KommentarEin Stopp aller Fußball-Wettbewerbe wegen des Coronavirus wäre richtig

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Eine Treppe zu den Stehplätzen im Stadion Borussia Park ist mit Flatterband abgesperrt.

  • EM und Champions League fraglich, Zwangspause in mehreren Topligen, Real Madrid unter Quarantäne: Europas Fußball stürzt ins Corona-Chaos.
  • Dem gesamten Kontinent steht eine wochenlange Zwangspause bevor.
  • Und es wäre die einzig richtige Entscheidung, kommentiert Sport-Redakteur Lars Werner.

Die Corona-Krise stürzt auch den Profi-Fußball ins Chaos. Der Europäische Fußball-Verband (Uefa) plant offenbar, den Spielbetrieb in der Champions- und Europa-League aussetzen. Genau das wird auch fast sicher der Bundesliga widerfahren. Vielleicht sogar schon am kommenden Wochenende.

So schwer das für alle Beteiligten und Fans sein mag: Ein Stopp aller Wettbewerbe wäre zwar eine historische, aber richtige Entscheidung. Ein Weiter-so wäre verantwortungslos. Der Fußball darf nicht weiter in seiner eigenen Welt leben und Normalität vorgaukeln. Wie sich Bürger und Fans infizieren, werden sich auch weitere Spieler anstecken. Der Wettbewerb mit erkrankten Spielern und ohne Fans ergäbe endgültig keinen Sinn mehr; überhaupt gibt es nun Wichtigeres als den Profi-Fußball. Das muss jeder verstehen. Der Fußball ist nicht immun gegen das Virus.

Absage der EM darf ebenfalls kein Tabu sein

Die Entscheidung muss noch weiter gehen. Eine Absage der Europameisterschaft im Sommer darf ebenfalls kein Tabu-Thema mehr sein, sie muss zwingend diskutiert und wohl auch umgesetzt werden. Ein Ausrichten des Turniers in zwölf Ländern, darunter das vom Coronavirus so schwer getroffene Italien, scheint längst absurd. Wenn ein Wille da ist, kann man auch eine EM auch verschieben. Zum Beispiel auf den Sommer 2021, zumal die WM im Katar erst ab Ende November 2022 ausgerichtet wird. Vorerst gehören aber alle Länderspiele abgesagt, das wäre der erste und leichteste Schritt, der fast unisono von alle Beteiligten schon gefordert wird.

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Die Uefa und natürlich der Weltverband Fifa, die sich den Fußball genommen haben und ihn organisieren, müssen jetzt allerdings Verantwortung übernehmen und eine Lösung aufzeigen. Es wird keine einfache Lösung, weil es keine einfache Lösung gibt. Aber die milliardenschweren Verbände dürfen die Vereine nicht im Regen stehen lassen. Doch bringt ein Aussetzen der Ligen und Wettbewerbe um ein paar Wochen überhaupt etwas, wenn in ein paar Wochen die Anzahl der vom Coronavirus Infizierten noch in ganz andere Höhen gestiegen ist? Ja, die Pause verschafft dem Fußball eine Atem- und Denkpause. Alle hätte dadurch etwas Zeit gewonnen, sich Lösungen zu überlegen.

Die Verantwortung des Fußballs wird auf die Probe gestellt

Ob der Wettbewerb in naher Zukunft fortgesetzt werden kann, steht in den Sternen. Genauso wie Fragen nach Entschädigungen, Haftungen, Schadensersatz. Da wird von ihm viel verlangt, aber: Der Fußball kann jetzt auch zeigen, dass es ihm nicht primär nur ums Geld geht. Sondern vor allem um Verantwortung.

Vielleicht wird es erst spät einen Meister oder Europapokalsieger geben. Vielleicht gibt es sogar gar keinen. Natürlich wäre das sportlich ein Desaster. Aber nichts, das im Verhältnis steht zu den globalen Herausforderungen durch das Virus.

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