Handbruch bei FC-VerteidigerKölns Kilian muss bei Union zum „Eisernen" werden

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Luca Kilian trainierte mit gebrochener Hand.

Köln – Mit einem „Holzfuß“ und einem gebrochenen Handknochen kann man sehr wohl für den 1. FC Köln auflaufen. Meint jedenfalls Steffen Baumgart, der Cheftrainer des 1. FC Köln. Einen Tag vor dem  Auswärtsspiel des Bundesliga-Siebten beim Neunten  Union Berlin (Freitag, 20.30 Uhr, Dazn), das für Baumgart eine Rückkehr zu seinem Ex- und Herzensklub ist, drehte sich einiges um Abwehrspieler Luca Kilian. Nicht alles war aber ganz ernst gemeint.

Die gute Nachricht: Der 22-Jährige, wird von Beginn an auflaufen können.  In der Alten Försterei, die mit 22 000 Zuschauern (darunter 2500 FC-Fans) erstmals seit Monaten ausverkauft ist, soll Kilian mit Timo Hübers die Kölner Abwehr zusammenhalten und bei Union zum „Eisernen" werden.

Kilian habe „Bruch in der Hand"

Im Training am Freitag mischte der Abwehrspieler mit einem in Gips verpackten rechten Arm mit. Ein Andenken an einen Trainingsunfall vom  Dienstag. „Luca hatte heute einen größeren Gips, sagt aber, dass er keine Einschränkungen hat. Er hat einen Bruch in der Hand, relativ gerade, nichts Kompliziertes. Das sollte kein Problem sein für ihn“, sagte Baumgart. Er trug dies ohne erkennbare Regung vor, Kilian indes hatte zwei Tage zuvor  mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden gelegen und Böses befürchtet: „Mann, die Hand ist bestimmt gebrochen.“ Ist sie, es geht dennoch weiter.

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Training mit gebrochener Hand: FC-Verteidiger Luca Kilian am Freitag.

Wenige Minuten vor dem Unfall war die Stimmung noch eine andere gewesen. „Wenn du das im Spiel machst, erwürge ich dich!“, brüllte Baumgart in Richtung Kilian. Der Verteidiger hatte zuvor im Eins-gegen-eins-Duell zum Übersteiger angesetzt, seinen Gegenspieler umspielt und dann per Lupfer das Leder am rechten Pfosten vorbeigelegt. Das gefiel dem Trainer  nicht. Und damit sind wir beim „Holzfuß“.

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Baumgart klärte auf:  „Der Spaß ist dabei, wenn ein – und das bitte ich jetzt nicht so hoch zu hängen – Holzfuß anfängt, ein Lupfer vor dem Torwart zu machen. Ich habe Luca nur darauf hingewiesen, dass er bei seiner Spielweise bleiben möge und nicht so viele Videos von Stürmern gucken soll. Das war eher mit einem Augenzwinkern alles.“

Baumgart hatte auch gute Nachrichten zu verkünden am Donnerstagmittag: Neu-Nationalspieler Salih Özcan, der für die Türkei debütierte, und WM-Fahrer Ellyes Skhiri sind nicht nur glücklich von ihrer Länderspieltouren nach Köln zurückgekehrt, sondern auch fit. Beide werden in der Startelf stehen. Offensivspieler Louis Schaub steht doch zur Verfügung, nachdem er sich nach seiner Corona-Infektion schon früher als vermutet freigetestet hatte. Somit werden  nur der verletzte Benno Schmitz, der gesperrte Ondrej Duda, Ersatztorhüter Timo Horn (grippaler Infekt) und Kingsley Schindler (private Gründe) fehlen.

Vorfreude bei Baumgart

Man merkte dem Coach  an, dass er dem Duell bei seinem Ex-Klub entgegenfiebert. „Was das Stadion besonders macht: Alle sind 90 Minuten positiv. Egal, wie das Ergebnis aussieht. Selbst, wenn man 0:2 hinten liegt, wird man angepeitscht. Es wird heiß hergehen. Unabhängig von meiner Person wird das ein schönes Erlebnis bei Union. Wir müssen dafür sorgen, dass es für uns alle so wird“, sagte der 50-Jährige, der  weiter einen Wohnsitz in Köpenick hat und zur Union-Traditionsmannschaft zählt.

Das trifft auch auf seinen früheren Mitspieler Torsten Mattuschka zu. Der 41-jährige TV-Experte, der 281 Spiele (61 Tore) für Union absolvierte, hat weiterhin einen guten Draht zu Baumgart. Und lobt dem Trainer im Gespräch mit dieser Zeitung in den höchsten Tönen. „Baumi hat in Köln richtig was entfacht. Dass er mit dem FC nach zwei Fast-Abstiegen jetzt schon 40 Punkte geholt hat, ist beeindruckend. Er war schon immer ein richtig guter, kerniger Typ. Einer, der eine klare Meinung hat, die auch manchmal nicht dem Mainstream entspricht. Er lebt Mentalität vor und reißt die Jungs mit. Das war schon früher so“, sagt Mattuschka.

Baumgart nicht nur Motivator, sondern auch Fachmann

Man dürfe Baumgart nicht nur auf seine mitreißende Art reduzieren, er sei auch ein absoluter Fachmann. „Man kann dem FC nur zu ihm beglückwünschen. Er macht einen sehr guten Job.“

Sieben Spieltage vor Saisonende stehen sich mit Union (38 Punkte) und dem FC (40) zwei Teams gegenüber, die  noch von der Teilnahme am Europapokal träumen dürfen. „Ich werde im Stadion sein und freue mich richtig auf das Spiel. Endlich ist die Hütte voll“, sagt Mattuschka.

Sollte Baumgart nach der Partie noch in Köpenick bleiben, könnte der Coach ganz in der Nähe noch in Mattuschkas Sportsbar „Tusches Kick and Rush“ einkehren. Die ist auch  ein Treffpunkt für Union-Fans  und nur wenige hundert Meter von Baumgarts Wohnung entfernt.

Union Berlin: Luthe - Jaeckel, Knoche, Baumgartl - Trimmel, R. Khedira, Gießelmann - Haraguchi, Prömel - Becker, Awoniyi.- 1. FC Köln: Schwäbe - Ehizibue, Kilian, Hübers, Hector - Özcan, Skhiri - Thielmann, Uth, Kainz - Modeste.

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