Aehlig wechselt zu Red BullWieso der 1. FC Köln seinen Netzwerker verliert

Lesezeit 4 Minuten
3D7E69C5-5C12-4E62-A232-CE3650938840

Frank Aehlig (v. links), Horst Heldt und Alexander Wehrle

Köln – Schon im Sommer 2019 hatten ihn der Ex-Klub und die Heimat gelockt, nun gab Frank Aehlig dem Werben nach:  Der Kaderplaner verlässt den  1. FC Köln und wechselt zu Red Bull. Spätestens zum 30. Juni 2021, viel wahrscheinlicher aber bereits im Januar. Der Abschied hatte sich angedeutet, doch der Zeitpunkt der Bekanntgabe überrascht  und war sicher auch nicht von allen  Seiten so geplant.

Aehlig  wird bei Red Bull „Global Soccer Head of Development“ und übernimmt damit die Rolle des im Juli ausgeschiedenen Ralf Rangnick. Aehlig hatte bereits von 2014 bis 2017 für RB Leipzig gearbeitet. Der 52-Jährige  stammt gebürtig aus Dresden und hat in Zwenkau in der Nähe von Leipzig ein Haus. Markus Krösche, der Sportchef von RB, wird seit geraumer Zeit mit einem Wechsel zur AS Rom in Verbindung gebracht. Doch der Wechsel Aehligs ist offenbar unabhängig davon zu betrachten.  „RB Leipzig hat mit dieser Personalie nichts zu tun“, sagte ein Klub-Sprecher am Freitag.

Trennung womöglich im Januar

Aehlig, der beim FC noch einen Vertrag bis 2022 besitzt, hat den Kölnern fristgerecht gekündigt.  Nach Informationen dieser Zeitung war dies bereits im Oktober der Fall. Wann Aehlig Köln verlässt, werden der Kaderplaner und die Geschäftsführer Horst Heldt und Alexander Wehrle laut Mitteilung „in den nächsten Wochen gemeinsam entscheiden“. Doch es ist davon auszugehen, dass sich beide Seiten weitaus früher trennen werden, womöglich schon im Januar. Auf die Kaderplanung für die Saison 2021/2022 wird Aehlig ganz sicher keinen Einfluss mehr haben.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Diese Entscheidung ist mir wirklich nicht leichtgefallen. Denn ich bin sehr gerne beim FC, schätze die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Horst Heldt und Alexander Wehrle und allen meinen Kollegen am Geißbockheim. Auf der anderen Seite steht ein Angebot, das eine extrem spannende und interessante Aufgabe mit sich bringt. Sie eröffnet mir die Möglichkeit, auf eine neue, andere Ebene im Bereich des Profi-Fußballs zu wechseln“, erklärte Frank Aehlig. Kein Geheimnis ist, dass Heldt und Wehrle gerne mit Aehlig weitergearbeitet hätten. Beide können seinen Schritt zwar nachvollziehen. Zum einen arbeitet Aehlig bei einem – wenn auch nicht unumstrittenen – Top-Klub, zum anderen soll sich sein Gehalt im Vergleich zum FC fast verdoppeln. Doch die Bosse bedauern Aehligs Weggang. Öffentlich verkündet werden sollte dieser erst nach dem letzten Spieltag in diesem Jahr, doch durch eine Indiskretion kam die Sache früher raus.

Seit Dezember 2017 in Köln

 „Frank Aehlig erlebe ich seit dem ersten Tag als Teamplayer. Wir hatten von Anfang an die große Herausforderung, in der Bundesliga zu bleiben – dazu kam Corona. Dabei hat er uns mehr als tatkräftig unterstützt, bei den Transfers im letzten Winter, bei unserem großen Umbruch diesen Sommer und bei all den Themen, die wir seit Beginn der Pandemie bewältigen müssen, um den Lizenzspielerbereich am Laufen zu halten“, sagte FC-Sportchef Heldt. Sein Geschäftsführer-Kollege Wehrle  erklärte:  „Frank Aehlig lassen wir nur ungern ziehen. Wir schätzen seine jahrelange Erfahrung im Profi-Fußball und seine akribische Arbeitsweise im Hintergrund. Dazu verfügt er über ein Netzwerk in der Branche, das seinesgleichen sucht.“

Der Sachse war im Dezember 2017 zum FC gewechselt. Der damalige Kölner Sportchef Armin Veh hatte Aehlig geholt, mit dem er bereits zuvor schon zweimal zusammengearbeitet hatte. Als Veh im November 2019 die Brocken hinwarf, übernahm Aehlig dessen Amt kommissarisch. Ihm und den Sportchefs wurden einige durchaus kostspielige Transfers-Flops vorgeworfen (Schaub, Verstraete, Hauptmann), doch  auf der anderen Seite erwies  sich zum Beispiel der Transfer von Sebastiaan Bornauw  als Volltreffer. Auch Ellyes Skhiri wurde zum Stammspieler. Die vor der Saison verpflichteten Sebastiaan Anderson, Ondrej Duda und Leihgabe Marius Wolf haben zudem das Potenzial, die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol zu verstärken. Eine gemischte Bilanz.

Zuber als Nachfolger eher schwierig

Wie zuvor schon Armin Veh, machte dem bisweilen unbequemen Aehlig zu schaffen, dass die Struktur des Vereins es hergibt, dass auch Gremien wie der Gemeinsame Ausschuss bei Transfers ein gewichtiges Wort mitzusprechen haben. So hat er zum ehemaligen Mitgliederratschef und Ausschuss-Mitglied Stefan Müller-Römer kein gutes Verhältnis, das zum Vorstand könnte man als unterkühlt bezeichnen.

Wie dem auch sei: Der 1. FC Köln ist nun auf der Suche nach einem Nachfolger. Fast schon reflexartig wird dabei der Name von Gerhard Zuber ins Spiel gebracht, der als Vertrauter von Heldt gilt und sieben Jahre dessen Assistent  bei Schalke und Hannover war. Doch der 45-Jährige ist  bei 96 zum Sportdirektor aufgestiegen und steht bei den Niedersachsen noch bis Ende Juni 2023 unter Vertrag. Diese Lösung wäre für den FC wieder mal eine schwierig zu bewerkstelligende und kostspielige.

KStA abonnieren