1. FC KölnWehrle feiert emotionalen Abschiedstag – Toni Schumacher schreibt Brief

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Europapokal: Alexander Wehrle (l.) und Toni Schumacher im September 2017 auf dem Flug nach London zum Spiel beim FC Arsenal

Köln – In diesem Rahmen wurde wohl noch kein leitender Angestellter oder Mitarbeiter beim 1. FC Köln verabschiedet: Nach 3339 Tagen oder über neun Jahren im Amt als Geschäftsführer des Bundesligisten sagte Alexander Wehrle am Donnerstag der Mannschaft und den Mitarbeitern auf Wiedersehen. Es war ein emotionaler letzter Tag des 47-Jährigen am Geißbockheim.

Wehrle hielt am Vormittag auf dem Trainingsplatz zunächst eine Rede vor Mannschaft und Trainerstab. Die Profis standen Spalier, hielten „Danke Alex“-Luftballons in die Höhe und applaudierten. Präsident Werner Wolf hielt per Videobotschaft eine Abschiedsrede. Seine Stellvertreter Eckhard Sauren und Carsten Wettich schenkten Wehrle noch auf dem Platz ein großes Bild mit dem Köln-Panorama.  Dann verabschiedete sich der gebürtige Schwabe von der Belegschaft.

FC-Hymne vor Wehrles Büro

Und es wurde noch einmal richtig emotional: Wehrle standen am Fenster seines Büros die Tränen in den Augen, als der kölsche Liedermacher Stefan Knittler für ihn zum Abschied noch einmal die FC-Hymne anstimmte. Auch Markus Wallpott, der Präsident der Bürgergarde blau-gold, ließ es sich nicht nehmen, sich persönlich vom FC-Geschäftsführer zu verabschieden, der seit Jahren Korpsmitglied ist.

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Dieses Köln-Panorama überreichte der FC-Vorstand um Carsten Wettich (r.) und Eckhard Sauren (l.) dem scheidenden Geschäftsführer Alexander Wehrle.

Der auf der Geschäftsstelle ungemein beliebte Wehrle erhielt zahlreiche Geschenke: Die Mitarbeiter überreichten ihm ein Buch mit den besten Anekdoten, dazu gab es Weinflaschen aus neun verschiedenen Jahrgängen. Im Gegenzug spendierte Wehrle der Belegschaft Burger, dafür hatte er einen Food-Truck bestellt.

„Der Tag war emotionaler, als ich es vermutet und auch gehofft hatte. Spätestens bei der FC-Hymne hatte ich ein paar Tränen in den Augen. Ich danke allen im Klub für diesen herausragenden letzten Tag am Geißbockheim. Ich habe mich über jedes Wort und alle Geschenke ungemein gefreut. Wer mich kennt, der weiß: Der 1. FC Köln wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Das ist nicht nur einfach so dahingesagt. Die Zeit beim FC war überragend“, sagte der scheidende Geschäftsführer dieser Zeitung.

Schumachers Abschiedsbrief

Einer, der immer ein ganz besonderes Verhältnis zu Wehrle hatte und auch weiter haben wird, ist Kölns Fußballlegende Toni Schumacher. Der ehemalige FC-Vizepräsident, der sieben Jahren mit dem Geschäftsführer im Klub zusammengearbeitet hatte, ließ dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Abschied Wehrles einen Brief zukommen

„Lieber Alex,

wer hätte 2012 gedacht, dass aus einem Schwaben mal ein Vorzeige-Kölner wird? Einer, der sich mit dem 1. FC Köln und unserer rheinländischen Art identifiziert, der mit seinem Wissen, Handeln und seiner Persönlichkeit unseren Verein nachhaltig repräsentiert und prägt. Für dich waren nicht nur die Zahlen entscheidend, sondern auch die Menschen, mit denen und für die du dich eingebracht hast. Unser Verein hat dir viel zu verdanken, ich kann das beurteilen, weil ich über sieben Jahre eng mit dir zusammenarbeiten durfte.“

Schumacher hob noch einmal Wehrles Kunststück hervor, Torjäger Anthony Modeste Ende 2018 zum Nulltarif wieder nach Köln zurückzuholen. Im Sommer 2017 hatte der FC den Stürmer noch für rund 28 Millionen Euro nach China transferiert.

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Wehrle habe es nicht nur mit dem FC 2017 in den Europapokal geschafft, sondern auch in „die Herzen“ des Klubs, der Fans und der Stadt. „Unsere FC-Stiftung hat sich unter deiner Führung maßgeblich weiterentwickelt und nicht zuletzt hast du uns diverser gemacht. Ich persönlich habe in dir einen Freund fürs Leben gefunden“, schrieb der langjährige FC-Torwart. Doch jetzt sei leider die Zeit gekommen, sein Kapitel beim FC zu beenden. Schumacher: „Eines ist klar: Die Fußspuren, die du in Köln hinterlässt, sind so groß wie die von einem Yeti. Mach et joot, dein Toni.“

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So hat sich am Donnerstag die Kölner Mannschaft von Alexander Wehrle verabschiedet.

Wehrle hinterlässt nicht nur beim Verein eine Lücke, das befand auch Trainer Steffen Baumgart: „Alex wird fehlen. Beruflich, weil ich nicht das Gefühl habe, dass es viele gibt in Deutschland, die das können, was er kann. Und als Mensch, weil er in der Verantwortung, die er trägt, ganz besonders ist.“

Freitag ist Wehrle letztmals für den FC beim DFB-Bundestag im Einsatz. Dort wird der neue DFB-Präsident gewählt. Seine Stimme dürfte Bernd Neuendorf erhalten. Der hatte bei Wehrle im vergangenen Herbst vorgefühlt, ob dieser sich vorstellen könne, im Fall einer Wahl Neuendorfs  neuer DFB-Generalsekretär zu werden. Ein durchaus attraktives Angebot für Wehrle, doch der entschied sich am Ende für die Offerte seines Ex-Klubs VfB Stuttgart.

Am 21. März steigt Wehrle als Vorstandsvorsitzender bei  den abstiegsgefährdeten Schwaben ein. Seine Wohnung in der Kölner Innenstadt behält er noch. Sein Vertrag beim VfB läuft vier Jahre. Vielleicht kehrt Wehrle irgendwann einmal zum 1. FC Köln zurück. Ausgeschlossen ist das jedenfalls nicht. Der Mann ist 47 Jahre alt.

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