„Mr. Titanic“Bekannter französischer Forscher an Bord des verschollenen U-Boots

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Das Tauchboot Titan wird vermisst. Es war unterwegs zum Wrack der Titanic. (Archivbild)

Das Tauchboot Titan wird vermisst. Es war unterwegs zum Wrack der Titanic. (Archivbild)

Der frühere Marinetaucher gehört zu den fünf Insassen des verschollenen U-Boots „Titan“ - ihn leitet seit Jahrzehnten kein touristisches, sondern ein Forschungs-Interesse.

„Monsieur Titanic“ – der Spitzname, den ihm nun französische Medien geben, bekommt einen makabren Beiklang angesichts der Tatsache, dass Paul-Henri Nargeolet immer noch nicht wieder von einer Expedition zu dem berühmten Schiffs-Wrack zurückgekehrt ist.

Wie seine Familie bestätigte, steuerte der 77-jährige Franzose das Tauchboot „Titan“, das seit Sonntag vermisst wird. Die Berichte über angebliche Klopfgeräusche, die Suchteams am Dienstag vernommen haben, nährten die Hoffnung, dass die Expedition doch noch zu einem positiven Ende findet und die fünf Insassen gesund gerettet werden.

Spezialist für das Wrack der „RMS Titanic“

Der frühere Marinetaucher Nargeolet gilt als äußerst erfahrener Spezialist für das Wrack der „RMS Titanic“. Mehr als 30 Mal ist er zu dem legendären Schiff in rund 3800 Meter Tiefe hinab getaucht. Er gehörte bereits der ersten Expedition im Juli 1987 an. Jede davon verlaufe anders, betonte Nargeolet einmal. „Selbst wenn Sie vier, fünf, sechs, sieben oder bis zu acht Stunden lang am Meeresgrund bleiben, wollen Sie eigentlich nicht wieder nach oben kommen“, sagte er in einem Interview.

„Manchmal reize ich es bis zum Ende der Batterien aus, manchmal sogar darüber hinaus. Dafür bin ich mehrmals getadelt worden.“ Trotz dieses Geständnisses und trotz seines unbestrittenen Entdeckergeistes beschreiben ihn frühere Kollegen und Freunde als umsichtig und professionell.

Von jeher vom Meer angezogen

Nargeleot sei „ein Mann des Handelns, der nie vor einer Herausforderung zurückweicht, aber immer alle Vorkehrungen trifft, um ihr zu begegnen“, sagte nun Max Guérout, ehemaliger Marineoffizier und Spezialist für Unterwasserarchäologie. Wie Guérout begann auch Paul-Henri Nargeolet seine Karriere in der französischen Marine, für die er 22 Jahre lang Unterwasser-Einsätze durchführte und leitete.

Im Jahr 1946 in der Alpenstadt Chamonix geboren, war er seit jeher angezogen vom Meer. 1986 beauftragte ihn das französische Forschungsinstitut zur Nutzung der Meere, Ifremer, mit der Leitung der Tauch-Expeditionen an Bord des U-Boots „Nautilus“ zum Wrack der „Titanic“. Später zog er in die USA und übernahm als Verantwortlicher das Programm für Tiefseeforschungen bei der US-Gesellschaft RMS Titanic, Inc.

Bei seinen zahlreichen Tauchaktionen holte Nargeolet etliche Objekte aus der „Titanic“ an die Oberfläche. Er untersuchte aber auch die Tier- und Pflanzenwelt, die sich in dem und um das Wrack angesiedelt hat. Es handle sich um eine Art „Oase inmitten einer riesigen Wüste“, schwärmte er.

Mehrere bis dahin unbekannte Tierarten wurden entdeckt. Erst im vergangenen Jahr erschien in Frankreich sein Buch mit dem Titel „In den Tiefen der Titanic“.

Am Freitag (22. Juni) hätte Nargeolet von der französischen Marine-Akademie mit einer Medaille ausgezeichnet werden sollen, wie Michel L‘Hour berichtete, der ehemalige Direktor des Instituts für archäologischen Unterwasser-Forschungen.

Paul-Henri Nargeolet, Forscher aus Frankreich und Leiter eines der Titanic gewidmeten Tiefseeforschungsprojekt. Nargeolet, der als einer der bekanntesten Experten für das Titanic-Wrack gilt und daher den Spitznamen „Mr. Titanic“ trägt, ist einer der fünf Insassen an Bord des vermissten Tauchboots „Titan“. (Archiv)

Paul-Henri Nargeolet, Forscher aus Frankreich und Leiter eines der Titanic gewidmeten Tiefseeforschungsprojekt. Nargeolet, der als einer der bekanntesten Experten für das Titanic-Wrack gilt und daher den Spitznamen „Mr. Titanic“ trägt, ist einer der fünf Insassen an Bord des vermissten Tauchboots „Titan“. (Archivbild)

Im Mai habe er zum letzten Mal mit Nargeolet telefoniert und auch mit ihm über das nun verschollene „Titan“ gesprochen. Er persönlich habe wenig Vertrauten in ein Tauchboot aus Kohlefaser mit einem einzigen kleinen Guckloch, sagte L‘Hour gegenüber der südfranzösischen Regionalzeitung „Nice-Matin“. „Ich fragte ihn: ‚Hast du keine Angst?‘ Aber er wollte sehen, wie das funktioniert.“ Andere Vertraute berichten, dass auch Nargeolet nicht vollständig überzeugt von der Sicherheit des „Titan“ war.

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