Nach geplatztem FC-DebütDavie Selke am Sonntag zum Arzt geschickt

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1. FC Köln, Individualtraining, Davie Selke (1. FC Köln) 02.01.2023, Bild: Herbert Bucco

Ist angeschlagen: FC-Stürmer Davie Selke

Nach dem kurzfristig geplatzten Debüt von Davie Selke beim 1. FC Köln wurde der Stürmer am Sonntag zum Arzt geschickt. Nach dem MRT gab es dann Entwarnung.

Nach dem kurzfristig ausgefallenen Debüt für den 1. FC Köln konnte Davie Selke auch am Sonntag nicht das machen, was er liebt und wofür er bezahlt wird. Der Neuzugang fehlte im Training des Bundesligisten, stattdessen wurde der Stürmer noch einmal zum Arzt geschickt. Selke hatte sich sein Wochenende wohl vollständig anders vorgestellt: Anstatt beim Test gegen den Hamburger SV (4:0) sein erstes Spiel für den FC zu bestreiten, saß er im Franz-Kremer-Stadion in Zivil auf der Bank.

Der Stürmer, der vor einer Woche von Hertha BSC ablösefrei nach Köln gewechselt war, hatte beim Aufwärmen vor der HSV-Partie eine Verhärtung im rechten Oberschenkel verspürt. Selke gab ein Signal, sein Debüt platzte deshalb kurzfristig. Es handele sich um eine „Vorsichtsmaßnahme“, teilten die Verantwortlichen mit. Trainer Steffen Baumgart gab auch sogleich Entwarnung. Er rechne damit, dass der Angreifer schnell wieder ins Training einsteigt.

Oder doch nicht? Am Sonntag wurde der 27-Jährige in die Klinik geschickt. Ein längerer Ausfall nach so wenigen Tagen der Akklimatisation beim neuen Klub wäre extrem bitter gewesen. „Davie wird noch mal untersucht, dann sollten wir Gewissheit haben“, sagte Baumgart am Sonntag und hoffte: „Wir haben nicht das Gefühl, dass etwas kaputt ist. Wir wollen uns nur absichern.“

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Keine strukturelle Verletzung

Das gute Gefühl sollte Baumgart nicht täuschen. Denn der MRT-Untersuchung folgte das große Aufatmen: Bei Selke liegt keine strukturelle Verletzung vor, die Kölner gehen davon aus, dass der Angreifer am Mittwoch wieder ins Training einsteigen kann. Sollte das Fall sein, spricht nichts dagegen, dass Selke dann mit einer Woche Verspätung am kommenden Samstag (14 Uhr) gegen den belgischen Zweitligisten Lommel SK erstmals für den FC auflaufen wird. Es ist das letzte Testspiel vor dem Bundesliga-Jahresauftakt am 21. Januar gegen Werder Bremen. Nach anfänglicher Kritik in den sozialen Netzwerken freuen sich mittlerweile viele Fans auf Selke, der Stürmer wurde jedenfalls am Samstag mit Applaus und Sprechchören („Wir woll’n den Selke sehen“) empfangen.

Baumgart ist allerdings der Auffassung, dass man bei Selke die Erwartungen nicht gleich allzu hochschrauben sollte. Selkes Torquote in den vergangenen fünf Spielzeiten (zwölf Treffer in 121 Bundesligaspielen) gibt dafür auf den ersten Blick auch wenig Anlass. Nach dem überzeugenden Auftritt seiner Mannschaft, für die vor 4700 Zuschauern Denis Huseinbasic (48./50.), Justin Diehl (88.) und Kingsley Schindler (120.) trafen, stellte sich der Coach vor seinen neuen Stürmer: „Davie ist ein Junge, der gut ankommt und viel arbeitet. Ich verlange keine zehn Tore von ihm, aber ich verlange, dass er für die Jungs arbeiten wird – und da können wir uns alle drauf verlassen. Er wird alles raushauen, was er hat. Ab und zu wird er dann auch die Kiste treffen, davon bin ich überzeugt.“

Am Samstag gefielen die Kölner auch ohne Selke im Spiel nach vorn. Sie setzten den klassentieferen Gegner in einer 4:1:3:2-Grundordnung mit schnell vorgetragenen Angriffen von Anfang an unter Druck. In den zweiten 60 Minuten mit etlichen Wechseln konnten dann insbesondere Diehl und Tim Lemperle Eigenwerbung betreiben, beide präsentierten sich spielfreudig. Für Selke war zu Beginn Steffen Tigges in die Mannschaft gerückt, der groß gewachsene Stürmer war viel unterwegs und besser eingebunden ins Kölner Spiel als zuletzt, doch ein Torerfolg war ihm erneut nicht vergönnt.

Baumgart zeigte sich nach dem Test über die ungewöhnliche Spielzeit von viermal 30 Minuten angetan: „Heute gibt es ganz wenig Negatives. Da muss man wirklich was suchen. Wir haben von Anfang an das Spiel gut angenommen und gute Abläufe gehabt. Man sieht, dass es den Jungs helfen wird, wenn die Frische und Klarheit wieder reinkommen.“

Zudem entspannt sich die personelle Situation beim FC: Die zuletzt verletzten Innenverteidiger Luca Kilian (nach Sprunggelenksverletzung) und Offensivspieler Jan Thielmann (nach Muskelfaserriss im Oberschenkel) kehrten am Sonntag auf den Platz zurück und absolvierten ein Individual-Training. „Bei beiden sieht es gut aus, aber wir sollten weiter vorsichtig sein“, sagte Baumgart.“ Das gilt insbesondere beim 20-jährigen Thielmann. „Die Verletzung an sich ist nicht schwerwiegend, sie ist nur an einer Stelle, die schwierig ist. Es geht nicht um den Heilungsprozess, sondern darum, dass es nicht wieder passieren soll“, führte Baumgart aus.

Auch Stürmer Sargis Adamyan, der zuletzt wegen eines Infekts fehlte, nahm das Training wieder auf. Stammtorhüter Marvin Schwäbe, der gegen den HSV ebenfalls erkrankt passen musste, wird nach dem trainingsfreien Montag am Dienstag zurückerwartet. Das sind allesamt gute Nachrichten, die Baumgart vor der WM-Pause so nicht mehr kannte. Auf Schlüsselspieler Mark Uth wird er allerdings noch bis in den März hinein verzichten müssen, der Porzer saß ebenfalls in Zivil auf der Tribüne.

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