Kommentar zur BundestagswahlArmin Laschet denkt vor allem an einen – sich selbst

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Laschet guckt traurg

CDU-Kanzlerkandidat und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet

Berlin – Es ist nicht verwerflich, dass CDU-Chef Armin Laschet angesichts des anfänglichen Kopf-an-Kopf-Rennens mit der SPD am Wahlabend die Tür für die Union zum Kanzleramt offenzuhalten versuchte. Man erinnere sich an den Kapitalfehler der SPD 2017, als sie sich schon am Wahlabend in die Opposition verabschiedete. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier musste sie später zum Regieren zurückrufen. Am Ende verhinderte die SPD eine Lähmung des Landes durch eine Neuwahl nach dem Jamaika-Aus. Aber der Makel, dass sie zunächst den Kopf in den Sand steckte, haftete ihr lange an.

Laschet macht nun das Gegenteil. Das ist genauso unklug. Als klarer Wahlverlierer greift er nach der Macht und behauptet obendrein, dass er keinen Regierungsanspruch erhebe. Doch das tut er. Am Sonntag hat er sogar von einem „Auftrag" der Wählerinnen und Wähler für die Union gesprochen – „gegen eine linksgeführte Bundesregierung„ – und am Tag nach der Wahl im Lichte des historischen Absturzes der Union von der „Verpflichtung", weiter um Regierungsverantwortung zu kämpfen. SPD-Mann Olaf Scholz und er seien zur gleichen Demut aufgerufen. Das ist lächerlich und ignorant.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident bleibt sich nach seinem verheerenden Wahlkampf im schlechten Sinne treu: er schwankt und schwurbelt. Und jetzt taumelt er. Der 60-Jährige hat seine Kanzlerkandidatur nur durchgeboxt und sie der Union aufgezwungen, ohne danach Aufbruchstimmung zu versprühen. Viele in der CDU wollen einen echten Neuanfang und den verkörpert Laschet nicht.

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Die Partei täte gut daran, sich bescheiden zu zeigen. Sie hat diese Wahl krachend verloren. Erst wenn sich SPD, FDP und Grüne nicht auf eine Ampel einigen können sollten – was ja durchaus denkbar ist - käme sie wieder ins Spiel. Dann aber mit Recht. Nichts ausschließen und sich für Verhandlungen bereithalten und derweil schon mal mit der Fehleranalyse des eigenen Wahlkampfs beginnen – das hätte mehr Vertrauen geschaffen als dieses Beharren darauf, das Beste sei eine Jamaika-Koalition unter Unionsführung und mit einem Kanzler Laschet.

Drei Jahre hatte die CDU Zeit, den Übergang von der Ära Merkel in die Zukunft zu gestalten. 2018 hatte die Bundeskanzlerin den Weg dafür freigemacht. Das war noch keiner Partei vergönnt, ohne vorheriges Desaster durch Rücktritt, Abwahl oder Sturz über die nächste Kanzlerkandidatur zu entscheiden inklusive Parteiführung. Und was haben die Christdemokraten gemacht? Parteiintern gestritten und gekämpft und in der Auseinandersetzung mit der Konkurrenz zugleich geschlafen.

Laschet hat Steher-Qualitäten, keine Frage. Das stellt er auch jetzt wieder unter Beweis. Sein Kurs sieht aber nicht nach der edlen Devise aus: „Erst das Land, dann die Partei und dann die Person." Es wirkt eher so, dass es Armin Laschet um Armin Laschet geht. Das verspricht keinen Erfolg.

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