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1. FC Köln vor dem letzten SpieltagMenschenführung im besten Sinne

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Friedhelm Funkel hat viele kleine Dinge getan – die Summe daraus war ein überzeugender Auftritt in Nürnberg.

Friedhelm Funkel hat viele kleine Dinge getan – die Summe daraus war ein überzeugender Auftritt in Nürnberg. 

Der Kölner Mannschaft hatte es an Führung gefehlt. In Nürnberg zeigte sich eine neue Stabilität, die Hoffnung gibt für das Endspiel gegen Kaiserslautern. 

Trainer mögen es nicht, direkt nach dem Spiel nach den Gründen für das Ergebnis gefragt zu werden – und oft ist der Fußball ohnehin zu komplex für einfache Antworten.

Friedhelm Funkel wurde daher auch am Freitag nicht gefragt, wie um Himmels willen hatte passieren können, was passiert war. Wie die Kölner Mannschaft knapp eine Woche nach dem blamablen 1:1 im eigenen Stadion gegen Absteiger Regensburg einen 0:1-Rückstand in Nürnberg in einen 2:1-Sieg hatte drehen können. Die Antwort wäre aus Funkels Sicht womöglich unpassend gewesen – und er hätte sie niemals so ausgesprochen. Doch lag sie auf der Hand: „An mir hat es gelegen“, hätte er sagen können. Und niemand hätte widersprochen.

Was genau Funkel getan hat, um elf Kölner, die zuvor gerade mit dem Ball nichts zustande gebracht hatten, zu einer dominant auftretenden Einheit zu machen, war weniger einfach zu beantworten. 23:5 Torschüsse, 8:0 Eckbälle, 52 Prozent Ballbesitz: Beeindruckende Werte, zumal nach dem Rückschlag gegen Regensburg. Solche Zahlen liefern Mannschaften, die mit Überzeugung spielen.

Nach der Partie gratulierte Funkel wortreich dem unterlegenen Trainerkollegen, der in diesem Fall Weltmeister Miroslav Klose war. Eine fantastische Mannschaft habe Klose da beisammen, sagte Funkel. Klose bedankte sich herzlich, und alle im Raum fühlten sich plötzlich sehr wohl.

Schon zuvor hatte Funkel seinen Spielern „ein Riesenkompliment“ gemacht und seinem Trainerstab gedankt. Er sei ja erst so kurz da. Es hätte schwierig werden können, wenn nicht alle mitgemacht hätten. Darum gab er seinen Leuten das Wochenende frei – und am Donnerstag erneut. „Hat die Mannschaft sich verdient“, sagte er.

Friedhelm Funkel gibt der Mannschaft, was zuvor gefehlt hatte

In den Tagen vor dem Spiel hatte Funkel mit seinen Spielern das Gespräch gesucht. Nach dem Schlusspfiff in Nürnberg war der Trainer erneut mit seinen Leuten gesehen worden. Manchen hatte er herzlich gedrückt, mit anderen bloß abgeklatscht. Wieder anderen hatte er schlicht die Hand auf die Schulter gelegt. Doch vor dem Block mit den jubelnden Kölner Fans, die ihre Mannschaft eine Woche zuvor noch gnadenlos ausgepfiffen hatten, war nun alles verziehen und vergessen.

Das richtige Wort, die richtige Geste, das Gefühl für den Moment. Es war die Summe der scheinbar kleinen Dinge und damit Menschenführung im besten Sinne. Die hatte zuvor gefehlt. Daran hatte es gelegen.