1. FC Köln nach dem DerbyFlorian Kainz soll FC-Offensive in Schwung bringen

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Florian Kainz und Trainer Steffen Baumgart klatschen ab.

Florian Kainz zeigte am Sonntag auf ungewohnter Position eine ansprechende Leistung, Trainer Steffen Baumgart war angetan.

Keine Mannschaft der Bundesliga hat in den vergangenen zehn Spielen so wenige Tore geschossen wie der 1. FC Köln.

Dass der Abstand auf den Relegationsplatz nach dem 26. Spieltag noch so groß war wie in der Woche zuvor, war für den 1. FC Köln eine entscheidende Nachricht des Sonntags. Der Vorsprung von sechs Punkten bleibt, während die Zahl der Spieltage, an denen man ihn verspielen kann, immer geringer wird.

„Wir leben mit dem 0:0, müssen wir. Wenn man nicht gewinnen kann, muss man 0:0 spielen“, kommentierte Steffen Baumgart nach dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach, das im zweiten Durchgang vor ausverkauftem Haus seinem Ende entgegengetrieben war, ohne die Zuschauer allzu sehr zu fesseln.

Die Fanlager hatten unterschiedlich auf den Schlusspfiff reagiert. Die Südtribüne mit den Anhängern des FC hatte warmen Applaus gespendet und das „Veedel“ angestimmt, die Spieler bedankten sich freundlich. In diesen Momenten zeigte sich, wie intakt das Band zwischen Mannschaft und Verein ist. Das könnte in den kommenden Wochen noch zum Faktor werden beim Versuch, einen sicheren Weg aus dieser Saison zu finden.

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Auf der gegenüberliegenden Seite des Stadions wurden die Mönchengladbacher Profis dagegen vom eigenen Anhang zünftig ausgepfiffen, und das lag gewiss nicht allein daran, dass ihre Mannschaft auswärts nur 0:0 gespielt hatte – beim 1. FC Köln zumal, wo die Borussia zuletzt schwierige Zeiten erlebt hatte. Die Leistung der Gäste war zeitweise befremdlich ausgefallen. Zahlreiche Verträge laufen aus. Die Mannschaft wirkt wie in einer Zwischensaison und in Teilen, als gehe sie das alles nichts mehr an. Fans merken so etwas.

Steffen Baumgart analysierte hinterher nah am Sportlichen. Der Blick auf die Leistung der Kölner Spieler hatte das gewohnte Bild geliefert: Bei ähnlich verteiltem Ballbesitz war Köln rund sechs Kilometer mehr gelaufen (118:112) als der Gegner und hatte trotz der lausigen Platzverhältnisse eine ordentliche Passquote erreicht. Daher war Baumgart zu einem versöhnlichen Urteil gekommen. „Ich finde das Ergebnis nicht negativ. Die Leistung finde ich ohnehin meistens positiv. Ich bin nicht unzufrieden“, sagte der 51-Jährige, fügte aber an: „Wir müssen aber langsam mal Tore machen.“

Wir müssen aber langsam mal Tore machen
Steffen Baumgart

Seit dem 3:0 über Eintracht Frankfurt am 12. Februar hat der 1. FC Köln nur einmal getroffen, das war Davie Selke zum 1:4 beim 1:6 in Dortmund. In den jüngsten zehn Spielen hat Köln fünf Tore erzielt, keine Mannschaft traf in dieser Zeit seltener. Mit 14 Gegentoren liegen die Kölner dagegen im oberen Tabellendrittel. Die harmlose Offensive hält den FC derzeit davon ab, den verdienten Lohn einzufahren. Fünf Tore mehr – und der 1. FC Köln stünde in ganz anderen Tabellenregionen.

Im Angriffszentrum lief einmal mehr wenig zusammen. Ein Schuss aus der Drehung von Davie Selke gleich zu Beginn, als der Mittelstürmer keine rechte Position zum Ball fand. In der Schlussphase noch ein Versuch von Steffen Tigges, den Omlin mit Leichtigkeit parierte. Dazu Fernschüsse von Schindler und Martel, jeweils über die Latte gelenkt von Jonas Omlin im Gladbacher Tor. Die Aktionen hatten den Schweizer Keeper aussehen lassen wie den Mann des Tages, doch Daniel Farke schränkte später ein wenig ein. „Es war jetzt nicht so, dass er fünf Bälle aus dem Winkel kratzen oder super Eins-zu-Eins-Situationen retten musste. Er hat eine solide Leistung gebracht“, sagte der Gladbacher Trainer.

Omlins Paraden trugen dazu bei, dass der FC immerhin zahlreiche Eckstöße hatte. Elf waren es am Ende, doch wieder führte keine zum Erfolg. Inklusive der Versuche bei Eckbällen schlugen die Kölner am Sonntag insgesamt 43 Flanken. Während Anthony Modeste in der Vorsaison wie durch einen Zauber jeweils dort zu stehen schien, wo im Strafraum die Flanken herunterkamen, haben die Kölner nun einen vollends anders gelagerten Lauf: Es wirkt beinahe verflucht, dass die Stürmer ständig dort stehen, wo der Ball eben nicht vom Himmel fällt. Und das, obgleich Köln nach wie vor die meisten Flanken der Liga schlägt.

Florian Kainz lieferte erneut die mit Abstand meisten Hereingaben. Das kam überraschend, denn der Österreicher spielte gegen Mönchengladbach auf der zentralen Offensivposition. Ellyes Skhiri spielte allein vor der Abwehr, ließ sich aber auch immer in die Viererkette zurückfallen und half von dort, das Spiel aufzubauen. Davor teilten sich Eric Martel und Kainz das Zentrum auf. Das funktionierte hervorragend, zumal Martel seine athletischen Qualitäten einbringen konnte.

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Baumgart hatte eine einfache Erklärung für seine Maßnahme. „Ich suche einen Zehner, jemanden, der in der Lage ist, einen Steckpass zu spielen. Zuvor hatte er es bereits mit Denis Huseinbasic, Mathias Olesen, Dejan Ljubicic und sogar mit Ellyes Skhiri versucht; in der Hinserie zudem mit Ondrej Duda und selbstverständlich mit Mark Uth, der jedoch nach wie vor verletzt fehlt. Die Variante mit Kainz hat Baumgart gefallen. „Das wird jetzt nicht nur ein Experiment bleiben, denn er hat es gut gemacht, gerade mit Eric dahinter. Wir werden das fortführen“, erklärte der Trainer.

Neben dem Punkt im Derby also eine weitere Erkenntnis des Spiels, die den Kölnern Hoffnung geben könnte.

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