FC-Verteidiger Nikola SoldoKeller hofft auf starke EM des kroatischen Nationalspielers

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Nikola Soldo im Duell mit Münchens Eric Maxim Choupo-Moting beim Kölner 1:1 im Januar in der Allianz-Arena gegen den FC Bayern München.

Nikola Soldo im Duell mit Münchens Eric Maxim Choupo-Moting beim Kölner 1:1 im Januar in der Allianz-Arena.

Nikola Soldo war ein Wechsel in letzter Minute, doch der 1. FC Köln ist zufrieden mit der Bilanz des kroatischen U-21-Nationalspielers. 

Der 28. August 2022 war ein Sonntag, und Nikola Soldo hatte keine Ahnung, welche Bedeutung dieser Tag für seine Zukunft haben würde. Damals spielte der 1. FC Köln im eigenen Stadion 0:0 gegen den VfB Stuttgart und verlor unter anderem Innenverteidiger Jeff Chabot wegen einer Fußverletzung, die operativ behandelt werden musste.

Weil der FC in der Woche zuvor bereits die Verteidiger Kingsley Ehizibue und Bright Arrey-Mbi abgegeben hatte, klaffte plötzlich ein Loch in den Personalplanungen der auch international engagierten Kölner. Und so holten die FC-Verantwortlichen noch einmal ihre Scoutinglisten hervor. Und fanden den damals 21-jährigen Sohn des ehemaligen Kölner Trainers Zvonimir Soldo.

Zwar fand die Verpflichtung weder bei Nacht noch im Nebel statt. Doch war Soldos Wechsel nach Köln das Ergebnis einer Improvisation. „Wir scouten den kroatischen Markt, aber wir hatten den Transfer nicht vorbereitet“, erklärte Geschäftsführer Christian Keller damals. Und sprach von einem „finanzwirtschaftlich guten Deal“, was relevant war angesichts der Kölner Not. Dennoch war es ein Wechsel mit Makeln. „Die kroatische Liga ist deutlich weniger intensiv. Er wird sich an die Intensität gewöhnen müssen“, beschrieb Keller.

Soldo mit Schwierigkeiten beim anspruchsvollen Kölner Fußball

Und tatsächlich offenbarte Soldo Schwierigkeiten im besonders für Innenverteidiger enorm anspruchsvollen Kölner Fußball. Der 1,89 Meter große Abwehrmann ist keiner, der dank seiner Geschwindigkeit dafür prädestiniert ist, die Tiefe abzusichern. Gerade zu Beginn fehlte ihm auch die Ruhe am Ball, sein Aufbauspiel geriet wenig sattelfest. Doch blieb Hoffnung, schließlich hatte auch Jeff Chabot nach seinem Wechsel aus Italien einige Zeit gebraucht, um sich an die Kölner Spielweise zu gewöhnen.

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Soldo selbst hatte sich erst spät entschieden, überhaupt Profi zu werden. Zu Beginn seiner Karriere im Erwachsenenfußball war er noch für Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Zagreb eingeschrieben. Doch das hat sich vorerst erledigt.

Zvonimir Soldo riet Nikola zum Wechsel nach Köln

Erst recht seit seinem Wechsel von Lokomotive Zagreb in die Bundesliga, zum 1. FC Köln. „Sie haben mir vor der Vertragsunterzeichnung gesagt, dass sie mich als Projekt des Vereins sehen und mir helfen wollen, mich zu einem besseren Spieler zu entwickeln. Sie sahen, dass ich jung war, dass ich Potenzial hatte und dass mir ihre Geschichte gefiel. Mein Ziel war ein Verein, in dem ich mich weiterentwickeln würde“, erklärte Soldo neulich in einem Interview mit dem kroatischen Magazin „Nacional“.

Der Vater habe ihm letztlich zum Schritt nach Köln geraten, zum Entwicklungsklub. Nikola Soldo ist zufrieden mit seinem ersten Bundesligajahr. Er habe sich körperlich stark verbessert, „wir verbringen viel Zeit im Fitnessstudio“, sagte er. In Köln werde intensiv an Details gearbeitet, er habe an seinem Zweikampfverhalten gearbeitet, „die Details sind das Wichtigste, die Details entscheiden.“

Bei allen Kriterien mache ich bei ihm einen großen grünen Haken. Sein Marktwert ist jetzt ein ganz anderer als vor einem Jahr
Christian Keller

Auch Christian Keller ist zufrieden mit Soldo. „Nikola war bekanntlich eine Last-Minute-Verpflichtung. Grundsätzlich hat er in seinem ersten FC-Jahr eine positive Entwicklung genommen, auch wenn er zum Saisonende hin einige Male nicht im Kader stand. Verglichen mit seinem FC-Start ist er heute in der Lage, eine ganz andere Intensität auf den Platz zu bringen“, beschreibt der Geschäftsführer.

Soldo hat dem Kölner Kader als Persönlichkeit gutgetan, auch wirtschaftlich war die Verpflichtung sinnvoll, sagt Keller. „Allgemein gilt, dass jedem Transfer eine Kalkulation aus Leistungsstand und Entwicklungspotenzial des Spielers sowie unseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Passfähigkeit als Person zugrunde liegt. So war das auch bei Nikola. Bei allen Kriterien mache ich bei ihm einen großen grünen Haken. Sein Marktwert ist jetzt ein ganz anderer als vor einem Jahr. Für seine Zukunft gilt, dass er die Möglichkeit hat, sich bei uns weiterzuentwickeln, wenngleich es im Sommer auch zu einer Veränderung kommen kann.“

Zum Ende der Saison stand Soldo neunmal nicht im Kader. Die Bilanz des Spielers im FC-Trikot ist durchaus mäßig: In der Bundesliga gelang dem FC kein Sieg, wenn Soldo auf dem Platz stand. In Erinnerung blieb allerdings Soldos Auftritt im Spiel beim FC Bayern, als der FC bis in die Nachspielzeit 1:0 führte und im letzten Moment noch den Ausgleich durch Kimmichs Fernschuss kassierte.

Damals spielte Köln gezwungenermaßen deutlich tiefer als üblich, was Soldos Spielweise entgegenkam. Womöglich passt der Manndecker besser zu einem anderen Standort als nach Köln. „Sein Stil passt zum Beispiel gut zum italienischen Fußball“, sagt Keller; „das heißt aber nicht, dass wir eine Verkaufsabsicht haben. Er soll jetzt erstmal die U-21-EM spielen – und im besten Fall spielt er sie gut.“

Mit guten Auftritten in Kroatiens Nachwuchsteam könnte Soldo weiter auf sich aufmerksam manchen. Im März überzeugte er über 90 Minuten bei Kroatiens 2:1-Sieg im Londoner Craven Cottage gegen Englands U-21-Auswahl. „Für solche Spiele arbeitet, opfert und lebt man“, sagt Soldo, der beim Turnier in Rumänien und Georgien in der Gruppenphase auf Rumänien, Spanien und die Ukraine treffen wird. Soldo ist optimistisch. „Wir haben bei der EM niemanden zu fürchten. Wir sind Kroatien, Kroatien hat viele fantastische Spieler hervorgebracht, drei Medaillen wurden bei der Weltmeisterschaft gewonnen. Wenn wir zur EM kommen, werden viele Nationalmannschaften Angst vor uns haben, nicht wir vor ihnen.“

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