Engels erneuert Müller-Römer-KritikDer Streit beim 1. FC Köln geht weiter

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SMR

Stefan Müller-Römer

  • Beim 1. FC Köln herrscht Unruhe: Der ehemalige FC-Profi und -Trainer Stephan Engels äußerte große Kritik an Mitgliederrats-Chef Stefan Müller-Römer.
  • Es geht um die Wahl zum Vizepräsidenten: Engels betont, er habe keine Chance bekommen, sich zu bewerben. Schuld daran sei Müller-Römer.
  • Am Mittwoch hat Engels nachgelegt und gesagt, der Verein drohe an den Methoden von Müller-Römer kaputtzugehen.

Köln – Am 30. Juli fand Stephan Engels ein Dokument im seinem Postfach, das er „natürlich vertraulich“ zu behandeln habe. Absender war Stefan Müller-Römer (52), der Vorsitzende des Mitgliederrats des 1. FC Köln, der Inhalt: Das Anforderungsprofil, das der Mitgliederrat bereits im vergangenen Jahr bei der Suche nach einem neuen Vorstand für den 1. FC Köln genutzt hatte. Und das nun unverändert galt, als das Gremium einen Nachrücker für den nach 100 Tagen zurückgetretenen Vizepräsidenten Jürgen Sieger suchte.

Das Profil beschreibt die persönliche Eignung einerseits sowie andererseits gemeinsame Zielvorstellungen, die ein Vorstandsmitglied haben soll. Ein kluges Papier; der Ansatz, ein Vorstandsteam zu suchen, das auch durch gemeinsame Werte zusammengehalten wird, ist gerade nach den Erfahrungen mit dem Präsidium um Werner Spinner ein berechtigter. Warum man daraus ein Geheimnis machen musste, ist schwierig zu ergründen. Doch trägt es zum Bild des Mitgliederrats als Geheimbund bei – so überzeichnet dieses Bild auch sein mag.

Mitgliederrat wurde 2013 geschaffen

Den Mitgliedern ein Vorstandsteam zur Wahl vorschlagen zu können, ist die entscheidende Kompetenz des Mitgliederrats, der im Jahr 2013 geschaffen wurde – in Zusammenarbeit mit Präsident Werner Spinner, der damals Wolfgang Overath im Amt nachgefolgt war und ein stabiles Zeitalter zu begründen schien. Es ist grundsätzlich nicht leicht, am Mitgliederrat vorbei eine Vorstandskandidatur auf die Beine zu stellen, ein Alleinbewerber benötigt drei Prozent der Stimmen der Mitglieder, beim 1. FC Köln wären das derzeit rund 3000.

Auf der Suche nach einem Kandidaten für Jürgen Siegers Nachfolge ist es nun zum Streit gekommen. Öffentlich machte den Vorgang Stephan Engels, der ehemalige FC-Profi und -Trainer, der im „Kölner Stadt-Anzeiger“ seinen gescheiterten Versuch einer Bewerbung beschrieben hatte. Die zeitlichen Abläufe sind tatsächlich irritierend. Am 11. Mai traf sich Engels mit Müller Römer, bat den Anwalt jedoch, das Vorhaben zunächst geheim zu halten.

Carsten Wettich hatte sich vorgestellt

Einen Monat später, am 11. Juni, berichtet Engels, habe er erneut mit Müller-Römer gesprochen und seine Absicht bekräftigt, diesmal ohne Bitte um Verschwiegenheit. Zwei Tage zuvor hatte sich Carsten Wettich (40) dem Mitgliederrat vorgestellt, der Anwalt war im Dezember für Jürgen Sieger aus dem Mitgliederrat in den Vorstand nachgerückt und hatte in den folgenden Monaten den Entschluss gefasst, sich dauerhaft in den Dienst des FC zu stellen, obwohl seine Lebensplanung das eigentlich nicht hergab.

Müller-Römer habe ihm Wettichs Absichten verschwiegen, sagt Engels, dabei sei das wichtig für ihn gewesen. Denn Engels konnte nicht davon ausgehen, im Mitgliederrat eine Mehrheit gegen Wettich zu bekommen. Er hätte sich also an die Aufgabe begeben müssen, 3000 Unterschriften für seine Kandidatur zu sammeln – für einen Mann von Engels’ Prominenz wohl nicht unmöglich.

Corona-Pandemie hätte Einfluss haben können

Engels’ Aussichten, ins Amt gewählt zu werden, sind schwieriger zu bemessen. Auf einer Mitgliederversammlung, die als Präsenzveranstaltung im üblichen Rahmen durchgeführt würde, wäre Wettich wohl der sichere Sieger. Sollte die Versammlung wegen der Corona-Pandemie jedoch virtuell durchgeführt werden und alle 84.000 stimmberechtigten Mitglieder die Möglichkeit haben, auch aus der Entfernung abzustimmen, könnte das anders aussehen.

Zum Gespräch am 11. Juni soll Müller-Römer später angegeben haben, in seinen Kalendern keinen Termin mehr finden zu können, der auf ein Treffen an diesem Tag hindeute. Man könne also allenfalls telefoniert haben, teilte er Engels Anfang August mit. Für Engels war der Spaß damit endgültig vorbei. Er könne das Telefonat beweisen und fühle sich insgesamt, „vornehm ausgedrückt, über die tatsächliche Lage im Unklaren gelassen“, ließ er wissen.

Unterschiedliche Versionen

Nach dem Gespräch am 11. Juni, an das Engels und Müller-Römer offenbar fundamental unterschiedliche Erinnerungen haben, dauerte es bis zum 30. Juli, ehe sich Müller-Römer wieder bei Engels meldete. Wettichs Nominierung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bestätigt. Doch wie zu hören ist, deutete Müller-Römer in dem Telefonat bereits an, dass er sich vorstellen könne, dass der Mitgliederrat Wettich nominiert. Engels könne sich dennoch dem Gremium vorstellen. Müller-Römer übersandte anschließend das Anforderungsprofil und bot zwei Termine für ein Vorsprechen an.

Es ist ein seltsamer Zufall, dass Müller-Römer sich gerade am 30. Juli meldete, denn am Tag danach endete die Frist, bis zu der sich ein Bewerber gegen Vorlage von 3000 Unterschriften selbst hätte aufstellen können.

Werner Wolf sprach von Transparenz

Vor einer Woche sagte Werner Wolf beim Mitgliederstammtisch des FC, der Prozess sei transparent verlaufen: „Ich weiß, dass mehrere Kandidaten vom Mitgliederrat angeschaut wurden. Die Möglichkeit, sich dort vorzustellen, gab es immer.“ Tatsächlich berichten Mitglieder des Gremiums, dass sich außer Carsten Wettich, der tatsächlich einen hervorragenden Eindruck hinterlassen habe, nur ein weiterer Kandidat vorgestellt habe: Der Trainer und Professor  Ulf Sobek – und zwar exakt an jenem 12. August, an dem Wolf das Verfahren lobte.

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Am Mittwoch legte Engels in der „Bild“-Zeitung nach: Die Mitglieder seien „bewusst belogen“ worden, der 1. FC Köln drohe, an den „Müller-Römer-Methoden kaputt zu gehen“, und weiter: „Wie der neue Vorstand installiert und andere Bewerber ausgebootet wurden, war schon dreist. Jetzt soll der nächste Posten so vergeben werden. Das muss ein Ende haben. Schluss.“

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