Trainer Markus Gisdol erklärtSo arbeitet der 1. FC Köln in der Quarantäne am Neustart

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Markus Gisdol beim FC-Training

  • Der Bundesligist bereitet sich auf den Re-Start vor. Auch für Trainer Markus Gisdol ist die Vorbereitung in Corona-Zeiten sehr ungewohnt.
  • Das Quarantäne-Quartier am Heumarkt ist eine Art Geisterhotel.
  • Im Gespräch erklärt der 50-Jährige, wie er den Ernstfall gegen Mainz simuliert, wie er sich gegen Spionage wappnet und ob man mit einer Mund-Nasenmaske coachen kann.

Köln – Die neue Situation ist auch für Markus Gisdol sehr ungewohnt, nicht gerade schön und fühlt sich beengt an.

Sie ist aber unerlässlich und dient dem Zweck, dem Re-Start der Bundesliga in einer Woche. „Es ist seltsam, wenn ich mir vorstelle, dass ich nicht mehr frei entscheiden kann, wo ich sein möchte“, sagte der Trainer des 1. FC Köln, der am Donnerstag mit seiner Mannschaft ins Quarantäne-Quartier gezogen war. Es gebe damit nur noch zwei Orte, an denen er sich derzeit aufhalten könne: Das Geißbockheim und das Hotel. „Dadurch, dass keine anderen Gäste da sind, fühlt es sich an wie ein Geister-Hotel.“ Ein Hauch von „Shining“ am Heumarkt.

Sehr aufgeweckt präsentierte sich der Trainer dagegen in einem Gespräch am Freitag. „Ich will die Jungs auf keinen Fall in einen zu engen Zeitplan drängen. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, mit der Situation umzugehen.“ Und wie seine Spieler diese verarbeiten, das wolle er genau beobachten. Der Trainer verbringt mit seiner Mannschaft möglichst viel Zeit am Geißbockheim. Die Einheiten werden ausführlicher vor- aufbereitet. Und um möglichst keine Leere im Tagesablauf zu haben, wird auch mal das Training vom Vor- und auf den Nachmittag gelegt. „Hätten wir vormittags trainiert, wären wir zurückgefahren, hätten dann gegessen – und dann ist da nichts.“

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Acht Tage hat Gisdol Zeit, sein Team auf die Wiederaufnahme des Ligabetriebs vorzubereiten. Diese Vorbereitung in Zeiten von Corona ist oft genug eigenartig. So wie bei Besprechungen im Ballsaal. Da werde eine andere Atmosphäre herrschen, so Gisdol: „Ich habe überlegt, ob wir ein Megafon brauchen, um jeden zu erreichen.“

Sein Team befindet sich seit Donnerstag endlich wieder im Mannschaftstraining. Ein Fortschritt. „Alles, was wir bisher gemacht haben, war Bewegungstherapie.“ Jetzt gebe es wieder Training unter Wettkampfbedingungen. Sehr zum Wohlgefallen der Profis. „Die Freude meinen Spielern ist zu vergleichen mit der, die Kinder verspüren, wenn sie das erste Mal wieder auf den Spielplatz dürfen. Die sind dann auf der Schaukel auch erst einmal vorsichtiger, doch das legt sich dann ganz schnell wieder“, befand Gisdol.

Mit dem Geisterspiel am übernächsten Sonntag gegen Mainz hat auch der FC endlich wieder ein Ziel vor Augen. Gisdol kündigte an, den Ernstfall auch mit Trainingsspielen im Rhein-Energie-Stadion zu simulieren. Für die Mannschaft sei es sinnvoll, sich an die besondere, weil nicht vorhandene Geräuschkulisse zu gewöhnen. Auch das Coaching sei ein völlig anderes, diese Erfahrung machte Gisdol bereits beim ersten und einzigen Bundesliga-Geisterspiel im März in Gladbach. Die gegnerische Bank hören jetzt eben auch alles mit und könne dementsprechend reagieren. Und auch emotionale Ausbrüche seien jetzt fast für jeden zu hören. „Man sollte die Trainer nicht verfluchen, wenn mal was rausrutscht. Das ist in Ordnung, Emotionen gehören zum Sport.“

Mit Mund- und Nasenschutz wird man Gisdol in der Coaching-Zone und somit alleine auf weiter Flur aber nicht sehen. Auf der Bank ziehe er diesen natürlich auch an, um sich regelkonform zu verhalten. „Aber Coaching mit Mundschutz an der Linie – wie soll das gehen?“

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