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Die Baustellen des neuen GeschäftsführersWas Christian Keller beim FC anpacken wird

Lesezeit 5 Minuten
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Am 1. April hat Christian Keller seine Arbeit beim 1. FC Köln aufgenommen. 

Köln – Christian Keller ist präsentiert, der 1. FC Köln hat wieder einen Geschäftsführer Sport. Der 43-Jährige hat zwischen das Ende seiner Mission bei Jahn Regensburg und der neuen Aufgabe in Köln fünf Monate gelegt, um sich nach achteinhalb Jahren auch innerlich von seinem bisherigen Arbeitgeber zu verabschieden. Nun werden zahlreiche Projekte beim FC Fahrt aufnehmen.

Was geschieht mit Jörg Jakobs?

Klar ist, dass Jakobs weiter seine Haupttätigkeit an der Sporthochschule sieht. Zudem soll er sich als Mitglied des Kompetenzteams Sport einbringen, in dem er mit Erich Rutemöller (77) den Vorstand berät. Allerdings soll er nicht nur beratend tätig sein. „Er soll auch operativ eingebunden bleiben“, beschreibt Präsident Werner Wolf. Das ist mit Christian Keller abgesprochen, der viel von Jakobs hält: „Es wäre ein Wahnsinn, eine solche Intelligenz laufen zu lassen“, hat Keller bei Wolf hinterlegt.

Welche Baustellen bietet die Mannschaft?

Die Verträge von Louis Schaub und Jannes Horn laufen aus. Beide Spieler haben in dieser Saison zwar ihren Wert unter Beweis gestellt. Allerdings sind sie zu teuer, intern spricht man von „Verträgen, die nicht funktionieren“. Viel spannender ist der Ausblick auf den Sommer 2023: 13 Verträge laufen dann aus.  Keller wird mit zahlreichen Profis schon in diesem Jahr das Gespräch suchen. Jonas Hector (31) etwa droht, mit Ende seines Vertrags ganz aufzuhören mit dem Profifußball. Steffen Baumgart hat bereits angekündigt, seinen Kapitän zum Weitermachen überreden zu wollen. Timo Horn (28) wird sich im Sommer wohl ebenfalls Gedanken machen. Marvin Schwäbe hat sich als Kölner Nummer eins etabliert, Horn wird sich einerseits kein weiteres Jahr auf die Bank setzen wollen. Andererseits wird der FC sich nur ungern einen Ersatztorwart leisten, der zu den Top-Verdienern zählt. Es gibt also für beide Seiten Gründe, sich zu trennen

Alles zum Thema Steffen Baumgart

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Salih Özcan war im vergangenen Sommer schon fast fort, dann bewegte ihn Steffen Baumgart zum Bleiben. Der Mittelfeldspieler schloss einen neuen Vertrag bis 2023 ab – und hat sich nun derart gut entwickelt, dass der 1. FC Köln nicht weiß, wie er dem Spieler kurzfristig ein angemessenes Angebot unterbreiten soll. Özcan und sein Berater wissen das, der FC rechnet mit schwierigen, aber fairen Verhandlungen.

Anthony Modeste wird im Sommer 2023 schon 35 Jahre alt sein. Der Verein sieht keinen dringenden Anlass, Verhandlungen mit dem Starstürmer aufzunehmen, auch wenn der zuletzt mehrfach wissen ließ, er hätte gern eine längerfristige Perspektive.

Ellyes Skhiri galt als Kandidat für einen teuren Verkauf, allerdings stagnierte die Entwicklung des Tunesiers zuletzt ein wenig, und es ist längst nicht gesagt, dass er im Sommer wechselt.

Es wird also Bewegung in den Kader kommen, auch auf Zugangsseite. Christian Keller beginnt allerdings nicht bei null. „Hier war man nicht untätig, ganz im Gegenteil. Ich kenne den Schattenkader. Jetzt gilt es, die Vorarbeit in Entscheidungen umzuwandeln“, sagte er. Den Spieleretat muss Keller wegen der Folgen der Coronakrise um 20 Prozent kürzen. Doch Steffen Baumgart bleibt zuversichtlich: „Wir hatten ja dieses Jahr schon kein wettbewerbsfähiges Team, darum bin ich ganz zuversichtlich, dass wir das wieder hinkriegen", sagt er mit einem Lächeln, und im Ernst: „Es geht nicht um den Etat, sondern darum, die richtigen Spieler zu finden, die unseren Weg mitgehen wollen.“

Wann beginnen die Gespräche mit Steffen Baumgart?

Der aktuelle Vertrag des Trainers endet am 30. Juni 2023, und der 1. FC Köln wird es tunlichst vermeiden wollen, mit einem Trainer in die neue Saison zu gehen, dessen Vertrag ausläuft. Der 50-Jährige hat eine herausragende erste Saison in Köln erlebt, der Verein möchte ihn halten und ist bereit, Baumgarts Gehalt  anzupassen. Keller und Baumgart trafen sich bereits im Dezember zu einem „intensiven Kennenlernen“, wie Keller berichtet. Außerdem trafen sich beide bereits in der Zweiten Liga: Viermal traf Baumgart mit dem SC Paderborn auf Kellers Regensburger, zweimal gewann Regensburg, zweimal Paderborn. „Da bleibt es nicht aus, dass man sich vor und nach dem Spiel austauscht“, sagt Keller, der Trainer Baumgart schätzt: „Es macht Freude, sich diese Art von Fußball anzuschauen.“

Wie wird Christian Keller sich an den Spieltagen verhalten?

Da die Kölner den Klassenerhalt bereits sicher haben, kann der neue Manager in Ruhe einsteigen und den Blick bereits über die Saison hinaus richten. Jörg Jakobs wird daher für die restlichen Spiele bei der Mannschaft sein und die Abläufe an den Spieltagen begleiten. „Damit hört man nicht mitten in der Saison auf, wenn es nicht sein muss, und es muss ja nicht sein“, sagt Keller. Zur neuen Saison wird er dann auch an den Spieltagen näher an die Mannschaft rücken, allerdings hat er bereits festgelegt: „Auf der Bank werde ich nicht sitzen.“

Mit welcher Haltung tritt Christian Keller dem 1. FC Köln entgegen?

Bemerkenswert respektvoll. Armin Veh erklärte einst, er habe den 1. FC Köln zu seiner Stuttgarter und Frankfurter Zeit „gar nicht auf der Liste gehabt“. Der FC leistete sich in den vergangenen Jahren gleich mehrere Sportchefs, die dem Verein mit Vorliebe vorrechneten, wie viele Jahrzehnte die letzte Meisterschaft her ist. Doch Keller schlug andere Töne an: „Ich weiß nicht, ob das jedem so bewusst ist, der sich täglich mit dem FC beschäftigt: Der FC ist ein ganz, ganz großer Klub mit enormer Strahlkraft. Wie der Fußball hier gelebt wird – da gibt es nicht viel Vergleichbares in Deutschland.“

Wie wird sich Kellers Arbeit im Vergleich zu Regensburg verändern?

Beim SSV Jahn war er über viele Jahre alleiniger Geschäftsführer und verantwortete den kaufmännischen wie den sportlichen Bereich. Allerdings schlug er den Gremien schon vor zwei Jahren vor, die Arbeit auf mehrere Geschäftsführer zu verteilen. Damals war bereits klar, dass er nicht in Regenburg bleiben werde. „Wenn ich geblieben wäre, hätte ich dem zweiten Geschäftsführer dauernd reingeredet“, sagt er. Nun wird er mit Philipp Türoff (45/Finanzen) ein Gespann bilden, zudem sucht der FC nach einem weiteren Geschäftsführer oder einer Geschäftsführerin. Keller hat nichts dagegen, Kompetenzen zu verteilen. „Der FC ist viel zu groß, um es allein zu machen.“

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