Am Ende dieser Saison beendet Jonas Hector seine Karriere. Der langjährige Kapitän des 1. FC Köln wäre einst beinahe in Freiburg gelandet.
Kapitän des 1. FC KölnWie Jonas Hector fast ein Freiburger geworden wäre
Christian Streich kennt Jonas Hector nicht näher, „nur von unseren Kämpfen auf dem Platz“, berichtete der Trainer des SC Freiburg vor dem Spiel seiner Mannschaft in Müngersdorf (Samstag, 15.30 Uhr). Dennoch hat Streich eine Meinung zum Fußballprofi Jonas Hector, der am vergangenen Samstag hatte ausrichten lassen, dass seine Karriere nach dieser Saison vorbei sein wird. „Jonas Hector ist für uns ein Sinnbild für den 1. FC Köln“, erklärte Streich und verriet, dass er Jonas Hector beinahe sehr viel intensiver erlebt hätte. Denn vor vielen Jahren hatten die Freiburger versucht, Hector für sich zu gewinnen. „Wir waren an ihm dran, bevor er nach Köln gegangen ist. Er hatte auch Interesse. Ein super Fußballer, super Kapitän. Das wäre ein richtiger Freiburger Spieler gewesen“, sagt Streich.
Der 57-jährige Fußball-Lehrer, der seit 28 Jahren beim SC Freiburg wirkt, äußerte sich voller Empathie über Hectors Entschluss, nach dieser Saison aufzuhören. „Wir haben einen außergewöhnlich wunderbaren Beruf. Aber wir haben nicht die Möglichkeit, mit unseren Kindern in den Sommerferien in den Urlaub zu gehen. Wir können auch keine zwei Tage am Wochenende mit der Familie unterwegs sein. Darum verstehe ich, wenn ein Spieler rausgeht aus dem Rhythmus; wenn er sagt: Jetzt reicht’s. Es gibt so viele andere tolle Sachen. Andere Berufe, andere Leidenschaften. Ich habe für mich noch keine gefunden bis jetzt“, sagte Streich, und fügte an: „Sonst wäre ich nicht mehr hier.“
Der Trainer hat Freiburg in dieser Saison ins Achtelfinale der Europa League geführt. In der Bundesliga stehen die Breisgauer vor dem Sprung in die Champions League, am Dienstag können sie zudem erneut ins Endspiel um den DFB-Pokal einziehen. Freiburg spielt eine gewaltige Saison, nun stehen die letzten Schritte an. „Jeder weiß, was es für uns bedeuten würde, in Köln zu gewinnen. Aber wir sollten nicht zu viel darüber sprechen. Die Kölner sind jetzt gesichert, sie können unbelastet ins Spiel gehen. Für uns geht es dagegen um viel.“
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Freiburg spürt die Last, eine Spitzenmannschaft zu sein
Mehrfach haben die Freiburger in dieser Saison den Fluch ihres Erfolgs zu spüren bekommen. Derart ernst werden sie mittlerweile genommen, dass ihnen die Gegner mit Außenseiterfußball begegnen und überwiegend verteidigen. Daher freut sich Streich auf Köln. „Köln ist anders, was schön ist, weil ein offensiver Fußball gesucht wird. Das gibt uns Möglichkeiten. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein attraktives Spiel wird“, sagt er.
Die Attraktivität des Kölner Fußballs ist aus Streichs Sicht vor allem mit dem Trainer verbunden, mit Steffen Baumgart. „Mentalität, Leidenschaft, Überzeugung. Alles, wofür der Steffen steht. Der passt wie die Faust aufs Auge in diesen Verein, in diese Stadt“, sagt Streich, der die Bedingungen im Grüngürtel anschaulich beschreibt. „Das ist jeden Tag Alarm. Was da am Geißbockheim los ist, auf dem Gelände spielen ja auch noch die ganzen Jugendmannschaften. Das kann man nicht mit hier vergleichen.“
Es wird also wieder stressig für Streich und seine Spieler. „Ich weiß, was am Samstag los sein wird. Da wird es laut, da wird es leidenschaftlich – da freuen wir uns drauf. Am Ende wollen wir ein bissle besser sein als Köln. Dass wir selbst mit Leidenschaft auf dem Platz stehen, wird die absolute Grundbedingung sein, wenn wir der Kölner Leidenschaft standhalten wollen.“
Die Freiburger absolvieren am Samstag ihr 42. Pflichtspiel dieser Saison. Zwar geht es für Streichs Mannschaft am Dienstag ums Pokalfinale. Doch die Champions League wäre noch größer, daher hat die Bundesliga Vorrang. Der Trainer wird also wieder einmal nicht rotieren. „Das Spiel am Dienstag hat keine Relevanz für die Aufstellung am Samstag. Hinterher schauen wir, wer in welcher Verfassung ist. Dann stellen wir auf für Dienstag“, erklärt er.
Streich hat über die Saison fast immer seine Stammformation aufgeboten, die Trainingsarbeit dafür reduziert. Am Mittwoch gab er zum Beispiel frei. „Es geht darum, im richtigen Moment zu entspannen. Zu sehr entspannen darf man aber auch nicht, sonst fällt es schwer, wieder hochzufahren“, beschreibt er. Seine Spieler könnten allerdings die Tabelle lesen, überhaupt hat Freiburg mittlerweile eine erfahrene Mannschaft. Jeder weiß, dass der Klub vor einer historischen Chance steht. „Der Erfolg hilft, deshalb sind die Spieler noch nicht total ermüdet, sondern haben noch einen wahnsinnigen Hunger. Für das, was wir in dieser Saison schon leisten mussten, stehen wir gut da.
Matthias Ginter etwa hat alle bisher 29 Bundesligapartien über 90 Minuten absolviert. 41 Pflichtspiele hat der Weltmeister mittlerweile in den Knochen, nur gegen Qarabag Agdam im letzten Spiel der Europa-League-Gruppenphase kam er von der Bank. Jonas Hector mag ein Dauerbrenner sein, doch Ginter hat nun schon mehr als 1000 Pflichtspiel-Minuten mehr hinter sich als der Kölner Kapitän. Eigentlich kann das nicht gut gehen. Tut es aber, und selbst Streich ist beeindruckt: „Es ist ein Wahnsinn, was er leistet.“
1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Hübers, Chabot, Hector - Martel, Skhiri - Ljubicic, Kainz, Maina - Selke; Freiburg: Flekken - Kübler, Ginter, Lienhart, Günter - Eggestein, Höfler - Doan, Grifo - Höler - Gregoritsch; Schiedsrichter: Reichel (Stuttgart)