Vogel von Hand aufgezogen„Olga“ kehrt nach einem Jahr zu Besitzerin zurück

Ringeltaube Olga kam nach einem Jahr zu Luisa Nentwig zurückgeflogen.
Copyright: Luisa Nentwig
Willich – Olga ist ein Vogel der Hoffnung. Zumindest sieht Luisa Nentwig das so: „Olga ist eine ganz besondere Taube“, sagt die 24-Jährige, die als tiermedizinische Fachangestellte in einer auf Vögel spezialisierten Praxis in Willich am Niederrhein arbeitet. Die braun-gescheckte Ringeltaube, die sie mit der Hand aufzog, kam nach einem Jahr, in dem Nentwig das Tier schon fast verloren glaubte, zu ihr zurückgeflogen.
Tier war mehr tot als lebendig
Im Mai 2020 brachte eine Frau ein aus einem Baum gefallenes Taubenküken in die Tierarztpraxis. „Sie war mehr tot als lebendig“, erzählt die 24-Jährige. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie es packt.“ Nentwig legte das Tier unter eine Wärmelampe und gab ihr eine Infusion. Ringeltauben sind nicht mit Stadttauben zu verwechseln. Die Tiere sind vor allem an den weißen Flügelbändern und weißen Halsstreifen zu erkennen. „Hübsch war sie am Anfang trotzdem nicht“, sagt Nentwig und lacht. „Das darf man sich nicht wie ein niedliches Entenküken vorstellen.“

Taube Olga als Küken: Mehr tot als lebendig wurde sie in die Tierarztpraxis gebracht.
Copyright: Luisa Nentwig
Das Tier wuchs ihr trotzdem ans Herz und Nentwig entschied sich, die Taube aufzunehmen. „Ich hatte anfangs große Zweifel, ob ich das schaffe, ich hatte vorher noch nie eine Taube von Hand aufgezogen.“ Im Garten errichtete sie mit ihrer Familie einen Hühnerstall mit einer Voliere, in der die Taube das Fliegen übte: „Ich habe sie überall mit hingenommen. Zur Arbeit und sogar zu meinem Freund.“
„Hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass sie zurückkommt“
Luisas Mutter taufte die Taube Olga. Zwei Monate lang bewegte Olga sich frei auf dem Grundstück, saß im Wintergarten oder dem Gartenhäuschen. Schließlich wurden Olgas Ausflüge länger. Zunächst war sie ein paar Stunden fort, dann ein paar Tage, zuletzt eine Woche. Irgendwann kam Olga gar nicht mehr. Und Nentwig machte sich Sorgen. „Einerseits war ich froh, dass sie ausgewildert war. Andererseits habe ich befürchtet, dass ihr ihre Zutraulichkeit zum Verhängnis wird. Sie hatte nicht mal Angst vor unserem Hund.“

Taube Olga heute: Mittlerweile besucht sie die Familie wieder täglich.
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Immer wieder schaute Nentwig nach, ob eine der Tauben im Garten Olga war. Vergeblich. „Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass sie zurückkommt.“
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Olga flog direkt wieder auf Nentwigs Arm
Bis Anfang Mai auf dem Dach des Gartenhäuschens zwei Tauben saßen: „Mir ist bei einer Taube ein besonders weißes Bein aufgefallen, und ich hatte Olga als Erkennungsmerkmal damals einen rosafarbenen und einen weißen Ring angelegt. Ich bin also nachgucken gegangen – und es war tatsächlich Olga!“ Nentwig spricht das Tier mit Namen an, die Taube kommt ihr sofort auf den Arm geflogen.

Ringeltaube Olga kam nach einem Jahr zu Luisa Nentwig zurückgeflogen.
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Seitdem kommt Olga wieder jeden Tag zu Besuch. Sollte Olga sich noch einmal entscheiden, auf große Reise zu gehen, wäre das für Nentwig nicht schlimm: „Ich weiß jetzt, dass sie die ganze Zeit draußen gelebt hat. Sie schafft das.“