Kriegsfinanzierung durch GasKann man Putin auch selbst boykottieren?

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Gasherd putin

Durch die Gaslieferungen finanziert Putin seinen Krieg.

Köln – Die Gaspreise steigen und nun wird mit dem Verkauf von sibirischem Gas auch noch ein Krieg finanziert. Viele Endkunden wollen da nicht mitmachen. Welche Chancen haben sie? Hat man eine Gasheizung sind die Optionen begrenzt. Eine Möglichkeit wäre der Umstieg auf einen Tarif, der zu 100 Prozent auf Biogas setzt. Also einen Brennstoff, der aus organischen Abfällen, Resten aus der Landwirtschaft oder eigens dafür angebauten Pflanzen auch direkt in Deutschland hergestellt wird.

Mit Biogas unabhängiger von Erdgas machen?

Zu den wenigen Anbietern, gehört die Firma Polarstern, die ihr Biogas aus Anlagen in Ungarn und Großbritannien bezieht. Auch wenn bei jedem Verbraucher der gleiche Gasmix ankommt, ist eine Entscheidung für einen Biogastarif nicht wirkungslos. „Mit der Entscheidung für 100 Prozent Biogas sorgen Kunden dafür, dass in der Höhe ihres Gasbedarfs Biogas erzeugt wird. Je mehr sich für Biogas entscheiden, umso grüner wird quasi auch der Gasmix“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens.

Auch wenn Polarstern versichert, genügend Biogas auch für Neukunden zu haben und Verträge weiterhin anbietet, scheint das Wachstumspotenzial begrenzt zu sein. „Der Ausbau im Bereich Biogas, gerade für die Wärmeversorgung, wurde verschlafen, beziehungsweise war lange unattraktiv und daher fehlt es heute an Biogasmengen“, erklärt sie.

Der Anbieter Naturstrom hat vor einigen Monaten seinen Tarif mit 100 Prozent Biogas für Neukunden ausgesetzt. Sprecher Tim Loppe zufolge liegt das daran, dass es in Deutschland zu wenig von dem Brennstoff verfügbar ist: „Es gibt nur 230 Anlagen, die Biogas einspeisen.“

Abkehr von Gasheizung empfohlen

Ein Großteil des in den bundesweit knapp 10 000 Biogasanlagen produzierten Energieträgers würde lokal verbraucht, in Strom umgewandelt oder aufbereitet als Treibstoff an Tankstellen landen. Einen Tarif mit zehnprozentiger Beimischung von Biogas bietet Naturstrom aber noch an. „Das Biogas dafür kommt aus drei Anlagen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg“, so Loppe. Dort seien es unter anderem Reststoffe aus der Landwirtschaft, wie Zuckerrübenschnitzel, aus denen das Gas produziert wird.

Die Verbraucherzentrale NRW rät vom Umstieg auf Biogas ab: „Verbraucher sollten sich lieber Gedanken darüber machen, wie sie von der Gasheizung mittelfristig wegkommen. Wärmepumpen und Fernwärme sind Heizsysteme der Zukunft, Biogas nicht. Die Kapazitätsgrenzen bei Biogas sind schon jetzt erreicht“, sagt Christina Wallraf, Referentin bei der Verbraucherzentrale. Häufig würden für das Gas eigens Pflanzen wie Mais angebaut.

Damit konkurriere die Energieerzeugung mit der Lebensmittelproduktion und könne selbst mit Umweltproblemen und Energieaufwand verbunden sein. Hinzu kommt, dass reines Biogas deutlich teurer ist als ein herkömmlicher Gastarif. Bei Polarstern muss man aktuell mit gut 22 Cent pro Kilowattstunde Biogas rechnen.

Wer Putins Krieg nicht mit seinem Gasverbrauch mitfinanzieren möchte, hat als Endverbraucher jetzt schlechte Karten und muss auf eine Umstrukturierung der Gasimporte warten. Oder seine Technik umstellen und auf einen anderen Brennstoff setzen. Das einzige, was man bis dahin machen kann, ist der Verbraucherzentrale zufolge sparsam mit Gas umzugehen.

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