1. FC Köln sucht VizepräsidentenMitgliederrat nominiert Carsten Wettich

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Wettich

Der FC-Vorstand

  • Der Mitgliederrat hat einen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten gesucht und Carsten Wettich gefunden.
  • Im Oktober oder November soll der Anwalt den Mitgliedern zur Wahl gestellt werden.
  • Noch ist offen, wie eine Mitgliederversammlung in Corona-Zeiten vonstatten gehen soll.

Köln – Am Samstag war Stichtag, und die Entscheidung ist gefallen: Der Mitgliederrat des 1. FC Köln hat der Wahlkommission seinen Ergänzungsvorschlag für den Vereinsvorstand mitgeteilt. Die Entscheidung des Gremiums ist keine überraschende: Carsten Wettich (40), der bereits seit Jürgen Siegers Rücktritt im vergangenen Dezember als Vizepräsident amtiert, wird nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Mitgliedern zur Wahl vorgeschlagen.

Seit 2013 im Gremium

Seit der Mitgliederrat im Jahr 2013 besetzt wurde, gehörte Wettich dem Gremium an. Damals trat Wettich erstmals auf der größeren Bühne in Erscheinung – zum Sakko trug er ein FC-Trikot mit „Daimon“-Werbeflock, das ihn seit den späten Achtziger Jahren begleitet. Der promovierte Jurist erreichte damals ein bemerkenswertes Ergebnis, rund 75 Prozent der Mitglieder wählten ihn.

Spezialist für Gremienarbeit

Nach seiner Wiederwahl zwei Jahre später wurde Wettich stellvertretender Vorsitzender des Gremiums, was im speziellen Fall des Kölner Mitgliederrats einige Bedeutung hat. Denn der Vorsitzende und sein Stellvertreter werden in den Gemeinsamen Ausschuss entsandt, das wichtigste Vereinsgremium, in dem Vorstand, die Vorsitzenden von Beirat und Aufsichtsrat sowie die Vertreter des Mitgliederrats die maßgeblichen Entscheidungen treffen. Damit war Wettich der Macht im Verein schon ziemlich nah.

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Als Gesellschaftsrechtler ist Wettich in der Gremienarbeit gut aufgehoben, er berät viele Familienunternehmen, in denen es emotional zur Sache geht; dann ist er regelmäßig der Mann im Raum, der Lösungen skizziert.

Vorgänger Jürgen Sieger hat in seinem Berufsleben mit ähnlichen Inhalten zu tun gehabt, Wettich ist insofern ein nahe liegender Nachfolger für den Juristen, der nach nur 100 Tagen im Amt aus persönlichen Gründen zurückgetreten war. Allerdings ist aus Wettichs Umfeld zu hören, dass die Entsendung in den Vorstand nicht unbedingt Teil seiner Lebensplanung war. Beruflich ist er schwer engagiert, zudem ist er Vater zweier Kinder. Doch weil er intensiv daran beteiligt gewesen war, den aktuellen Vorstand auszuwählen, habe er sich nach Siegers Rückzug verantwortlich gefühlt.

Gremienarbeit verbessern

Grundsätzlich will Wettich die Gremienarbeit weiter verbessern, das hat er aus seinem Beruf mitgenommen in den Fußball – einen wirklichen Ausgleich bietet ihm die Arbeit im Vorstand damit eher nicht, zumal Wettich zwar seit früher Jugend engagierter Stadiongänger und Auswärtsfahrer war, bislang aber erfolgreich dem Reflex widersteht, den jeweiligen Sportlichen Leitern der Profiabteilung Transfertipps zu geben.

Die Gremien sollen untereinander intensiver kommunizieren. Gemeinsame Sitzungen von Mitgliederrat und Beirat hat es bereits gegeben, das will das Präsidium fortführen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Diskussionen um Kompetenzen und Funktionen, und hört man im Geißbockheim genau hin, gibt es diese Debatten noch immer. Wettich hat sich in den vergangenen Jahren auch im Gemeinsamen Ausschuss als einer hervorgetan, der Gräben zu schließen vermag. Auch diese Rolle wird ihm weiter zufallen, wie er auch für die Belange der Anhänger zuständig bleiben wird. Die Debatte um die so genannte Choreo-Klausel hat er bereits entwirrt, eigentlich hätte es zum Heimspiel gegen Mainz 05 im März wieder eine Choreografie im Stadion geben sollen. Doch dann kam die Corona-Pandemie.

Jakobs und Engels ohne Erfolg

Mit Wettichs Wahl verbindet der Mitgliederrat offenbar die Hoffnung auf eine kurze Eingewöhnungsphase. Wettich selbst hat sein Mandat im Mitgliederrat mit seiner Entsendung im den Vorstand ruhen lassen, so verlangt es die Satzung. Er hatte also nichts zu tun mit dem Verfahren.  Am Verfahren gab es zuletzt Kritik. Stephan Engels, ehemaliger FC-Spieler und -Trainer, hatte sich im „Kölner Stadt-Anzeiger“ beklagt, er habe trotz hinterlegten Interesses am Amt zunächst keine Rückmeldung des Mitgliederrats erhalten. Jörg Jakobs, als Berater des Vorstands in einer besonderen Rolle, hatte bei Präsident Werner Wolf und Vize Eckhard Sauren (48) zwar angemeldet, dass er sich gern im Vorstand engagieren wolle. Doch auch Jakobs war nicht im Mitgliederrat gehört worden.

Nur ein weiterer Kandidat

Aus dem Gremium heißt es allerdings, dass neben Wettich ohnehin nur ein weiterer Kandidat angehört worden sei – und zwar erst drei Tage vor Ende der Bewerbungsfrist. Nach Informationen dieser Zeitung handelt es sich dabei um Ulf Sobek, einen Professor für Bewegungs- und Trainingslehre und Inhaber einer A-Lizenz als Trainer. Beim 1. FC Köln war der 48-Jährige von 2008 bis 2011 Co-Trainer der U-17-Junioren, seit 2013 arbeitet er als Fitnesscoach mit den Nachwuchsspielern beim Deutschen Fußball-Bund. Ein interessantes Profil – jedoch vermisste der Mitgliederrat wohl die Kernkompetenz, die im Anforderungsprofil unter Punkt 5b als „Erfahrung in wirtschaftlichen und/oder rechtlichen Angelegenheiten“ beschrieben ist.

Verein prüft virtuelle Abstimmung

Die Wahlkommission wird den Vorschlag des Mitgliederrats nun dem Vorstand weiterreichen. Wann die Mitgliederversammlung stattfindet, ist allerdings offen. Laut Satzung muss das im Oktober oder November sein, „sofern dem nicht sachliche Gründe entgegenstehen“, wie es in der Satzung heißt. Die Pandemie mit ihren Einschränkungen ist zweifelsohne ein solcher Grund, jedoch lässt der Verein derzeit Möglichkeiten einer virtuellen Versammlung prüfen. Spätestens am 30. Juni 2021 muss eine Versammlung stattgefunden haben.

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