Der FC kämpft im Saisonfinale in Heidenheim um seine letzte Chance, die Gastgeber fürchten eine Kölner Invasion
FC vor SchicksalsspielHeidenheim fürchtet eine rot-weiße Invasion, Köln glaubt an das Wunder
Die Sorgen und Bedürfnisse der beteiligten Mannschaften sind sehr unterschiedlich vor dem finalen Saisonspiel des 1. FC Köln in Heidenheim. Während die Kölner einen Sieg über den FCH und eine gleichzeitige Niederlage Union Berlins gegen den SC Freiburg benötigen, um Aussichten auf die Relegation zu haben, blicken die Gastgeber aus einer anderen Perspektive auf den Samstag. Einerseits könnte der Aufsteiger seine starke Saison mit Platz acht und damit der möglichen Qualifikation für die Conference League krönen. Bräuchte dafür aber einen Sieg über Köln und eine Freiburger Niederlage in Berlin.
Andererseits hat man in der 50.000-Einwohner-Gemeinde auf der Ostalb mit einem gewissen Unbehagen zur Kenntnis genommen, dass die Kölner Fans zu Tausenden anreisen wollen, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Der Zusammenschluss „Südkurve e.V.“ hatte aufgerufen, auch ohne Karte nach Heidenheim zu kommen. Den Gästefans stehen 2250 Tickets für die Voith-Arena zur Verfügung. Bis zu 8000 Kölner werden erwartet.
Der Vorstandsvorsitzende des 1. FC Heidenheim rief dazu auf, nicht ohne Eintrittskarte anzureisen. „Macht das bitte nicht“, appellierte Holger Sanwald am Freitag. Auch die Polizei veröffentlichte entsprechende Hinweise. Es sei „nahezu ausgeschlossen, in Heidenheim mit einer größeren Personengruppe die Begegnung anzuschauen“, teilte das Polizeipräsidium Ulm mit. Der 1. FC Köln schloss sich an: „Wir empfehlen allen Fans ohne Tickets, sich nicht auf den Weg nach Heidenheim zu machen und die Mannschaft von Köln aus zu supporten.“
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Der FC-Fanklub „Wilder Süden“ mit rund 1000 Mitgliedern veranstaltet am Samstag ein großes Fanfest mit Programm bis in den Abend. Die „Kölsch-Kultur-Party 2024“ in Elchingen bei Aalen, rund 20 Kilometer vor Heidenheim an der Autobahn 7, könnte ein Alternativ-Ort für die reisenden Kölner sein. Timo Schultz zieht aus alldem Zuversicht. „Wenn wir dort ein gefühltes Heimspiel haben, wenn selbst Leute ohne Tickets dahinfahren, dann zeigt uns das, wie sehr auch die Fans an uns glauben“, sagt der Trainer. Er und seine Mannschaft wollten nicht nach Heidenheim fahren, „um mal zu schauen und uns vielleicht mit ein bisschen Glück noch zu retten. Wir fahren da hin, um das Spiel zu gewinnen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir noch zwei weitere Spiele haben.“ Das Relegations-Hinspiel im Falle der vorläufigen Rettung fände am Donnerstag (20.30 Uhr) in Müngersdorf gegen Fortuna Düsseldorf statt. Das Rückspiel am Montag (27. Mai), ebenfalls um 20.30 Uhr, übertragen jeweils bei Sat.1 und Sky.
Heidenheim wird auf Trainer Frank Schmidt verzichten müssen, der sich einer seit Jahren geplanten und mittlerweile offenbar unaufschiebbaren Knöchel-Operation unterzieht. Seit 2007 ist Schmidt Trainer in Heidenheim, und sein Kölner Kollege rechnet nicht damit, dass Heidenheim ohne den Chef geschwächt sein wird. „Wenn ein Trainer langfristig arbeitet, geht es im Fußball immer um Gewohnheiten. Disziplin, Einsatzbereitschaft und viele Dinge, für die Frank Schmidt und seine Mannschaft stehen, legt man nicht ab, nur weil eine andere Person an der Seitenlinie steht“, sagt Schultz.
Beim FC ist noch offen, wie die Startformation aussehen wird. Beim Spektakel gegen Union Berlin spielte Köln in der zweiten Halbzeit eine Dreier-Abwehrkette mit Dominique Heintz auf der linken Position, was auffallend gut funktionierte. „Dreierkette haben wir drin, das hat uns gutgetan. Wir sind in einer Ausnahmesituation und müssen uns Lösungen einfallen lassen. Dominique Heintz tut der Mannschaft immer gut. Er ist ein unfassbar toller Profi mit einer sehr positiven Einstellung zu seinem Job und zu seinen Kollegen“, deutete Schultz an, der auch dem zuletzt oft verhinderten Dejan Ljubicic eine Einsatzgarantie aussprach: „Er wird auf jeden Fall auf dem Platz sein“, erklärte der 46-Jährige, ließ aber offen, wann und für wie lange. Fehlen werden Luca Waldschmidt und Max Finkgräfe, die in Köln ihr Rehatraininig fortsetzen.
Damion Downs sei Dank
Dass es für den FC überhaupt noch um etwas geht am Samstag, verdankt die Mannschaft auch Damion Downs. Der 19-Jährige traf gegen Union in der Nachspielzeit zum 3:2; bereits beim 3:3 in Mönchengladbach hatte er spät getroffen. Dennoch sieht Schultz den Stürmer noch nicht gesetzt für die Startelf. „Damion hat extrem viel für uns geleistet in diesen Kurzeinsätzen. Er hat aber auch Spiele gehabt, in denen es extrem körperlich zuging und er noch nicht die Qualität hatte, sich durchzusetzen. Hilft es, den Jungen von Anfang an zu bringen, wenn die Räume noch eng sind und es aggressiv zugeht. Oder ist es besser, wenn es hektischer ist und die Abstände zwischen den Ketten größer werden? Das muss ich abwägen.“
Es sei gut, zu wissen, dass Downs von der Bank sofort funktioniere, „manche Spieler brauchen eine gewisse Anlaufzeit oder schon einen Tag vorher Bescheid“, erläuterte Schultz. Gegen die robusten Heidenheimer Verteidiger könnte der Junioren-Nationalspieler also erneut in der Schlussphase kommen, wenn das große Durcheinander losgeht. Dann wird es auf Downs ankommen. „Er hat mit den besten Abschluss bei uns, mit beiden Füßen. Er hat einen Riecher im Sechzehner. Deswegen wollen wir ihn dabeihaben.“ Damit die Saison noch ein wenig weitergeht für den 1. FC Köln.
Heidenheim: Müller - Traore, Mainka, Gimber, Föhrenbach - Schöppner - Dinkci, Sessa, Beste - Pieringer – Kleindienst; 1. FC Köln: Schwäbe – Hübers, Chabot, Heintz – Thielmann, Ljubicic, Martel, Kainz – Alidou, Tigges, Maina; Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden).