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Erster Auftritt als Köln-TrainerKwasniok nährt die Hoffnung, dass es zwischen ihm und dem FC passen könnte

Lesezeit 5 Minuten
Pressekonferenz: Vorstellung, Lukas Kwasniok, 25.06.2025 Lukas Kwasniok Cheftrainer, 1.FC Köln, Thomas KesslerSportdirektor, 1.FC Köln Pressekonferenz: Vorstellung, Lukas Kwasniok. Neuer FC-Cheftrainer nimmt Arbeit auf, RheinEnergie Stadion, 25.06.2025 *** Press conference presentation, Lukas Kwasniok, 25 06 2025 Lukas Kwasniok Head Coach, 1 FC Köln , Thomas Kessler Sports Director, 1 FC Köln Press conference presentation, Lukas Kwasniok New FC Head Coach starts work, RheinEnergie Stadion, 25 06 2025 Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Buriakovx

Lukas Kwasniok gut gelaunt während seiner Vorstellung als Trainer des 1. FC Köln. Auch Sportdirektor Thomas Kessler (r.) wirkt zufrieden.

Bei seinem ersten Auftritt als FC-Cheftrainer gibt sich Lukas Kwasniok offen, selbstbewusst und zeigt, dass er sich gut verkaufen kann.

Die Vorstellung des neuen Cheftrainers des 1. FC Köln war schon über eine halbe Stunde im Gange, da entgegnete Lukas Kwasniok passend: „Wenn Sie einen langweiligen Typen haben wollen, bin ich hoffentlich der falsche.“ Und langweilig war sie nicht, die Präsentation des neuen Coaches des Bundesliga-Aufsteiger am Mittwochnachmittag. Vielmehr war sie kurzweilig, interessant, vielsagend. Das hatte damit zu tun, dass der 44-Jährige ein offener und direkter Typ ist, der sich auf diesen Tag allem Anschein nach gefreut und ausgiebig vorbereitet hatte. Man sah es Kwasniok an, dass er die große Bühne genoss.

Über 50 Medienvertreter hatten sich im Rhein-Energie-Stadion eingefunden, um Kwasnioks Worten zu lauschen. Und ihn bei der fast 50-minütigen Pressekonferenz mit Fragen zu löchern. Diesen Rahmen kannte der in Gleiwitz geborene und im Kindesalter nach Karlsruhe ausgewanderte Trainer noch nicht. Kwasniok war in den vergangenen Jahren in Jena, Saarbrücken und zuletzt Paderborn tätig. Und wechselte nun zum 150.000 Mitglieder großen, emotionalen, oft auch erratischen und launischen Traditionsklub.

1. FC Köln: Wollen „vor Gladbach stehen“ und „Spektakel“ bieten

Kwasniok lieferte zuverlässig ab. Und präsentierte sich als Gegenentwurf zum Anfang Mai freigestellten Gerhard Struber, der oft so wirkte, als wolle oder könne er sich auf die spezielle Kölner Welt nicht einlassen. Manch einer sprach gar schon von einem „Sprüchefeuerwerk“ Kwasnioks oder stellte Vergleiche zum lange Zeit in Köln populären früheren FC-Trainer Steffen Baumgart an. Kwasniok wolle mit dem FC für „Spektakel“ sorgen, am Ende der Saison „vor Gladbach stehen“ und sich von der Stadt Köln „umarmen“ lassen und sich auch auf den Karneval einlassen. Vergleiche mit Baumgart, den er 2021 in Paderborn beerbt hatte, lehnte der Neu-Kölner jedoch selbstbewusst ab: „Wir ähneln uns auf den ersten Blick. Aber es gab einen Baumi 1.0, jetzt gibt es einen Luki 1.0.“

Doch sind das nicht genau die Sätze, die man rund um das Geißbockheim zumindest am Anfang hören will? Alle Aussagen müssen ohnehin der Realität standhalten. Die in der Bundesliga dürfte für den Aufsteiger und seinen neuen Trainer eine große Herausforderung werden.

Kwasniok will sich grundsätzlich treu bleiben, aber auch mal zurücknehmen

Dabei will sich der Coach grundsätzlich treu bleiben, aber hier und da auch mal zurücknehmen. Offenbar ist das ein Lerneffekt aus seiner Zeit in Paderborn, in der er mit einigen Aussagen über das Ziel hinausgeschossen war. In Köln, das weiß Kwasniok, wäre das Echo auf manche Wortmeldung anders ausgefallen. „An der einen oder anderen Stelle wünsche ich mir natürlich, dass ich in der Vergangenheit mal einen Halbsatz weggelassen hätte. Trotzdem will ich bleiben, wie ich bin. Man sollte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen“, befand der Coach, der am Montag seinen ersten Arbeitstag am Geißbockheim hatte. Bereits im Familienurlaub auf Mallorca hatte der Coach mit einigen Spielern telefoniert und mit Sportdirektor Thomas Kessler den Kader besprochen.

Das FC-Urgestein, fünf Jahre jünger als Kwasniok, saß am Mittwoch neben dem Trainer und hielt sich überwiegend zurück. Getreu dem Motto: „Lass' den mal machen.“ Und Kwasniok machte, und es schien so, als sah sich Kessler noch einmal in seiner Entscheidung für Kwasniok bestätigt. Zumindest dürfte das gute Gefühl beim Coach, den er schon länger beobachtet habe, beim Sportdirektor nicht kleiner geworden sein. „In Paderborn hat Lukas einen starken Job gemacht. Er setzt auf junge Spieler, seine Art des Fußballs passt zu unserer Idee, wie wir den FC in der Zukunft sehen. Er passt auch zum Verein und zur Stadt“, sagte Kessler.

Der Trainer und sein neuer Klub hätten beinahe nicht zusammengefunden. Denn eigentlich hatte sich der Coach eine Auszeit gewünscht und erst Ende Mai davon gesprochen, dass die Wahrscheinlichkeit relativ hoch sei, „dass man mich in der kommenden Saison zu Beginn an keiner Seitenlinie sehen wird“. Doch dann kam der FC. „Dann verändert sich die Lebenssituation komplett, dann wirfst du Pläne über Bord, denn es gibt manchmal einmalige Chancen“, erklärte Kwasniok seine Unterschrift bis 2028.

Am 7. Juli bittet der Coach zum ersten Training. Genaue Ziele wollte Kwasniok noch nicht definieren. „Es geht nicht um Träume, sondern realistische Ziele. Und das nächste Ziel ist, diesen Tanker in der Bundesliga in möglichst ruhige Gewässer zu führen.“

Ich wüsste nicht, was dagegenspricht, ein paar Jahre mit dem FC zu arbeiten. Ich möchte in meiner Amtszeit ein wenig als Kölscher Jung betitelt werden.
Der neue FC-Trai

Im Wissen, dass der Trainerstuhl in Köln oft ein Schleudersitz war, hofft er dennoch auf eine „lange Zeit mit dem Verein. Ich weiß auch, dass die Uhren hier auch ein bisschen schneller ticken können. Ich wüsste aber nicht, was dagegenspricht, ein paar Jahre mit dem FC zu arbeiten. Ich möchte in meiner Amtszeit ein wenig als Kölscher Jung betitelt werden. Das würde heißen, dass wir Erfolg hatten“, sagt der Coach, der im Alter von sieben Jahren erste Berührungspunkte zu Köln hatte, als er seine Uroma auf der Schäl Sick besuchte. Das sei damals die erfolgreichste Zeit des FC mit den großen Spielern gewesen: „Pierre Littbarski, Thomas Häßler, Bodo Illgner, Frank Ordenewitz und Paul Steiner.“ Später habe er gemerkt, dass Köln „die Größe einer Metropole, aber auch die Freundlichkeit und Herzlichkeit eines Dorfes“ habe. „Und wenn du nicht ganz doof bist, lässt du dich davon umarmen.“

Mit dem Umarmen fing Kwasniok selbst an. Konstatieren lässt sich: Der Mann kann sich verkaufen. Am Ende bekannte der neue FC-Coach: „Mir hat es heute extrem viel Spaß gemacht. Es wäre schön, wenn es immer so bleibt – wohlwissend, dass dem nicht so sein wird.“