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1. FC KölnAlexander Wehrle will eine gerechtere Liga

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle

  • Mehr als eine Milliarde Euro Fernsehgelder werden pro Saison unter den deutschen Profiklubs verteilt.
  • Der überwiegende Teil wird nach sportlichen Kriterien ausgeschüttet, das macht die Starken noch stärker.
  • FC-Boss Alexander Wehrle möchte den Verteilschlüssel gern ändern.

Köln – Als an einem Freitag im vergangenen März, es war der 13., der Spielbetrieb der Bundesliga ausgesetzt wurde, war in den Chefetagen von Klubs und Ligen gleich klar, dass die Liga dringend weiterspielen müsse, um ihre Verpflichtungen aus dem Fernsehvertrag zu erfüllen und die ausstehenden Zahlungen auszulösen. Es ging um den Fortbestand der Vereine, denn das Geld aus den TV-Einnahmen bedeutet längst eine entscheidende Einnahmequelle.

Mehr als eine Milliarde

Der Fernsehvertrag wurde erst in diesem Jahr verlängert. Zu leicht reduzierten Bedingungen, doch bleibt es bei mehr als einer Milliarde, die es jährlich zu verteilen gilt. Der Betrieb kann also vorerst weitergehen, wenngleich den Vereinen derzeit die Einnahmen aus den Kartenverkäufen fehlen – und das Geld, das die Menschen rund um ihren Stadionbesuch ausgeben. Das macht zwar nur einen Teil des Etats aus, weil aber die Bundesligisten in der Regel so wirtschaften, dass sie ihr gesamtes Geld in die sportliche Wettbewerbsfähigkeit investieren, geraten sie rasch in Not.

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Der deutsche Profifußball wird zentral vermarktet. Zur Saison 2020/21 werden unter den 36 Klub der beiden Profiligen 1,3 Milliarden Euro aus der Fernsehvermarktung ausgeschüttet, mehr als 900 davon über eine Fünfjahres-Wertung, die das sportliche Abschneiden der vergangenen fünf Spielzeiten berücksichtig. Die letzte Saison zählt fünffach, die von vor fünf Jahren einfach. Im zweiten Topf sind rund 300 Millionen Euro, die ebenfalls über die Fünfjahreswertung verteilt werden, allerdings anders gewichtet: Die ersten Sechs der Tabelle erhalten je rund 20 Millionen Euro und damit 40 Prozent. Im dritten Topf stecken weitere 65 Millionen, die nach dem sportlichen Abschneiden der vergangenen 20 Jahre verteilt werden und Vereine belohnen, die sich nachhaltig in der Bundesliga gehalten haben. Werder Bremen etwa belegt in dieser Wertung den fünften Rang hinter Schalke – beide Vereine haben zuletzt sportlich zwar nicht mehr zum oberen Drittel gehört, in den vergangenen 20 Jahren aber viele Erfolge gehabt. Zwei Prozent des TV-Geldes und damit rund 26 Millionen Euro der Jahressumme werden anhand der Einsatzminuten verteilt, die in Deutschland ausgebildete Spieler unter 23 Jahren hatten. Ein Klub kann also nicht reich werden, indem er junge deutsche Spieler einsetzt, dafür ist der Topf viel zu klein.

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Die Starken werden stärker

Die besten erhalten also das meiste Geld. Und werden dadurch immer stärker. Der FC Bayern bekommt in der neuen Saison rund 76 Millionen Euro aus der TV-Vermarktung und damit etwa 2,5-mal so viel wie Aufsteiger Arminia Bielefeld mit rund 31. Der 1. FC Köln erhält 43 Millionen Euro; es hätten mehr sein können, hätten die Kölner die Saison besser beendet als mit zehn Spielen ohne Sieg nacheinander.

Sportlicher Erfolg wird belohnt, Misserfolg bestraft. Das klingt nicht falsch, dennoch steht in Frage, ob es der Liga hilft, wenn der FC Bayern immer noch reicher wird. „Für mich ist das ein wichtiges Thema, dass wir mehr Ausgeglichenheit in die Bundesliga bekommen“, sagt etwa Alexander Wehrle, der Geschäftsführer des 1. FC Köln und als Präsidiumsmitglied der DFL eng mit dem Thema der Verteilung befasst. „In dem Modell sind schon einige Elemente der Solidarität und Umverteilung enthalten“, sagt Wehrle, „aber aus meiner Sicht kann man da noch einiges verändern.“

„Gemeinsamer Weg“

Es gab das „Team Marktwert“, in dem sich die Vereine aus Köln, Stuttgart, Bremen, Frankfurt, Hamburg und Berlin zusammengeschlossen hatten, um die Verteilung anzupassen. Neben dem sportlichen Erfolg sollten auch Mitglieder- und Zuschauerzahlen zählen. „Die Bedeutung jedes Klubs für die Liga sollte ein Gewicht haben“, sagte Wehrle damals.

Allzu abwegig ist das nicht, in Spanien entscheiden die Zahl der Ticketverkäufe und die Einschaltquoten über immerhin ein Viertel der zu verteilenden Gelder. In Italien wird ein Fünftel der Erlöse von rund 1,3 Milliarden Euro anhand der Anzahl der Fans verteilt. In Deutschland ist das zunächst vom Tisch. „Wir haben auch festgehalten, dass alle Vereine der Bundesliga gemeinsam einen Ansatz finden sollten, der gerecht und im Sinne einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit ist. Darüber werden wir weiterhin reden – und sicherlich auch kontrovers“, sagt Wehrle, der jedoch in der Krise keine Forderungen stellen mag: „Ich werde jetzt keine öffentliche Verteilungsdebatte anstoßen, das gehört sich nicht.“

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