KommentarWüst will über Corona beraten und das Virus ruft Kölle Alaaf

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Köln – Der Donnerstag bescherte der Republik bei der Corona-Lage neben vielen traurigen Nachrichten eine irre Gleichzeitigkeit. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf verkündete der neue Landesherr Hendrik Wüst (CDU) die Einberufung einer Ministerpräsidentenkonferenz. Am Donnerstag wollen die Chefinnen und Chefs der 16 Länder mit der Bundesregierung beraten, wie es mit der Bekämpfung des Virus weiter gehen soll. 35 Kilometer entfernt – in Köln – eröffneten derweil tausende Jecken um 11.11 Uhr die Karnevalssession. Ohne Abstand, ohne Masken und vielfach alkoholisiert. Die Gleichzeitigkeit ist symptomatisch.

Weiterer Lockdown ist keineswegs ausgeschlossen

Wüst hat bis zur Landtagswahl im Mai Zeit, sich zu profilieren. Gelingt das nicht, droht dem gerade erst ins Amt gekommenen CDU-Politiker die Ablösung. Also gibt er sich entschlossen. Dies ändert nur nichts daran, dass der politische Umgang mit der Pandemie deutschlandweit erneut chaotisch wirkt. Die von allen als notwendig erachteten Booster-Impfungen sind mal wieder schlecht vorbereitet. Kostenlose Corona-Tests wurden zunächst abgeschafft; jetzt werden sie wieder eingeführt. Eine Impflicht ist selbst für Pflegekräfte nicht in Sicht. Die 2G-Regel ist umstritten. Und ein neuer Lockdown ist keineswegs ausgeschlossen.

Nur leider versagt die Politik nicht allein. Neun Millionen Erwachsene, die sich impfen lassen könnten, tun es nicht. Andere verletzen vorsätzlich die Maskenpflicht. Eine radikale Minderheit geht sogar aggressiv gegen Corona-Maßnahmen vor. Und dann gibt es da noch die Jecken aus Köln, die gewiss nicht böswillig sind, sondern vermutlich einfach bloß Corona-müde. Das Virus freut sich jedenfalls darüber. Am Rhein hat es sicher ein paar Mal „Kölle Alaaf!“ gerufen. 

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