Jakub Kaminski traf zur frühen Kölner Führung. Am Ende entschied die individuelle Klasse von Angelo Stiller die Partie. Ärger um Elfmeter für den VfB.
1:2 gegen den VfB StuttgartStrittiger VAR-Elfer – 1. FC Köln kassiert die erste Heimniederlage der Saison

Jakub Kaminski (Mitte) erzielte die frühe Kölner Führung.
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Bis zum Schlusspfiff hatten die Fans des 1. FC Köln Hoffnung, da ihre Mannschaft sich mit allem, was sie hatte, gegen die drohende Niederlage gegen den VfB Stuttgart stemmte. Doch um 19.28 Uhr am Sonntag war es doch so weit: Der Bundesliga-Aufsteiger hatte seine erste Heimniederlage in der noch jungen Saison kassiert.
Nach einem rasanten, taktisch anspruchsvollen und niemals langweiligen Spiel unterlag der FC den Gästen mit 1:2. Josha Vagnoman hatte in der 81. Minute nach einem starken Zuspiel von Angelo Stiller das am Ende entscheidende Tor erzielt. Nach dem 1:3 in Leipzig verloren die Kölner damit zum zweiten Mal in Folge, mit sieben Punkten stehen sie in der Tabelle aber immer noch sehr ordentlich da. Und ordentlich, wenn auch nicht richtig gut, war erneut auch die Leistung.
„Es war eigentlich ein Unentschieden-Spiel. Nach dem frühen 1:0 haben wir fußballerisch Luft nach oben. Unsere Ballstafetten wirkten doch sehr abgehakt. In der zweiten Halbzeit war es dann besser. Wir wollen weiter dran arbeiten, uns fußballerisch zu verbessern. Das ist aber ein Prozess“, sagte Kölns Trainer Lukas Kwasniok.
1. FC Köln verliert gegen Stuttgart: Linton Maina erhielt die Chance von Beginn an
Der FC-Coach hatte seine Mannschaft im Vergleich zur 1:3-Niederlage zuletzt in Leipzig auf zwei Positionen umgestellt: Linton Maina verdrängte Luca Waldschmidt auf die Bank, für den mit Achillessehnenreizung fehlenden Marius Bülter, der auf der Tribüne mitfieberte, feierte Ragnar Ache seinen ersten Startelfeinsatz im FC-Trikot.
Der Kölner Coach setzte auf eine 3:4:3-Grundordnung. Der Sinn dahinter: Mit Eric Martel in der Dreierkette und Tom Krauß davor wollte Kwasniok das Abwehrzentrum stärken, in Leipzig hatte sich der FC in der Defensivmitte noch zu löchrig präsentiert.
Doch erst einmal hatte Krauß einen starken Auftritt in der Offensive: Sein Ballgewinn leitete die frühe Führung ein. Und die fiel nach feinstem und rasantem One-Touch-Fußball: Über Isak Johannesson und Jan Thielmann kam der Ball zu Ache, der wiederum verlagerte das Spiel auf die linke Seite zu Jakub Kaminski, der freistehend vor Torhüter Alexander Nübel die Nerven behielt und eiskalt zum 1:0 traf (4.).
Für den polnischen Neuzugang, der vom VfL Wolfsburg ausgeliehen wurde und bis dato jede Minute auf dem Platz stand, war es bereits der dritte Treffer im fünften Bundesligaspiel für den FC. Auch der neue FC-Präsident Jörn Stobbe, der am Samstag mit deutlichem Vorsprung ins Amt gewählt worden war, jubelte im Vereinstrikot auf der Tribüne. Das gab dem FC noch mehr Auftrieb, der zu Beginn kaum zu bremsen war. Ache hatte nur drei Minuten nach der Führung sogar das 2:0 auf dem Fuß, spitzelte den Ball am herauslaufenden Nübel vorbei. Doch sein Versuch war nicht druckvoll genug, so dass Jaquez noch vor der Torlinie für den VfB retten konnte.
Nach einer Viertelstunde kam Stuttgart dann besser ins Spiel, hatte gleich eine Serie an Ecken und kam zu ersten Chancen: Bei einem sehenswerten Fallrückzieher von Tomas war FC-Torhüter Marvin Schwäbe auf dem Posten und lenkte den Ball über die Latte. Dann fehlten den Gästen nach einem Kopfball von Ermedin Demirovic nur Zentimeter zum Ausgleich (18.).
Es folgte in der 23. Minute eine Szene, die die Gemüter erhitzte: Nach einem Rückpass ließ sich Schwäbe zu viel Zeit und verlor den Ball im Strafraum an Demirovic und trat dann dem Stuttgarter Stürmer auf den linken Fuß. Der fiel zwar nicht und lief weiter, aber unrund und konnte die Chance nicht nutzen. Der Videoschiedsrichter schaltete sich ein. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck überprüfte auf dem Monitor die strittige Szene selbst noch einmal. Über die Stadionlautsprecher kommunizierte er: Elfmeter für Stuttgart. War das wirklich ein Fall für den VAR? Musste er da eingreifen? Eine klassische Fehlentscheidung, erst einmal weiterspielen zu lassen, war es jedenfalls nicht.
Kölner Ärger über Eingreifen des Videoschiedsrichters
„Ich möchte gar nicht so viel zu sagen: Den VAR gibt es seit vielen Jahren. Ich war kein Freund von ihm, bin kein Freund von ihm und werde auch keiner mehr werden“, haderte Kwasniok. Beim TV-Sender „DAZN“ kritisierte der Kölner Coach: „Es ist seit Jahren so, dass ich da keine Sinnhaftigkeit sehe. Der VAR hat sich gemeldet, weil er das in der Slow-Mo gesehen hat. Und dann wird das als richtige Entscheidung dargestellt“, sagte Kwasniok und fügte ironisch an: „‚Gott sei Dank haben wir den VAR, um den Fußball gerechter zu machen‘ - er wird immer fragwürdiger. Das ist mein Problem.“
Und auch Kölns Sportdirektor Thomas Kessler kritisierte: „Wenn ich das Standbild und die Berührung sehe, muss ich den Elfmeter geben. Aber die Frage, die hier gestellt werden muss, ist: Warum wird auf dem Rücken des 1. FC Köln so eine Situation so bewertet? Es würde mich sehr interessieren, ob so eine Situation auch so bewertet würde, wenn Bayern München gegen Borussia Dortmund spielt und es dort um die Meisterschaft geht. Dann gibt es keinen Videoassistenten auf der Welt, der den Schiedsrichter dafür rausschickt. Deshalb habe ich heute sehr große Fragezeichen.“
Vom Punkt ließ Demirovic Schwäbe dann keine Chance – 1:1 (28.). Zwischen Foul und Elfmeter lagen also geschlagene fünf Minuten. Die Gäste waren nun am Drücker, der FC leistete sich eine zu passive Phase. Die Stuttgarter hatten jetzt deutlich mehr Ballbesitz und schnürten die Hausherren fast ein. Dennoch hätten die Kölner kurz vor der Halbzeit in Führung gehen können, als Sebastian Sebulonsen auf Höhe des Sechzehners frei zum Abschluss kam, den Ball zwar wuchtig, aber knapp neben das Tor setzte.
Personell unverändert kamen beide Mannschaften nach der Pause zurück auf den Rasen, taktisch stellte Kwasniok aber um. Krauß agierte nun als Linksverteidiger einer Viererabwehrkette, Martel rückte ins defensive Mittelfeld vor. Die Kräfteverhältnisse blieben aber erst einmal gleich: Stuttgart machte überwiegend das Spiel. Tiago Tomas wollte zaubern, per Hacke verfehlte er knapp das Kölner Tor (52.).
Nach rund einer Stunde reagierte Kwasniok: Für Maina und Ache kamen Denis Huseinbasic und Said El Mala in die Partie. Und das zahlte sich aus. Der FC machte nun selbst mehr nach vorne: El Mala kam in der 68. Minute gleich in gute Schussposition, bekam aber nicht genügend Druck auf den Ball. Auf der Gegenseite hatten die Kölner dann Glück: Nach einem Freistoß von Stiller passten sie nicht auf, so dass Tomas freistand, den Ball aber an den Pfosten setzte (70.).
Erneut wechselte Kwasniok dann doppelt: Für Isak Johannesson und Jan Thielmann kamen Kristoffer Lund und Florian Kainz (74.). Erneut war es das große FC-Juwel El Mala, das sich ein Herz nahm und aus der Distanz auf das Gäste-Tor feuerte, doch Nübel lenkte den Hammer noch über die Latte. Der FC war nun wieder voll da und stand in der 78. Minute selbst kurz vor der Führung: Kaminski verlängerte den Ball per Kopf – das Leder klatschte an die Latte!
Doch in der 81. Minute zeigte sich dann, welch starke Individualisten der VfB mittlerweile in seinen Reihen hat: Der FC ließ Nationalspieler Stiller zu viel Platz, der spielte am Strafraum einen famosen Pass in die Gasse auf Vagnoman, den Tom Krauß kurz, aber entscheidend aus den Augen verloren hatte. Per Linksschuss traf der Verteidiger zum Sieg (81.). Der FC gab nicht auf, doch der Ausgleich wollte nicht mehr fallen.