Berater Rutemöller lobt Baumgart-Team„Das wirkt beim FC alles sehr stabil"

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Vorstandsberater Erich Rutemöller (l.) sieht regelmäßig die Einheiten der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart.

Köln – Als der 1. FC Köln in der Saison 2017/18 erstmals seit einem Vierteljahrhundert wieder am Europapokal teilnahm, erlitt die große Euphorie schnell herbe Dämpfer. In der Bundesliga stürzte die Mannschaft von Trainer Peter Stöger ins Bodenlose ab, und auch der Auftakt auf der internationalen Bühne missriet. Die ersten drei Gruppenspiele verlor der FC.

In dieser Spielzeit ist es gänzlich anders: Die Kölner sind in der Bundesliga mit hervorragenden 13 Punkten Tabellensiebter, nur zwei Zähler beträgt der Rückstand auf Platz drei. Und mit vier Punkten aus zwei Spielen (1:1 in Nizza, 4:2 gegen Slovacko) ist der FC aussichtsreich in die Gruppenphase der Conference League gestartet. Am Donnerstag (21 Uhr, RTL live) im Heimspiel gegen Partizan Belgrad sollen die Zähler fünf bis sieben dazukommen.

„Nach dem Spiel können wir Dritter, aber auch Erster sein. Wir haben eine gute Ausgangsposition“, sagt Cheftrainer Steffen Baumgart, dessen Team das Tableau in Gruppe D anführt.

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1. FC Köln: Fans spielen große Rolle

Getragen werden die Kölner wieder von ihren Fans. Der zur Saison 2021/22 von der Uefa eingeführte Wettbewerb wird in Köln  eindrucksvoll angenommen. 47500 Zuschauer werden im Rhein-Energie-Stadion erwartet. „Ich finde, der Wettbewerb hat sich sehr gut entwickelt. Es sind namhafte Vereine dabei. Aus unserer Sicht ist das ein schöner Erfolg, dabei sein zu dürfen. Dass in Köln diese Spiele besonders angenommen werden, das wissen wir alle. Wir können hier viel Positives bewegen – und da hilft uns auch dieser Wettbewerb“, meint der Coach.

Sollte der FC gewinnen, wäre er zwar noch nicht durch, dennoch hätte er hervorragende Chancen auf das Achtelfinale.  32 Jahre ist es  her, als der FC letztmals auf der europäischen Bühne die Runde der letzten 16 Mannschaften erreichte.

Zweiter muss in die Zwischenrunde

Die acht Sieger der acht Conference-League-Gruppen ziehen direkt ins Achtelfinale ein, die  acht Tabellenzweiten  dagegen nicht. Sie treffen jeweils in einer Zwischenrunde in Hin- und Rückspiel auf einen der  acht Gruppendritten, die zuvor in der Europa League ausgeschieden waren.

Der Gruppensieger erhält zusätzliche Prämien in Höhe von 650.000 Euro, der Zweitplatzierte 325.000 Euro (plus 300.000 Euro nach erfolgreicher Zwischenrunde).  Ab dem Achtelfinale verläuft der Wettbewerb bis hin zum Endspiel am 7. Juni 2023 in  Prag nach dem K.-o.-System. (ksta)

Damals wie heute war Erich Rutemöller im Verein. Der aktuelle Vorstandsberater hatte im Juli 1990 in einer schwierigen Phase den FC als Cheftrainer übernommen. Der Klub hatte sich zuvor spektakulär von Erfolgscoach Christoph Daum getrennt  und zudem mit Thomas Häßler den absoluten Star verloren, der nach dem WM-Titel zu Juventus Turin gewechselt war. Im damaligen Uefa-Cup schaltete der  amtierende Vizemeister in den ersten beiden Runden IFK Norrköping (0:0, 3:1) und Inter Bratislava (0:1, 2:0) aus. Von Euphorie war  in Köln aber nichts zu spüren, 9200 beziehungsweise 8000 Zuschauer verloren sich im  Müngersdorfer Stadion. Im Achtelfinale war dann gegen Atalanta Bergamo Endstation, nach dem 1:1 vor 24500 Zuschauern in Köln verlor der FC das Rückspiel in Norditalien mit 0:1.

„Das waren sehr enge Spiele. Das Ausscheiden war aber sicher vermeidbar, Atalanta galt damals auch nicht als Top-Adresse in Italien. Aber Verein und Mannschaft befanden sich seinerzeit im Umbruch, es war keine einfache Zeit. Ich habe vor wenigen Tagen noch meinen damaligen Spieler Falko Götz getroffen, da haben wir noch mal über die alten Zeiten gesprochen“, sagt Rutemöller, der sich auch noch an die Spiele vor fast leeren Rängen in Müngersdorf erinnert: „Das war ziemlich trostlos und hat mit heute überhaupt nichts mehr zu tun. Die Conference League wird heute in Köln gefeiert. Unsere Heimspiele sind allgemein Erlebnisse. Die zweite Halbzeit gegen Dortmund war ein Traum, das Stadion ist explodiert. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mal so gejubelt habe. Natürlich hilft diese Stimmung auch unserer Mannschaft“, sagt Rutemöller, der von der Atmosphäre beim 3:2-Sieg gegen den BVB angetan war.

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Kölns Horst Heldt (M.) 1990 im Spiel gegen Atalanta Bergamo

Der Berater ist der Meinung, dass die Mannschaft auch in den kommenden Wochen ihr grundsätzliches Leistungsvermögen halten wird. Er habe volles Vertrauen in Baumgart und sein Trainerteam, die Mannschaft sei mittlerweile zudem sehr gefestigt: „Das wirkt alles sehr stabil und fängt beim starken Torwart Marvin Schwäbe und einer sicheren Abwehr an. Die Mannschaft hat es bisher sogar geschafft, den Weggang von Tony Modeste im Kollektiv aufzufangen. Für mich ist der aktuelle Erfolg keine Eintagsfliege. Ich bin optimistisch, dass wir auch die große Belastung durch die vielen Spiele bis zur WM-Pause bewältigen können, da wir mittlerweile auch einen breiteren Kader haben, der dem Trainer auch mal ermöglicht, einzelnen Spielern eine Pause zu geben.“

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Und von dieser Möglichkeit wird Baumgart am Donnerstag erneut Gebrauch machen. In der Englischen Woche vor dem mit Spannung erwarteten Derby am Sonntag (15.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach kündigte der Coach eine gewisse Rotation an. „Nicht nur wegen der Belastung wird es morgen Wechsel geben, sondern auch, weil die Mannschaft insgesamt sehr ausgeglichen ist“, sagt Baumgart, der  gegen Belgrad und in Gladbach auf Jan Thielmann (Infekt) verzichten muss. Dafür soll erstmals seit Ende Juli Mark Uth wieder zum Einsatz kommen. Partizan ist nach einem schwachen Saisonstart  im Aufwind und auf Platz vier in der Liga vorgerückt. Baumgart hob vor allem hervor, dass Partizan eine „sehr erfahrene und spielerisch gute Mannschaft“ habe. Doch das Heft des Handelns soll sein FC in der Hand behalten: „Wir wollen wieder nach vorne spielen und zusehen, dass wir erfolgreich sind.“

1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Hübers, Hector – Skhiri – Kainz, Ljubicic, Maina – Tigges, Adamyan.- Partizan Belgrad: Popovic - Zivkovic, Markovic, Vujacic, Urosevic - Fejsa, Belic - Diabaté, Natcho, Andrade - Gomes.- Schiedsrichter: de Burgos (Spanien).

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