genug Holz für den heimischen Markt zur Verfügung stehen.“

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