Corona-KriseGaststätten wollen Verbot von Heizpilzen kippen – Spott von Greenpeace

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Vielerorts sind die sogenannten Heizpilze aus Umweltschutzgründen verboten.

Berlin – Hotels und Gaststätten hat die Corona-Krise mit voller Wucht getroffen. Deshalb will ihr Lobbyverband nun Möglichkeiten schaffen, auch im Herbst und Winter vermehrt Gäste in den Außenbereichen zu bewirten. “Kommunen, die derzeit ein Verbot von Heizpilzen haben, sollten es in diesem Herbst und Winter aussetzen”, sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin der Dehoga, dem “Tagesspiegel”.

Dies soll bei der Umsetzung der Abstandsregeln helfen und den Restaurants, die keine anderen Möglichkeiten haben, gleichzeitig mehr Geschäft ermöglichen. Heizstrahler gelten wegen ihres hohen Energieverbrauchs als klimaschädlich. In vielen Städten wie Stuttgart, Berlin oder Hannover sind sie deshalb in der Öffentlichkeit verboten.

Bei Greenpeace kommt die Idee nicht gut an: “Wenn Gastronomen fordern, die Saison durch Heizpilze auszudehnen, klingt das so, als würden die Küstenregionen verlangen, mit Tauchsiedern die Badesaison an Nord- und Ostsee zu verlängern”, sagte Lisa Göldner dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Viele Kunden fordern heute ein klimafreundliches und verantwortungsbewusstes Verhalten ein, so die Klimaexpertin. Und: “Beim Klimaschutz zählen auch die unscheinbaren und ganz pragmatischen Dinge: Wenn es kalt wird, zieht man sich eine Jacke über oder kuschelt sich in eine Decke ein. Das ist klimafreundlich und gemütlich. Die Lösung liegt hier auf der Hand.”

Union unterstützt die Dehoga-Idee

Unterstützung kommt hingegen von Paul Lehrieder (CSU), tourismuspolitischer Sprecher der Unionsfraktion. “Anders als in geschlossenen Räumen ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Virus durch Aerosole an der frischen Luft gering. Angesichts der dramatischen Umsatzeinbrüche im Gastrobereich der vergangenen Wochen und Monate halte ich eine temporäre Aussetzung des Heizpilzverbots für sinnvoll”, sagte er dem RND. “In dieser Ausnahmesituation stehen für mich das Gesundheitsinteresse der Gäste und die Existenzsicherung der Gastronomen im Vordergrund.”

Der Grünen-Experte Markus Tressel hält die Idee für “nicht zielführend”. “Man sollte nicht damit anfangen, die Einhaltung etablierter Umweltstandards quasi an die Kassenlage zu koppeln”, sagte er dem RND. “Außerdem glaube ich nicht daran, dass es – selbst mit Heizpilzen – möglich sein wird, im späten Herbst und Winter signifikante Teile des Gastrogeschäftes in den Außenbereich zu verlagern. Im Einzelfall wird das ansatzweise gehen, aber das kann und wird nicht der Königsweg zur Rettung der Gastronomen sein”, so der Politiker. Tressel sieht die Bundesregierung in der Pflicht, die Gastronomie stärker als bisher finanziell zu unterstützen. (RND)

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