Kommentar zur Rückkehr der GästefansDann ist das Stadion halbvoll statt halbleer

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Der Kölner Block im Wolfsburger Stadion

Köln – Nach zuletzt zehn Jahren in der Zweiten Liga steht den Fans des VfL Bochum am 28. August ein Feiertag ins Haus: Sollte sich die Pandemie bis dahin nicht doch noch einmal in eine ungünstige Richtung kehren, werden sich an jenem Samstag 1250 Bochumer Fans nach Müngersdorf aufmachen, um erstmals wieder ihre Mannschaft in einem Bundesligaspiel auswärts zu unterstützen. 1250 der zunächst 25.000 verfügbaren Plätze im Kölner Stadion werden dann für Gäste reserviert sein. Das ist wenig im Vergleich zu den mehr als 5000 auswärtigen Zuschauern, die in anderen Zeiten aus Bochum anreisen würden. Doch gebietet es die Vorsicht, nicht zu viele Menschen durchs Land zu schicken. Die Öffnungen müssen maßvoll erfolgen, um verfolgen zu können, welchen Einfluss der Fußball auf die Entwicklung der Pandemie an den Spielorten nimmt.

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Dass der Profifußball ohne Fans eine hohle Inszenierung ist, haben die Geisterspiele der vergangenen Monate allzu deutlich gezeigt. Bei aller Qualität des sportlichen Wettkampfes sind es die Menschen im Stadion, die die Faszination ausmachen. Ohne die Energie der Ränge ist alles nichts, und reisende Fans geben dem Ganzen die besondere Note: Wer Geld und Zeit investiert und bereit ist, in der feindlichen Umgebung eines fremden Stadions eine Niederlage zu ertragen, gibt seinem Fansein die entscheidende Fallhöhe. Auswärtssiege sind die süßesten, und ein zünftiger Untergang mit seinem Herzensklub in der Fremde hat noch keinem geschadet, es muss ja nicht gleich ein schicksalhaftes 1:2 in Bielefeld oder ein 0:8 im Pokal beim FC Bayern sein.

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Folgerichtige Entscheidung

Reisende Fans gehören zum Wochenende, und sollten die Inzidenzen es tatsächlich zulassen, dass die Bundesliga im August wieder vor Publikum spielt, ist es nur folgerichtig, auch Auswärtsfans zuzulassen. Im Stadion werden ohnehin nur Genesene, Getestete und Geimpfte zugelassen sein, die Wahrscheinlichkeit, dass sich Infizierte in Bewegung setzen, um zum Fußball zu fahren, ist also extrem gering. Und wer sich aus Bochum auf den Weg nach Köln macht und wieder zurück, verteilt keine Virusvarianten, die nicht ohnehin längst an beiden Orten sind.

Abwägung vonnöten

Vorsicht bleibt geboten, um nicht im Herbst in die nächste Welle zu geraten. Doch hat die Wiederbewegung des Profifußballs als Publikumssport für zu viele Menschen eine zu große Bedeutung, um sie aus Sehnsucht nach umfassender Sicherheit erst gar nicht zu wagen. Die Rückkehr der Fans wird einen Schub bedeuten, das war bereits beim Testspiel des 1. FC Köln vor einer Woche im Südstadion zu sehen, als 4000 Menschen einen Sommerabend mit etwas Fußball feierten. Es war ein Hinweis darauf, was im Spätsommer folgen wird. Und von dem Moment an, in dem wieder Gäste zugelassen sind, werden die Stadien endgültig nicht mehr nur halbleer sein. Dann sind sie halbvoll, mindestens.

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