FC-GeisterspieleGeschäftsführer Wehrle erwartet in der Rückrunde viele Fans im Stadion

Lesezeit 4 Minuten
1C0632B9-F910-4089-8431-6A48225915A9

Zuschauer beim Spiel Bayer 04 Leverkusen gegen RB Leipzig am 26. September

  • Der Kölner Klub-Chef verteidigt das Hygienekonzept der DFL als tragfähig und sicher.
  • Minikulisse von 300 Fans für das Heimspiel gegen Frankfurt am Sonntag zugelassen.
  • Bayer 04 Leverkusen will in der nächsten Zeit wieder ganz auf Zuschauer verzichten.

Köln – Die Fußball-Bundesliga, das steht fest, wird bis Jahresende nicht mehr viele Zuschauer in ihren Stadien begrüßen dürfen. Alle großen deutschen Städte im Westen und Süden bewegen sich am Rande der kritischen Inzidenzzahl 50 und darüber. Spiele in Städten wie Köln, München, Frankfurt, Mainz und Freiburg werden auf absehbare Zeit ohne Kulisse oder nur vor wenigen hundert Zuschauern stattfinden können. Der 1. FC Köln darf am  Sonntag im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt immerhin noch  ein Minipublikum von 300 Menschen begrüßen. Das entschied das Gesundheitsamt am Freitagabend.

Für Alexander Wehrle stellt sich da die grundsätzliche Frage, wozu ein Hygienekonzept überhaupt nötig sei. Der Geschäftsführer des 1. FC Köln gab „Sky Sport News“ ein grundsätzliches Interview, dessen Inhalt er gegenüber dieser Zeitung in vollem Umfang bestätigte. Man müsse, sagte Wehrle, zwischen emotionaler und rationaler Bewertung der Situation unterscheiden. Emotional gehe durch die stark gestiegene Ansteckungszahl in Deutschland alles in Richtung Beschränkung und Geisterspiele. Deshalb habe er auch für die ernsthafte Grundhaltung der Politik Verständnis.

"Mit diesem Konzept herrscht vor Ort keine große Gefahr"

Rational stelle sich für ihn die Sachlage aber anders dar: „Wir haben unser Hygienekonzept von den Gesundheitsämtern als tragfähig eingestuft bekommen. Und wenn ich ein solches Konzept als tragfähig bestätigt bekommen habe, ist es so, dass vor Ort keine große Gefahr herrscht. In den ersten drei Heimspielen der Bundesliga hatten wir etwa 200 000 Zuschauern in den Stadien, und es gab praktisch kein Infektionsgeschehen. Überall dort, wo Zuschauer waren, hat das Konzept funktioniert. Deshalb hoffe ich, dass wir uns, vielleicht nicht heute oder morgen, aber in den nächsten Wochen und Monaten auf die Frage konzentrieren, ob bei unserem als tragfähig eingestuften Konzept die Gefahr der Ansteckung in Stadien besteht. Und die ersten drei Spieltage haben bewiesen, dass dies offensichtlich nicht gegeben ist.“

Er verstehe, dass man derzeit über andere Dinge spreche, wünsche sich aber, „dass wir uns langfristig wieder mit dem Konzept auseinandersetzen.“ Als Klub sei der 1. FC Köln auf alle Szenarien vorbereitet. Wehrles persönliche Voraussage lautet: „Ich glaube schon, dass wir im nächsten Kalenderjahr in der Rückrunde wieder Zuschauer erleben werden.“ Wehrles Worte haben auch deshalb allgemeines Gewicht, weil er Mitglied des Präsidiums der Deutschen Fußball Liga ist.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei Bayer 04 Leverkusen hat man angesichts des dort auch weit über der Inzidenzgrenze von 50 liegenden Infektionsgeschehens am Freitag entschieden, für die beiden Heimspiele in der kommenden Woche in der Europa League gegen Nizza (Donnerstag, 20.45 Uhr) und in der Bundesliga den FC Augsburg (Montag, 26. Oktober, 20.30 Uhr) ganz auf Zuschauer zu verzichten. „Uns fällt das schwer“, wird Geschäftsführer Fernando Carro auf der Homepage des Werksklubs zitiert. „In diesen Zeiten jedoch wollen und müssen wir als Organisation unseren Beitrag leisten und Verantwortung übernehmen, so wie es jeder Einzelne tun sollte.“ Man hoffe allerdings, dass sich der Trend in Leverkusen wieder umkehren lasse.

Abgesehen von der Fan-Problematik geht in den Bundesligen die Angst um, dass der Spielbetrieb durch positive Coronatests Schaden nimmt, weil Partien, wie in Italien und Frankreich an der Tagesordnung, abgesagt oder verlegt werden müssen. In der Zweiten Liga wurde die Partie Osnabrück gegen Darmstadt verlegt, weil die Spieler der Niedersachsen nach zwei positiven Coronatests in Quarantäne mussten. Bei der TSG Hoffenheim sind vor der Partie am Samstag gegen Dortmund zwei namentlich nicht genannte Spieler nach der Rückkehr von ihren Länderspielen positiv getestet worden. Bei Hertha BSC Berlin ist dies mit dem französischen U-21-Nationalspieler Matteo Guendouzi passiert. In beiden Fällen war der Rest des Teams davon nicht betroffen, dennoch haben die Verantwortlichen ein ungutes Gefühl. „Wenn die Saison nicht zu Ende gespielt werden könnte“, sagte Geschäftsführer Michael Preetz von Hertha BSC, „wäre das für alle ein existenzielles Problem.“

2C5ADA09-4EFF-40D9-8756-3D22DFB2FC3C

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle

Vorerst wird es in der Coronafrage allerdings keinen einheitlichen Umgang in den Bundesligen geben. Das Top-Spiel Hoffenheim gegen Dortmund dürfen rund 6300 Menschen verfolgen. Hertha BSC darf im riesigen Olympiastadion noch 4000 Fans begrüßen. An allen anderen Orten herrscht mit maximal 300 Fans Geisterstimmung.

In den unteren Ligen dagegen gelten andere Regeln. Für das Regionalliga-Spiel Fortuna Köln gegen Bonner SC am kommenden Mittwoch um 19.30 Uhr hat das Kölner Gesundheitsamt eine Kulisse von 500 Zuschauern genehmigt, weil die Veranstaltung nicht als professionelles Sport-Event klassifiziert ist. Allerdings gilt diese Anordnung wie alle anderen nur bis auf Widerruf. Und der kann in diesen Tagen jede Minute erfolgen.

KStA abonnieren