Kommentar zur Heldt-EntlassungSo kann es beim 1. FC Köln nicht weitergehen

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HeldtKiel

Horst Heldt während der Partie gegen Kiel

Der 1.FC Köln bleibt erstklassig. Der Verein hat den größten anzunehmenden Unfall der jüngeren Clubgeschichte auf den letzten Drücker mit einem Sieg in Kiel verhindert. Darüber darf man sich freuen – aber bitte nicht zu lange. Denn der dramatische Verlauf dieser Saison hat gezeigt: So kann es nicht weiter gehen.

Nur einen Tag nach der Rettung hat sich der Verein vom umstrittenen Sportchef Horst Heldt getrennt. Ihn aufgrund einiger Transferflops zum alleinigen Sündenbock zu machen, wäre jedoch grundlegend falsch. Die Debatte, wie der FC aufgestellt sein muss, damit auch in den nächsten Jahren erfolgreicher Profifußball in der viertgrößten Stadt Deutschlands gespielt wird, muss viel tiefer reichen.

Der FC braucht einen Vorstand, der 115 000 Mitglieder vertreten kann

Womit wir bei der Rolle derjenigen sind, die den Verein steuern müssen. Der FC braucht einen Vorstand, der bereit und fähig ist, 115 000 Mitglieder zu vertreten – und nicht nur eine kleinere Klientel. Er muss zudem die Geschäftsführung konstruktiv herausfordern, aber auch unterstützen. Zum Beispiel mit seinem Netzwerk und seinen Kompetenzen. Sei es bei Verhandlungen über die Stadionpacht oder im politischen Ringen um den Geißbockheim-Ausbau: Hier muss auch ein Vorstand seinen Beitrag leisten.

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Vor allem aber muss ein FC-Präsidium eines: Integrieren. Es braucht ein Gespür dafür, wie ein Fußballclub funktioniert – und der ist eben etwas anderes als eine Kanzlei oder ein Industrieunternehmen. Es ist Empathie gefragt, das Ausstrahlen von Vertrauen, die Fähigkeit, Debattenkultur zuzulassen.

Stattdessen aber ist am Geißbockheim das Tischtuch zwischen Vorstand und operativer Führung zerschnitten. Für den weitaus größten Teil der Mitglieder agiert das Präsidium unsichtbar. Auch in der Frage der Existenzsicherung des Clubs in der Corona-Krise fehlt eine erkennbare Handschrift. In gut zwei Wochen steht beim 1.FC Köln eine digitale Mitgliederversammlung an. Die Neuwahl des Präsidiums steht formal nicht an, lediglich die Nachwahl eines Stellvertreters. Dennoch: Der Neuanfang des FC muss auch ganz oben beginnen. Die Debatte über Reformen und den besten Zukunftsweg für den Club muss breit geführt werden. Ansonsten könnte der Niedergang nur aufgeschoben sein.

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