Trockenheit in DeutschlandSchon ein bisschen Glut kann den Waldbrand entfachen

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21.05.2023, Joachimsthal: Die Feuerwehr bei Löscharbeiten in Joachimsthal bei Barnim. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr in Brandenburg haben am Sonntag mehrere Waldbrände bekämpft.

Im Mai hat die Feuerwehr in Brandenburg mehrere Waldbrände bekämpft.

Die anhaltend hohen Temperaturen führen in vielen Bundesländern zu Trockenheit und Waldbrandgefahr. Für viele Gebiete wurde bereits eine offizielle Warnung ausgesprochen. Doch was heißt das? Das sagen Experten.

Es ist Sommer in Deutschland - und damit nehmen Trockenheit und Waldbrandgefahr in Deutschland wieder zu. Gleich mehrere Bundesländer haben deshalb eine Warnung für ihre Waldgebiete ausgesprochen. So herrscht in weiten Teilen Brandenburgs mit Kategorie vier die zweithöchste Gefahrenstufe. In Mecklenburg-Vorpommern hat die Landesregierung für die Region rund um die Müritz mit Warnstufe fünf sogar die höchste Warnung ausgesprochen. Und auch im Südwesten Deutschlands zeigt die Warnkarte flächendeckend Alarmstufe rot.

„Aktuell nehmen die Brände etwas zu, das hat sicher vor allem etwas mit den in den letzten Tagen etwas wärmeren Temperaturen, wenig oder keinem Regen und den laufenden Arbeiten auf Feldern und in Forsten zu tun“, sagt Ulrich Cimolino, Waldbrandexperte beim Deutschen Feuerwehrverband (DFV) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er verweist vor allem auf das von März bis Oktober bestehende Rauchverbot in deutschen Wäldern.

In manchen Regionen gilt das Verbot sogar ganzjährig. Ein wenig Glut reiche bereits aus, um erheblichen Schaden anzurichten. „Die Gebiete mit trockenen Vegetationsresten auf dem Boden sind mit etwas Wind von jeder Zigarette gut zündfähig“, erklärt der Düsseldorfer Waldbrandexperte. Auch offene Feuer, wie zum Beispiel Lagerfeuer oder Grillen, sind in deutschen Waldgebieten strikt verboten. Zu groß ist die Gefahr, trockenes Holz und Pflanzen in Brand zu setzen.

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Deutscher Wetterdienst: Waldbrandgefahrenindex bewertet meteorologische Gegebenheiten

Das fünfstufige Modell, auf das sich die Bundesländer bei der Herausgabe der Warnstufe beziehen, wurde vom Deutschen Wetterdienst (DWD) entwickelt. „Der Waldbrandgefahrenindex errechnet sich aus der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Niederschlagsmenge. Der Anfangszustand wird in ein Berechnungsmodell eingegeben, welches dann aufgrund der Modellvorhersage die Gefahr für Waldbrand anhand meteorologischer Gegebenheiten bewertet“, heißt es dazu auf der DWD-Homepage.

Ungewöhnlich sei die Zahl der Waldbrände zurzeit aber nicht. Der Deutsche Feuerwehrverband beobachtet die Lage dennoch genau. „Es war im Frühjahr 2023 im Vergleich zu den letzten Jahren eher zu kalt und zu nass“, sagt Cimolino. Die oberflächennahen Wasserspeicher seien daher gut gefüllt. Vor Dürre und Überflutungen schütze dieser Umstand jedoch nicht. „Wir haben immer noch erhebliche Defizite in weiten Teilen Deutschlands in tieferen Bodenschichten“. Jede längere Trockenphase könne also wieder zu einem Dürre-Problem werden. „Gleichzeitig kann aufgrund der Sättigung der oberflächennahen Speichermöglichkeiten jedes ernsthafte regionale Starkregenereignis zu lokalen Überflutungen führen“, erklärt der Feuerwehrmann.

Vor der Gefahr einer Dürre warnt auch das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung. Anhand des  Dürremonitors zeigen die Wissenschaftlicher um Andreas Marx, in welchen teilen Deutschlands aktuell eine Trockenheit herrscht.

Auch er betont: „Dürre und Waldbrandgefahr hängen nicht direkt zusammen. Die Waldbrandgefahr hängt eher von der Oberflächenfeuchte, der sogenannten Streuschicht im Wald, und nicht von der Bodenfeuchte ab.“ Deshalb könne sich die Warnstufe des Waldbrandgefahrenindex auch „von Tag zu Tag relativ schnell ändern“. (RND)

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