KommentarDer 1. FC Köln ist ein Klub ohne Kraftzentrum

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Der FC-Geschäftsführer Sport, Armin Veh

  • Der 1. FC Köln könnte in Kürze Trainer und Sportchef verlieren, der Klub erlebt eine weitere Führungskrise.
  • Die Probleme waren schon im Sommer angelegt, nun haben sie sich mit Wucht manifestiert.
  • So gerät der 1. FC Köln in immer größere Not. Es droht ein weiterer Abstieg.

Köln – Die ewige Abfolge von Kommen und Gehen gehört im Fußball zum Tagesgeschäft. Trainer sind stets  nur Mitarbeiter auf Zeit, Spieler wechseln von einem Klub zum nächsten – und wie in der Physik sorgt all die Bewegung für Hitze: Immer mehr Geld fließt, und der Betrieb wird durch immer märchenhaftere Einnahmen angetrieben und beschleunigt.

An den Reglern dieser Geldströme sitzen die Klubchefs. Sportdirektoren verpflichten und entlassen Trainer, stellen Mannschaften zusammen, treiben Spieler auf und geben sie wieder ab. Und weil so viel Geld hereinströmt, muss man sehr viel falsch machen, um einen Verein in den Ruin zu wirtschaften. Die Protagonisten der Branche lassen Informationen sehr viel zäher fließen als das Geld, deshalb bleibt man unter sich. Es gibt zwar zahllose Trainer und Spieler auf Arbeitssuche. Aber obwohl nur 18 Managerjobs in der Bundesliga existieren, gibt es kaum brauchbare Kandidaten. Der deutsche Profifußball mag viele Probleme haben. Der Mangel an tauglichem Führungspersonal ist ein unterschätztes.

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Im Winter 2017 stand der 1. FC Köln zuletzt auf dem übersichtlichen Markt verfügbarer Sportchefs – und fand nur Armin Veh, der in seinen vielen Bundesligajahren zuvor zwar als Spieler und Trainer aufgefallen war, jedoch nicht auf nachhaltige Erfolge als Manager verweisen konnte. Der FC stattete ihn mit umfassenden Rechten aus. Geschäftsführer Veh verpflichtete Trainer und Spieler, verlängerte teils im Verborgenen Verträge, und niemand widersprach. Denn das Vertrauen in den charismatischen Schwaben war groß. Die Probleme waren schon im Sommer angelegt, nun haben sie sich mit Wucht manifestiert. Vehs Vertragsende  rückte näher. Doch weil die nach dem durch Veh erzwungenen Rücktritt Präsident Werner Spinners verbliebenen Vizepräsidenten die Zusammenarbeit mit Mitgliederrat Stefan Müller-Römer verweigerten, blieb der Verein gelähmt. Man belauerte einander, war mit sich selbst beschäftigt.

Der 1. FC Köln gerät in immer größere Not

Das Kraftzentrum eines Bundesligaklubs ist stets das Duo aus Geschäftsführer und Cheftrainer. Wer zum Beispiel bei Borussia Mönchengladbach wissen möchte, wo die Macht liegt, muss nur ins Büro des Managers gehen. Dort sitzt Max Eberl – seit elf Jahren. Stefan Reuter kam im Jahr 2012 zum FC Augsburg und ist gewiss kein Hexenmeister. Doch seitdem ist Augsburg nicht mehr abgestiegen. Die Kölner dagegen zweimal.

Der 1. FC Köln verliert nun neben dem Sportchef wohl auch kurzfristig den Trainer – eine gefährliche Situation für einen Aufsteiger, sportlich wie finanziell. In diesem Sommer haben die Kölner doppelt so viel Geld für Spieler ausgegeben wie geplant. Der Verein gerät in immer größere Not. Sportlich droht einmal mehr der Abstieg, und nach einem weiteren Sturz aus der Liga würden die Kölner nicht mehr als Favorit ins Unterhaus gehen. Nach sechs Abstiegen in den vergangenen 20 Jahren wäre die Substanz des Vereins endgültig angegriffen. Auf dem Weg zu nachhaltigem Erfolg müsste der 1. FC Köln erneut einen Umweg nehmen. Es könnte ein sehr weiter werden.

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