AutoindustrieBMW will das „grünste Elektroauto der Welt“

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SUV

BMW iX – rein elektrisch mit aggressivem Look.

Stramm in Richtung Elektromobilität richten sich mittlerweile alle deutschen Autobauer aus. BMW strebt aber mehr an: „Das grünste Elektroauto kommt von BMW“, versprach Konzernchef Oliver Zipse am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in München.

Um das nicht zum Lippenbekenntnis verkommen zu lassen, nennen die Bayern nachprüfbare Ziele bis 2030 und haben den gesamten Lebenszyklus eines Wagens inklusive Produktion und Zulieferkette im Blick. Binnen zehn Jahren sollen die Emissionen je Fahrzeug auf dieser Basis um wenigstens ein Drittel sinken, in der Nutzungsphase eines Autos sogar um 40 Prozent.

Elektroautos brauchen mehr Energie in der Produktion

Anspruchsvoll sind die Ziele, weil Stromer in der Produktion bisher mehr Emissionen verursachen als herkömmliche Autos mit Verbrennungsmotor.

Allein in der Lieferkette würden die eigenen Wachstumspläne in der Elektromobilität je Fahrzeug den Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) um gut ein Drittel steigen lassen, räumte Zipse ein. Er will diesen Automatismus durchbrechen. Durch Verpflichtungen an nachhaltiges Wirtschaften seiner gut 7000 Hauptlieferanten will BMW bis 2030 den CO2-Ausstoß in der Lieferkette um ein Fünftel senken. Das soll erstmals beim neuen Technikflaggschiff BMW iX durchgesetzt werden. Der vollelektrische Geländewagen soll Ende dieses Jahres auf den Markt kommen.

Mehr recyceltes Material

Zudem propagiert der Hersteller die Kreislaufwirtschaft und erklärt recycelten Stahl, Kunststoff und Aluminium zum neuen Maßstab. „Secondary first“, nannte Zipse diesen Paradigmenwechsel. Damit heben sich die Münchner von ihrer Branche ab. Diese Nachhaltigkeitsziele in Rechnung gestellt, bekommen die BMW-Pläne für Elektromobilität eine besondere Bedeutung.

Dabei sticht heraus, dass die Kleinwagenmarke Mini 2025 letztmals ein neues Verbrennermodell auf den Markt bringen wird und in etwa zehn Jahren über ein ausschließlich vollelektrisches Angebot verfügen soll. Bei der Stammmarke BMW selbst bleibt ein Ausstiegsdatum für die Verbrennertechnik hingegen offen. „Das bestimmt die Kundennachfrage“, sagte Zipse.

Elektroautos sollen aus der Nische heraus

Dennoch drücken die Bayern bei E-Autos auf die Tube. Binnen zwei Jahren wollen sie ein dutzend vollelektrische Modelle auf der Straße haben und so fast alle heutigen Marktsegmente abdecken. Ende 2021 werden es schon mal fünf reine Elektromodelle sein. „Wir gehen mit unserem vollelektrischen Angebot in die Breite und bleiben nicht in der Nische“, versprach Zipse. Bis 2025 werde der Absatz solcher Autos jedes Jahr um deutlich mehr als die Hälfte gesteigert. Fünf Jahre später solle dann mindestens jeder zweite weltweit verkaufte BMW vollelektrisch sein.

Zuvor ist 2025 ist noch ein wichtiges Datum in den Strategieplänen der Bayern. In dem Jahr will BMW Modelle der sogenannten neuen Klasse starten. Der Begriff ist eine Anleihe an die Sechzigerjahre, als BMW unter diesem Schlagwort ein komplett neues Modellsortiment auf den Markt gebracht hat, das damals alte Zöpfe radikal abgeschnitten hat. Das soll sich 2025 wiederholen, wobei BMW den neuen Geländewagen BMW iX als eine Art Stammvater der Entwicklung sieht. „Wir wollen das Auto neu denken mit einer auf Elektromobilität zugeschnittenen Architektur“, sagte Zipse. Dazu zähle auch die Brennstoffzelle.

Hohe Rendite auch während der Transformation

Wie VW plant BMW ebenfalls mit einer stabilen Rendite im elektromobilen Hochlauf. „Wir trauen uns viel zu“, betonte Zipse. 8 bis 10 Prozent operative Umsatzrendite im reinen Autogeschäft gelten für BMW als Profitabilitätsziel auch im Elektrozeitalter, sagte Finanzchef Nicolas Peter. Im Corona-Jahr 2020 war sie auf 2,7 Prozent eingebrochen bei einem um ein Viertel auf 3,9 Milliarden Euro verminderten Jahresüberschuss. 2021 soll die Gewinnmarge wieder auf 6 bis 8 Prozent zulegen. Neben dem Gewinn soll auch der Absatz dieses Jahr wachsen, der 2020 um gut 8 Prozent auf 2,33 Millionen Verkäufe der drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce gesunken war. Der Konzernumsatz sank parallel um 5 Prozent auf 99 Milliarden Euro. Die Höhe des für 2021 geplanten Absatz- und Umsatzzuwachses bleibt offen.

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Keinen neuen Stellenabbau muss im Gegensatz zu VW das Personal bei BMW befürchten. Im Vorjahr wurde die Belegschaft über die übliche Fluktuation und Regelungen zum Vorruhestand um 5300 auf noch gut 120 700 Stellen verringert. Dieses Abbauprogramm läuft in diesem Jahr aus, was noch einige hundert Stellen kosten dürfte. Eine neue Sparrunde ist auch mittelfristig nicht in Sicht. BMW plant in der Elektromobilität mit einem unveränderten Personalstand.

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