Kommentar zum 1. FC KölnDie Verantwortlichen verzichten darauf, Verantwortung zu übernehmen

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Christian Keller, Philipp Türoff und Werner Wolf auf der Pressekonferenz im Geißbockheim

Christian Keller, Philipp Türoff und Werner Wolf auf der Pressekonferenz im Geißbockheim

Keine Konsequenzen, dafür viel Optimismus: Die Kölner Klubspitze legt einen denkwürdigen Auftritt hin. 

Am Freitag fanden sich drei Funktionsträger des 1. FC Köln auf dem Podium der Pressekonferenz im hinteren Saal des Geißbockheims ein, für die es ein Leichtes gewesen wäre, die Verantwortung für das Debakel untereinander aufzuteilen: Philipp Türoff hatte an jenem Schicksalstag im Januar 2022 an der Sitzung teilgenommen, in der zunächst die rechtlichen Bedenken gegen die Verpflichtung eines 16-Jährigen vorgetragen wurden, der tags zuvor seinen Vertrag einseitig gekündigt hatte. Und in der anschließend beschrieben worden war, was für ein Talent man da an der Angel hatte. Es war Türoff, der seine Legalitätspflicht als Geschäftsführer verletzte, indem er die Zustimmung gab, Jaka Potocnik trotz des Risikos unter Vertrag zu nehmen. Damit bewegte er sich außerhalb seines Ermessensspielraums, innerhalb dessen er unternehmerische Entscheidungen für den 1. FC Köln treffen kann.

Keller ließ die Gelegenheit zur Einigung verstreichen 

Christian Keller war spätestens bei seinem Eintritt als FC-Geschäftsführer im April 2022 in die Geschichte involviert und ließ im Sommer 2022 die Chance auf eine außergerichtliche Einigung verstreichen, bevor das Fifa-Tribunal überhaupt die Arbeit aufgenommen hatte. Zwar vertrat man hinterher im Geißbockheim sehr vehement die Ansicht, man verhandele nicht mit Leuten, die man im Halbkriminellenmilieu verortete. Dabei hatte man sich durch die Verpflichtung eines minderjährigen Spielers mit ungeklärter Vertragslage ja selbst ins Reich der Schatten begeben. Ohnehin hat sich längst herausgestellt, dass die Kölner durchaus mit Ljubljana verhandelten, wenngleich viel zu spät.

Werner Wolf als Vereinsvorstand wäre der Mann gewesen, der von Präsident zu Präsident einen Vergleich hätte herbeiführen können. Doch ließ der Vertreter der Mitglieder, denen der 1. FC Köln gehört, seine Geschäftsführer gewähren. Zwar hätte das eine Einmischung in den operativen Betrieb der Profiabteilung bedeutet. Doch praktisch hatte Wolf jede Möglichkeit, die Sache zu einem gütlichen Ende zu bringen. Doch fehlte es am Willen zur Führung, als es darauf ankam.

Es war also angerichtet am Freitag, jeder der drei Herren auf dem Podium hätte Verantwortung übernehmen können. Einen sofortigen Rücktritt hätte man mit Verweis auf die anstehenden Aufgaben ausschließen können mit dem Hinweis darauf, nach überstandener Krise mit sich ins Gericht zu gehen.

Doch klar muss auch sein: Jede der drei Führungskräfte hätte allen Grund gehabt, keinen weiteren Tag im Amt zu bleiben.

Doch von Selbstkritik war nichts zu spüren am Freitag im Geißbockheim. Nur auf Nachfrage war man bereit, den 21. Dezember 2023 überhaupt einen „Schwarzen Donnerstag“ zu nennen.

Lieber versuchte man sich an einer Umdeutung: Dieser Tag solle nicht das Ende der FC-Geschichte sein. Sondern vielmehr Tag eins. So blieben die Herren dabei, die Verantwortung abzulehnen, statt sie untereinander aufzuteilen. Dabei hätten sie die freie Auswahl gehabt.

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