Als Ersatztorwart beim 1. FC KölnTimo Horns Rückkehr für einen Tag

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Timo Horn (l.) und Marvin Schwäbe

Köln – Timo Horn wird am Samstagabend wieder in dem Tor stehen, das für beinahe zehn Jahre seins war. Weil Marvin Schwäbe wegen einer Corona-Infektion fehlt, kehrt Horn für das Spiel gegen Eintracht Frankfurt in die Startelf zurück, jedoch nur für begrenzte Zeit. „Marvin geht es den Umständen entsprechend gut. Wir gehen davon aus, dass er nächste Woche wieder einsteigt“, sagte Steffen Baumgart am Donnerstag.

Das bedeutet, dass Horn selbst bei einer Wunderleistung nicht dauerhaft zurückkehren wird. „Wir machen bestimmt keine Torwartdiskussion auf. Ich bin niemand, der sich ständig dreht und wendet“, erklärte Steffen Baumgart in dieser Woche. Es gibt also nur ein Bundesligaspiel zu gewinnen, doch das ist für Horn Ansporn genug. Der 28-Jährige verhält sich jedenfalls tadellos, sagt sein Trainer: „Er hat diese für ihn neue Situation sehr, sehr gut angenommen. Und zwar nicht, weil er gut trainiert. Sondern auch, wie er sich als Profi und Mensch verhält“.

Knieverletzung gegen Mainz

Im vergangenen November erlitt Horn im Spiel gegen Mainz 05 (1:1) eine Knieverletzung, die ihn bis ins neue Jahr außer Gefecht setzte. Im Pokalspiel gegen den HSV sollte er die Chance erhalten, seinen Anspruch auf den Stammplatz zwischen den Pfosten zu dokumentieren. Doch daraus wurde nichts, wegen einer Corona-Infektion verpasste Horn die Partie, Schwäbe spielte auch gegen Hamburg – und war nach acht Pflichtspielen derart etabliert, dass die Entscheidung zu seinen Gunsten ausfiel.

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Ein Schlag für Horn, der als Profisportler zwar eine lebenslange Erfahrung darin hat, beurteilt, kritisiert und auch einmal zurückgesetzt zu werden. Doch nach mehr als 300 Partien für die FC-Profis bedeutete die Beförderung seines Konkurrenten eine veränderte Lage. „Von außen unterschätzen viele, was mit jemandem passiert, der zehn Jahre einen festen Platz hatte“, sagt Baumgart, der Horns Mannschaftsgeist lobt: „Er ist bei jedem Auswärtsspiel dabei, auch wenn er nicht im Kader ist. Das wird mir zu wenig positiv bewertet.“

Schwäbe hält dem Druck stand

Auch für Schwäbe bedeutete die Entscheidung eine Zäsur. Aus der Position des Herausforderers wechselte der 26-Jährige in die erste Reihe. Und das als Spieler, der erst im Sommer zum FC gekommen war und nun einem Mann vorgesetzt wurde, der gebürtiger Kölner ist. Doch auch unter den veränderten Bedingungen zeigte Schwäbe kontinuierliche Leistungen. Es ist zwar davon auszugehen, dass Timo Horn nicht darauf gehofft hat, dass dem Gegner in seinem Tor der Druck zu groß würde. Doch bedeuteten Schwäbes jüngste Leistungen eben auch, dass sich an den Verhältnissen vorerst nichts ändern wird.

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Timo Horn und Marvin Schwäbe auf dem Trainingsplatz. 

Schwäbe ist ohne nennenswerte Fehler durch seine nun 13 Pflichtspiele dieser Saison gekommen. Außerdem passt er gut ins Kölner System. Er ist deutlich mehr ins Spiel seiner Mannschaft eingebunden, die spielerisch aus der eigenen Abwehr aufbaut und darauf angewiesen ist, dass ihr Torwart im Passspiel mithalten kann. 50 Ballkontakte hat Schwäbe durchschnittlich pro Partie, Horn nur 40. Schwäbe ist insgesamt sicherer mit dem Fuß, 85 Prozent seiner Bälle bringt er zum Mitspieler, Horn kam bislang auf 78. Das liegt allerdings auch daran, dass Horn 30 Prozent mehr lange Bälle spielt als Schwäbe. Lange Bälle gehen leichter verloren – und gehören deshalb eigentlich eher nicht zum Kölner Repertoire.

Auch in der Fangquote liegt Schwäbe vor Horn, insgesamt kassierte der FC in den Spielen mit Schwäbe weniger Tore als mit Horn und holte mehr Punkte. Und was die Kontrolle bei Flanken angeht: In den zwölf Spielen mit Timo Horn kassierte Köln vier Gegentore nach Ecken. Mit Schwäbe dann kein einziges mehr.

Horn ohne Hoffnung

Es spricht also nichts dafür, dass Timo Horn in dieser Saison noch dauerhaft ins Kölner Tor zurückkehren wird. Und auch nach dem Sommer wird sich nichts daran ändern. Horns Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2023, doch scheint es unwahrscheinlich, dass Horn mit dem 1. FC Köln in eine Saison geht, die er absehbar auf der Bank verbringen wird. Nach einer Halbserie als Ersatzkeeper wird es dem Torwart schwer fallen, einen Arbeitgeber zu finden, der ihn zu vergleichbaren Konditionen anstellt wie der 1. FC Köln, wo Horn zu den drei Top-Verdienern zählt. Der 1. FC Köln geriete also einmal mehr in die Verlegenheit, einen Top-Verdiener auszahlen und fortschicken zu müssen. Sonst säße zu viel Geld auf der Bank. 

Köln: Horn - Schmitz, Kilian, Hübers, Hector - Skhiri - Özcan, Uth, Kainz – Modeste, Andersson; Frankfurt: Trapp - Tuta, Hinteregger (Hasebe), Ndicka - Chandler, Sow, Jakic, Kostic - Lindström, Kamada – Borre.

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