Kommentar zur KriseCorona ist kein Schicksal – Leichtsinn macht es dem Virus leicht

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Wer Alkohol trinkt, wird eher leichtsinnig. Das kann auch in der Corona-Krise ein Problem werden.

  • Die Meldungen der zurückliegenden Tage lassen darauf schließen, dass uns schwere Monate bevorstehen.
  • Dies anzuerkennen und auszusprechen, ist keine Panikmache, sondern ein Gebot der Vorsicht und Verantwortung.
  • Nun liegt es an uns, Dinge zu vermeiden und die Ausbreitung zu stoppen. Ein Kommentar.

Die Corona-Pandemie geht mit einer sonderbaren, fast widersprüchlichen Erfahrung einher.

Das von Virologen und auch Politikern vielfach Vorausgesagte tritt ein – und dennoch reagieren viele Menschen darauf überrascht, nicht selten auch verschreckt. Uninformiertheit dürfte die schlechteste Erklärung dafür liefern. Wahrscheinlicher ist, dass wir – den Fakten zum Trotz – hoffen, von rasant steigenden Infektionszahlen, finanziellen Einbußen und persönlicher Erkrankung verschont zu bleiben. Eine allzu menschliche, verständliche Hoffnung.

Sie wird von den jetzt vielfach gezeigten Europakarten zum Infektionsgeschehen genährt. Deutschland erstrahlt hell darauf, umgeben von roten und tiefroten Risikogebieten. Doch diese Karten sind ein Abbild der Vergangenheit. Die sich aus ihnen speisende Hoffnung ist trügerisch.

Steigende Todeszahlen

Die Fallzahlen steigen, die Todeszahlen auch, und ein Corona-Impfstoff ist noch nicht in Sicht: Die Meldungen der zurückliegenden Tage lassen darauf schließen, dass allen schwierige Monate bevorstehen. Dies anzuerkennen und auszusprechen, ist keine Panikmache, sondern ein Gebot der Vorsicht und Verantwortung. Vor allem darauf kommt es jetzt in diesem zu früh begonnenen Corona-Winter an.

Es gilt, die Fehler aus dem Frühjahr zu vermeiden – im Großen wie im Kleinen. So muss Europas Führungspersonal jetzt einen kühlen Kopf bewahren und Grenzschließungen vermeiden. Nationale Abschottung innerhalb eines bereits mit dem Virus durchsetzten Kontinents schafft nur neue Probleme, statt alte zu lösen. Auch in Kliniken und Heimen kommt es jetzt darauf an, die Lehren aus der ersten Phase der Pandemie zu beherzigen.

Die gute Nachricht ist: Mit dem Wissen von heute lassen sich viele Härten von damals verhindern. Vielerorts legen Alten- und Pflegeheime Hygienekonzepte vor, die den Besuch geliebter Menschen ermöglichen. Das Personal ist wachsam. In Kliniken stehen Intensivpflegebetten und Beatmungsgeräte bereit; es gibt Erfahrungen bei der Versorgung von Covid-19-Patienten. Und neuerliche Schulschließungen will niemand – jetzt, da darüber Konsens herrscht, folgen auch Konzepte. Gewiss gibt es Mängel im Umgang mit der Pandemie. Aber inzwischen ist auch klar: Corona ist kein Schicksal. Das Virus breitet sich nicht von allein aus – es braucht dafür den Menschen. Leichtsinn macht es dem Virus leicht.

Doch mit Corona zu leben lernen bedeutet auch, mit dem dadurch bedingten Frust umgehen zu können. Das ist im Privaten genauso wichtig wie im Politischen. Die Auseinandersetzungen um richtige und falsche Maßnahmen gewinnen an Schärfe. Gut so, Streit ist wichtig. Nur sollte er nicht bis zur Unversöhnlichkeit geführt werden. Denn der Sieg gegen das Virus setzt Zusammenhalt voraus.

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