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Kommentar

Derbypleite
Mittellose Kölner und beinahe zynische Gladbacher am Niederrhein

Ein Kommentar von
3 min
Kapitän Marvin Schwäbe und seine Kölner erlebten in Mönchengladbach einen bitteren Derbyabend.

Kapitän Marvin Schwäbe und seine Kölner erlebten in Mönchengladbach einen bitteren Derbyabend. 

Ein mauernder Gegner, mehrere umstrittene Schiedsrichterentscheidungen – und keine passende Kölner Antwort darauf.

In der Nordkurve bejubelten die Spieler von Borussia Mönchengladbach das 3:0 mit ihren Fans, da formierten sich die Kölner Profis bereits zum Kreis, um einander Mut zuzusprechen. Trotz des drastischen Zwischenstands war die Hoffnung intakt – und zwar nachvollziehbar. Zwar schien die Partie entschieden, doch blieb den Kölnern jede Möglichkeit, die Wende herbeizuführen. Viel zu gut waren sie im Spiel, um derart unterzugehen. Doch die Wende fiel aus. Der 1. FC Köln hatte die 99. Auflage des rheinischen Derbys verloren.

Rouven Schröder, der neue Sportchef am Nordpark, erklärte den Auftritt seiner Mönchengladbacher am Samstagabend glatt zu einer Manifestation der Kühnheit. Es habe schon „Mut“ dazugehört, vor den eigenen Fans derart aufzutreten.

Erst Schiedsrichter und Kölner Keller gaben dem Spiel eine Richtung

Was Schröder damit meinte: Die Borussia hatte im eigenen Stadion dem Gegner den Ball überlassen und sich aufs Verteidigen beschränkt. Ein paar Konter hatten sie zwar zuwege gebracht. Doch blieben ihre Beiträge extrem überschaubar. Erst das Schiedsrichterteam unter maßgeblicher Beteiligung des Kölner Kellers gab dem Spiel eine Richtung.

Denn auch das gehört dazu: Zwar stellt sich die Frage, ob man ein Heimderby gegen einen Aufsteiger spielen darf wie ein Auswärtsspiel beim FC Bayern. Doch so diskutabel der Mönchengladbacher Auftritt war: Die Kölner fanden keine Mittel. Said El Mala spielte schwach, litt aber auch darunter, dass der Gegner die Flügel so kompakt und körperlich präsent verteidigte. Es hätte Unterstützung aus dem Zentrum bedurft, doch dort agierte Florian Kainz nach dem hervorragenden Spiel gegen den HSV ebenfalls enttäuschend.

Die Kölner Schwierigkeiten im Ballbesitz sind seit Jahren bekannt, Lukas Kwasniok hat sie bei seiner Amtsübernahme mehrfach benannt. Es ist besser geworden, doch nach wie vor fehlt den Kölnern eine Lösung, wenn ein Gegner auf die Idee kommt, sich zu verweigern und ausschließlich auf Konter zu lauern.

Auswechslung von Said El Mala war bitter, aber nachvollziehbar

Das beinahe zynische Auftreten des Gegners als Würdigung der eigenen Stärke umzudeuten, war am Ende ein rührender, jedoch untauglicher Versuch, diesem tristen Herbstabend noch etwas Positives abzugewinnen.

Dass El Mala kein Kombinationsspieler ist, der dabei hilft, einen tiefstehenden Gegner auseinanderzupassen, ist bekannt. Dem Kölner Jung-Nationalspieler blieb nur, sich in wenig aussichtsreiche Duelle zu stürzen. Seine Auswechslung war bitter, aber nachvollziehbar.

Lukas Kwasniok sagte später, er sei „überrascht“ gewesen vom Auftreten der Gastgeber. Das merkte man ihm an, der frühe Doppelwechsel war eine drastische Maßnahme. Womöglich wäre zunächst eine taktische Antwort auf das Auftreten der Gastgeber zielführender gewesen: eine fußballerische Geduldsprobe, um zu prüfen, ob Eugen Polanski im Kampf um seine Fortbeschäftigung nicht tiefer im Spiel doch noch die Nerven verloren und das Mauern aufgegeben hätte.

Dafür hätte Köln länger ein Unentschieden halten müssen. Doch das war nicht möglich. Wegen individueller Fehler. Und auch wegen der Beihilfe der Schiedsrichter.