FC-KommentarDarum ist Steffen Baumgart weiter der Richtige für Köln

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Sport-Geschäftsführer Christian Keller (l.) und Trainer Steffen Baumgart lachen während des Abschlusstrainings des 1. FC Köln.

Sieht so ein distanziertes Verhältnis aus? Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller (l.) am Freitag während des Abschlusstrainings im ziemlich lockeren Austausch mit Coach Steffen Baumgart

Kölns Trainer Steffen Baumgart steht unter Druck, im Fall einer Pleite bei Union Berlin könnte es für ihn eng werden. Doch der Coach ist ganz sicher nicht der Hauptschuldige für die missliche Situation des FC. 

Es war ein bemerkenswerter Auftritt von Steffen Baumgart. Einen Tag vor dem so wichtigen Kellerduell bei Union Berlin beantwortete der Trainer des 1. FC Köln nicht nur geduldig, sondern vor allem ehrlich und realistisch auch unbequeme Fragen zu seiner Person. Das hat in der Branche Seltenheitswert. Und er machte klar, dass es nicht um Personen gehe, sondern einzig um den FC, der eben auch ihm nach fast zweieinhalb Jahren im Amt ans Herz gewachsen sei. Das wirkte alles sehr glaubwürdig.

Aber irgendwie geht es dann doch um Personen in der Situation der Kölner, die in 15 Spielen erst zehn Punkte geholt und nur zehn Treffer erzielt haben. Konkret auch um eine Person: Um den Cheftrainer, der von Amts wegen in der Verantwortung steht und gleichzeitig das schwächste Glied zu sein scheint. Baumgart kennt die Mechanismen des Geschäfts; auch da war er sehr offen. 

Ob gewollt oder ungewollt, so waren nach dem fehlenden Bekenntnis zuletzt von Geschäftsführer Christian Keller zum Trainer doch einige Fragen aufgekommen. Baumgart entgegnet jetzt, dass beide einen sehr guten und klaren Umgang miteinander hätten. Und erklärte, dass es nach dem letzten Spiel in diesem Jahr zu einer Analyse käme.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

1. FC Köln: Steffen Baumgart hat viele Dinge nicht zu verantworten

Man kann für den 1. FC Köln nur hoffen, dass das Ergebnis der Analyse ist, sich nicht von Baumgart zu trennen. Natürlich war und ist der 51-Jährige nicht frei von Fehlern, manchmal vielleicht zu stur und hat sich mit ein paar Entscheidungen angreifbar gemacht. Dennoch ist Baumgart weiter der richtige Trainer für den FC. Man sollte nicht vergessen, dass er es war, der den Verein aufgeweckt hat, lange Erfolg hatte, Spieler besser machte und zum Gesicht des Klubs schlechthin wurde. Zudem erreicht der Trainer weiterhin nahezu alle Spieler, die Chemie stimmt.

Und Baumgart ist ganz sicher nicht der Hauptschuldige für den Status quo. Er hat es nicht zu verantworten, dass der FC-Kader während seiner Amtszeit, in der der Klub einen rigorosen Sparkurs einleitete, zunehmend schlechter wurde. Baumgart ist zudem auch nicht verantwortlich dafür, dass immer noch das Cas-Urteil mit einer drohenden Transfersperre wie ein Damoklesschwert über allem schwebt.

Und welcher andere Trainer würde denn für eine schnelle Besserung sorgen oder sie sogar garantieren? Dieser Nachfolger müsste mit dem gleichen Kader arbeiten und hat möglicherweise im Januar auch keine neuen Spieler zur Verfügung. Derzeit sind zwar einige Trainer verfügbar, doch man sollte sich auch keine allzu große Illusionen machen: Einige werden bei der Schwere der Aufgabe abwinken oder sind ohnehin für den Klub nicht zu bekommen. Es blieben wohl die „üblichen Verdächtigen“. Der 1. FC Köln ist ganz sicher ein großer Klub, der aber klein zahlt und ziemlich bescheiden dasteht.

Sportchef Christian Keller muss sich an seinen Aussagen messen lassen

Es ist erst etwas über einen Monat her, da stellte Keller dem Trainerteam ein Zeugnis für dessen Arbeit aus. Die Note: eine „glatte Eins“. Baumgart, so Keller, passe perfekt zum FC, zur Stadt und identifiziere sich mit seiner Aufgabe. Das sind Aussagen, an die sich der Sportchef messen lassen muss. Vielleicht sieht Keller das weiter so; es wäre richtig. Verwunderlich wäre es hingegen, wenn der Einser-Kandidat Baumgart jetzt nicht mehr versetzt würde.

KStA abonnieren