Gauselmann AG reagiert auf KritikSpielsüchtiger Kölner erhebt Vorwürfe gegen den 1. FC Köln

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FC-Präsident Werner Wolf

FC-Präsident Werner Wolf gab ehrlich zu: Hätten die Verantwortlichen die Intensität der Kritik geahnt, „dann hätten wir es nicht gemacht – um das sehr deutlich zu sagen.“

Die Kooperation des FC mit dem Glücksspielanbieter Gauselmann war am Mittwoch ein Reizthema.

Solch ein Schritt ist nicht einfach. Doch Moritz Hagenbruch hatte gar „nicht so viel Bammel“ vor dem großen Auftritt, seiner Rede auf der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln. Über diese hatte der Kölner schon seit dem vergangenen April nachgedacht, als sein Lieblingsverein das Derby gegen Gladbach in Kooperation mit seinem damaligen Partner bwin aktiv mit Wettgutscheinen beworben hatte – also „praktisch der Aufforderung zum Wetten, als gehöre das zur Pflicht am Spieltag“, wie der 41-Jährige sagt.

Als der Bundesligist dann Ende August die neue „Premium-Partnerschaft“ des FC mit dem Glücksspielunternehmen Gauselmann (Markenzeichen: die Merkur Sonne) bekanntgab, stand endgültig fest, dass er in der Lanxess-Arena seine Stimme öffentlich erheben und sich quasi auch öffentlich „outen“ will. Um der ganzen Thematik „ein Gesicht zu geben“, wie der Familienvater sagt.

Denn Moritz Hagenbruch ist spielsüchtig, wie er selbst sagt. Schon seit 17 oder 18 Jahren. „Man weiß ja selbst, dass da was nicht stimmt, aber man verdrängt das Thema oder belügt sich selbst“, sagt der engagierte FC-Fan, der seit über 20 Jahren Mitglied des Vereins ist. Zwar sei seine wirtschaftliche Existenz nie wirklich gefährdet gewesen, doch die Sucht ist offenbar so groß, dass er sich bereits Hilfe geholt hat und demnächst eine ambulante Therapie beginnt.

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Kooperation mit Glücksspielanbieter war Reizthema auf der FC-Mitgliederversammlung

Die Kooperation mit dem Glücksspielanbieter war am Mittwoch ein Reizthema. Es hagelte Kritik. Auch durch Hagenbruch. „Der FC hat eine moralische und faktische Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitgliedern. Daher ist die Kooperation mit Unternehmen, die aktiv die Existenz und Gesundheit einiger Mitglieder gefährden, nicht zu akzeptieren.“ Spielsüchtige seien krank, ihre Krankheit koste sie oftmals ihre Freunde, Familie, Existenz. „Ich weiß, wovon ich spreche, da ich seit einem halben Jahr trockener Spieler bin. Ich möchte nicht, dass sich mein Verein am Ruin seiner Fans bereichert.“

FC-Geschäftsführer Markus Rejek hatte erwartet, dass es Kritik geben würde. Und verteidigte das Engagement. Präsident Werner Wolf gab im Anschluss aber ehrlich zu: Hätten die Verantwortlichen die Intensität der Kritik geahnt, „dann hätten wir es nicht gemacht – um das sehr deutlich zu sagen.“ Doch Verträge müssten erfüllt werden, ein Ausstieg sei „nicht angedacht“, die finanziellen Mittel des FC seien auch „nicht so üppig“.

Hagenbruch lässt diese Argumentation nicht gelten. Der Vertriebsmitarbeiter in der Software-Branche zitiert Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Und ergänzt: „Der FC steht ja für gewisse Werte, aber offenbar nur dann, wenn es ihm nicht wehtut – vor allem nicht im Geldbeutel.“

Gauselmann AG auf die Kritik von FC-Mitgliedern

Auf Anfrage dieser Zeitung reagierte die Gauselmann AG auf die Kritik. „Unsere Partnerschaft mit dem 1. FC Köln ist, ähnlich wie bei anderen Fußballvereinen, in erster Linie ein strategisches Bündnis, das darauf abzielt, beiden Seiten Vorteile zu bringen“, teilte Unternehmenssprecher Mario Hoffmeister mit.

Man sei sich bewusst, dass ein solches Engagement naturgemäß verschiedene Ansichten hervorrufe. Man reagiere mit „Gelassenheit und Verständnis. Wir respektieren die Meinungen der FC-Mitglieder und sind bereit, auf ihre Bedenken einzugehen.“ Man wolle die Kritiker aktiv überzeugen und transparent kommunizieren.

Gauselmann beharrt auf seinem Engagement: „Wir sind fest entschlossen, unsere Verpflichtungen als Premium-Partner des 1. FC Köln zu erfüllen und den Verein bestmöglich zu unterstützen. Wir sind stolz darauf, den 1. FC Köln zu unterstützen“, so Hoffmeister. Man freue sich auf die Zusammenarbeit.

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