WolfsbeständeKommunen und Länder fordern leichteren Abschuss von „Problemwölfen“

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Nordrhein-Westfalen, Isselburg: Ein Wolf steht in einem Gehege. Kritiker halten die Hürden zum Abschuss von „Problemwölfen“ für zu hoch. Der politische Streit gärt seit Langem. (Archivbild/Symbolbild)

Kritiker halten die Hürden zum Abschuss von „Problemwölfen“ für zu hoch. Der politische Streit gärt seit Langem. (Archivbild/Symbolbild)

Seit Monaten gärt ein Streit in der Politik über den Umgang mit dem Wolf. Der Landkreistag fordert nun die Einführung von Abschussplänen, auch die Länder pochen auf weniger Hürden beim Abschuss.

Der Landkreistag hat die Bundesregierung aufgefordert, den Abschuss von Wölfen zu erleichtern. Auf nationaler Ebene müssten die naturschutz- und jagdrechtlichen Bundesgesetze geändert werden, sagte Präsident Reinhard Sager (CDU) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Dabei sollte geregelt werden, dass Wölfe auf Grundlage eines Abschussplans gejagt werden dürfen. Außerdem muss der Abschuss von Problemwölfen durch die zuständigen Behörden zügiger und praktikabler ermöglicht werden.“

Vor allem in Gebieten, in denen ein guter Erhaltungszustand bestehe, müsse ein regionales Bestandsmanagement ermöglicht werden. „Das heißt, wir müssen den Wolf dort in seiner Ausbreitung einhegen können“, sagte der CDU-Politiker und forderte eine Änderung des Schutzstatus‘ auf EU-Ebene.

„Die Wolfsbestände sind in Deutschland in den letzten Jahren stark angestiegen. Das führt immer mehr zu Ängsten in der Bevölkerung. Wir haben mehr Angriffe auf Weidetiere“, warnte Sager. „Wir halten den bisherigen absoluten Schutz des Wolfes, der einen bürokratisch aufwändigen Abschuss nur bei Problemwölfen zulässt, deshalb nicht mehr für erforderlich.“ Die Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen, dass auf europäischer Ebene der Schutzstatus des Wolfes geändert werde.

Kritiker: Hürden für Abschuss zu hoch

Am Donnerstag stellt Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ihre Vorschläge zum Thema Wolf vor. Seit Monaten gärt der Konflikt zwischen Bund und Ländern und auch zwischen Grünen und FDP auf Bundesebene, ob der Abschuss von Wölfen erleichtert werden sollte. Laut Bundesamt für Naturschutz wurden für das Monitoringjahr 2022/2023 184 Rudel, 47 Wolfspaare sowie 22 sesshafte Einzelwölfe bestätigt.

Aus Sicht der Kritiker sind die Hürden für den Abschuss zu hoch. Zudem fordern Vertreter der Landwirtschaft, dass der Bestand aktiv gesteuert werden muss. Das würde bedeuten, dass der Abschuss nicht nur auf sogenannte Problemwölfe reduziert wäre. Ähnlich funktioniert das Wolfsmanagement in Schweden, wo jährlich Abschussquoten festgelegt werden, um den Bestand klein zu halten.

Der Landwirtschafts- und Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), bekräftigte seine Forderung nach einer erleichtertem Abschuss von Wölfen. „Ich sehe den Bund hier ganz klar in der Pflicht, den Ländern nun endlich ein vereinfachtes und rechtssicheres Verfahren zur Entnahme von auffälligen Tieren zu ermöglichen“, sagte der Minister dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Der Wolf muss zielgerichtet und schnell entnommen werden dürfen, wenn er Schaden anrichtet, um die Weidetierhaltung, die auch wichtige ökologische Funktionen erfüllt, zu entlasten.“

Der SPD-Politiker kritisierte die aktuellen Regelungen rund um den Zaunschutz. „Nur wenn ein Wolf mehrfach einen 1,20 Meter hohen Elektro-Zaun überwindet und Schafe reißt, ist dies gegenwärtig die Voraussetzung für eine Entnahme.“ Das sei für Nutztierhalter nicht zumutbar und muss geändert werden, fügte Backhaus hinzu. „Wir müssen dringend zu praxistauglichen Regelungen kommen, um den Verlust von Nutztieren einzudämmen und den Menschen vor Ort das Gefühl der Sicherheit zu geben. Nur so können wir die Akzeptanz für die Wiederansiedlung des Wolfes erreichen.“ (RND)

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