Analyse zum FC-SpielKölner Frust im Frost – FC droht neues Rendezvous mit dem Abstiegskampf

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Timo Huebers diskutiert mit dem Linienrichter beim Spiel gegen den VfL Bochum.

Timo Huebers diskutiert mit dem Linienrichter beim Spiel gegen den VfL Bochum.

Der 1. FC Köln verliert gegen den VfL Bochum mit 0:2 und ist damit seit 364 Minuten ohne eigenen Treffer.

Als die Fans auf der Südtribüne das „Veedel“ anstimmten, war der Ernst der Lage endgültig klar. Gerade hatte Stadionsprecher Michael Trippel die Nachspielzeit angesagt, doch auf den Rängen Müngersdorfs herrschte längst Gewissheit: Der 1. FC Köln würde das Spiel gegen den VfL Bochum verlieren. Die Chance auf einen Befreiungsschlag verpassen und gegen den Tabellen-Letzten ohne eigenes Tor bleiben.

Vier Wochen ist der letzte FC-Treffer nun her, und nach dem 0:2 (0:1) vom Freitag droht dem FC nach nur einem Punkt in vier Spielen ein neues Rendezvous mit dem Abstiegskampf. 364 Minuten ist Köln nun ohne Treffer.

Der Tag hatte im Zeichen einer sich verändernden Wetterlage gestanden. Die Temperaturen waren ins Bodenlose gestürzt, was von heftigen Winden begleitet worden war. Aus dem vielen Regen war gegen Abend Schnee geworden, die wohl letzten Kölner Flocken des Jahres hatten sich einen angemessenen Rahmen ausgesucht, um über den Flutlichtern von Müngersdorf niederzugehen.

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Schneetreiben im Rhein-Energie-Stadion

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Davie Selke schaffte gegen Bochum Rückkehr auf den Rasen

Vor 50 000 Zuschauern hatte es Davie Selke tatsächlich geschafft, zum Anpfiff auf dem Rasen zu stehen. Vor einer Woche hatte der Mittelstürmer wegen nächtlichen Schüttelfrosts und weiterer Symptome passen müssen und die Partie bei Union Berlin verpasst. Der Stuttgarter, der im Winter von Hertha BSC nach Köln gewechselt und seitdem vom Pech verfolgt gewesen war, stand am Freitagabend in der Startelf und ersetzte Steffen Tigges.

Es war die einzige Veränderung im Kader nach dem starken Auftritt im Stadion an der Alten Försterei (0:0). Dass die schwächste Offensive der Rückrunde (drei Treffer seit dem 18. Spieltag) gegen die anfälligste Abwehr der Liga mit zwei defensiven Mittelfeldspielern und nur einer Spitze begann, dürfte eine Konzession an die Kölner Mannschaft gewesen sein, die sich in diesem System augenscheinlich am wohlsten fühlt.

So setzte der FC zunächst auf kontrollierte Offensive – sofern das im Pressingfußball der Kölner möglich ist. Die Lage war klar. Der VfL, am vergangenen Wochenende durch die Niederlage gegen Schalke auf dem letzten Tabellenplatz angekommen, brauchte nach vier Niederlagen ohne Torerfolg dringend etwas Zählbares. Für den FC bedeutete das Duell die Gelegenheit, sich zu Beginn des 24. Spieltags entscheidend von einem direkten Konkurrenten zu distanzieren.

Nach 30 Sekunden gab Ellyes Skhiri einen ersten Schuss auf das Tor der Gäste ab. Manuel Riemann konnte den Ball nicht festhalten, doch kein Kölner war zur Stelle. Der FC dominierte die ersten Minuten, doch gleich mit dem ersten Ausflug in die Kölner Spielhälfte landeten die Gäste einen Coup: Christopher Antwi-Adjei ging auf der Strafraumkante ins direkte Duell mit Timo Hübers. Suchte und fand den Kontakt und hob formvollendet ab.

Kevin Stöge trifft gegen Köln zum 1:0 per Elfmeter

Kevin Stöge trifft gegen Köln zum 1:0 per Elfmeter

Elfmeter gegen den FC nach leichtem Kontakt

Ein Foul war das eher nicht, doch reichte Schiedsrichter Tobias Welz die Aktion, um einen Strafstoß zu verhängen. Kevin Stöger trat an, platzierte den Ball schlecht und traf dennoch unter FC-Keeper Marvin Schwäbe hindurch. Es war das erste Bochumer Tor nach 376 Minuten.

Die rechte Seite blieb vorerst eine Kölner Problemzone. Hübers und Benno Schmitz verloren einige Bälle, das Publikum murrte hörbar. Der Sturm fegte ein paar Werbebanden auf den Rasen. Von der Kölner Offensive war jedoch einmal mehr wenig zu sehen. Fünf Minuten vor der Pause gab Selke einen Kopfball auf das Bochumer Tor ab, den Riemann allerdings parierte.

Der FC hatte viel Ballbesitz in der Bochumer Hälfte. Doch auf den letzten Metern fehlte die Durchschlagskraft. Das erinnerte sehr an das Heimspiel gegen Wolfsburg vor zwei Wochen, als Köln ebenfalls früh in Rückstand geraten war und sich anschließend ertraglos mühte, um 20 Minuten vor Schluss das 0:2 zu kassieren.

Kölns Trainer Steffen Baumgart feuert seine Mannschaft an.

Kölns Trainer Steffen Baumgart feuert seine Mannschaft an.

Steffen Baumgart, der auch im Schneetreiben bei der kurzärmligen Garderobe blieb, quittierte jeden gelungenen Ansatz seiner Spieler mit aufmunterndem Applaus. Doch die erste Hälfte blieb eine zähe Veranstaltung gegen eine Bochumer Mannschaft, die sich mit allen Mitteln wehrte.

Köln leistete sich Ungenauigkeiten und zeigte Nerven

Die Gäste verwickelten ihre Gastgeber auf dem gesamten Platz in Zweikämpfe. Köln rannte dem Rückstand hinterher, leistete sich zahlreiche Ungenauigkeiten, zeigte Nerven. Davie Selke verwickelte die Gegner seinerseits in Scharmützel, schaffte es aber nicht, die zuletzt so arg wackelnde Bochumer Verteidigung aus der Ordnung zu bringen.

Ohne Glück gegen Bochum: Davie Selke

Ohne Glück gegen Bochum: Davie Selke

Stattdessen offenbarte er arge Tempodefizite, wenn er auf den Flügel auswich. Und auch sein Kopfballspiel hatte wenig Zwingendes. So war der Mittelstürmer zwar einigermaßen eingebunden. Doch seine Aktionen entbehrten nicht einer gewissen Tragik. Nach 66. Minuten war Schluss.

Es wurde nicht besser. Stattdessen erhöhten die Gäste gegen eine verzweifelnde Kölner Mannschaft vor einem ebenfalls verzweifelnden Kölner Publikum auf 2:0: Bochum spielte eine Freistoßvariante an den Fünfmeterraum, Köln verteidigte lausig – Erhan Masovic erhöhte ohne Schwierigkeiten. Bochum verkürzte den Abstand auf Köln damit auf fünf Punkte. Und der Abend für die FC-Fans war endgültig verdorben.

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