Neuzugang beim 1. FC KölnAuf Meyer wartet viel Konkurrenz in der Mitte

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Meyer im Geißbockheim

FC-Neuzugang Max Meyer (vorne) und Kingsley Ehizibue im Duell, Salih Özcan und Marius Wolf schauen zu.

Köln – Sollte Max Meyer sofort dem Spieltags-Kader angehören, dann könnte er am Sonntag vor dem so wichtigen Kellerduell gegen Arminia Bielefeld (15.30 Uhr) erstmals auch als Profi des 1. FC Köln eine Erfahrung machen, die ihn früher als Spieler von Schalke 04 nachhaltig beeindruckt hat. „Wenn man die FC-Hymne vor dem Spiel hört, ist das sehr beeindruckend. Da bekommt man selbst als gegnerischer Spieler Gänsehaut“, verriet der Winter-Neuzugang bei FC-TV. Die Auswärtsspiele im Rhein-Energie-Stadion seien immer die schönsten von der Stimmung her gewesen. In Zeiten der Pandemie muss Meyer indes auf einen Kölner Hexenkessel noch verzichten.

Obwohl der Mittelfeldspieler erst zwei Trainingstage am Geißbockheim absolviert hat, lässt sich bereits jetzt sagen, dass da einer ist, der es sich und vielen Kritikern beweisen will. Seine dritte Saison beim Londoner Premier-League-Klub Crystal Palace verlief für den vierfachen Nationalspieler inakzeptabel, Trainer-Urgestein Roy Hodgson hatte Meyer aussortiert. Der 25-Jährige wurde nur jeweils einmal im Liga-Pokal und in der U23 des Klubs eingesetzt. Der während seiner Schalker Zeit einst Hochgelobte war drauf und dran, vollkommen von der Bildfläche zu verschwinden.

Zurück in die Bundesliga

Da kam die Anfrage von FC-Sportchef Horst Heldt, den er aus Gelsenkirchen noch gut kannte, gerade recht. „Ich wollte gerne wieder in der Bundesliga spielen, da hat sich das super angeboten mit Köln. Ich bin froh, wieder bei einem Traditionsverein zu spielen. Das macht die Sache spannend für mich“, sagte Meyer. Dass er dann maßlos übertrieb („Der FC hat eine super Mannschaft“) – geschenkt. Er wolle mithelfen, dass der FC den Klassenerhalt schaffe, es sei schließlich jedem klar, dass dieser Traditionsverein in die Bundesliga gehöre. Optimistisch sagte er: „Ich denke, dass wir die Qualität haben, um am Ende genügend Punkte zu holen.“

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Die Spielpraxis fehlt Meyer, die Fitness nicht. Schon in der Vergangenheit war der Mittelfeldspieler nicht dafür bekannt, diese zu vernachlässigen. In Sommerpausen oder nach seinem unrühmlichen Ende bei Schalke 2018 arbeitete Meyer in von seiner Berater-Agentur organisierten Trainingscamps in Südtirol oder auf Mykonos an seiner Physik. Meyer sei die fehlende Spielpraxis nicht anzumerken, der Neue wirke fit, konstatierte Mitspieler Sebastiaan Bornauw.

Mit ihm und dem weiteren Neuzugang Emmanuel Dennis (23) habe sich der FC fußballerisch verstärkt, könne dominanter nach vorne auftreten und damit den Gegner weit weg halten vom eigenen Tor. „Beide sind gute Fußballer“, attestierte der Verteidiger Meyer und Stürmer Dennis, gegen den Bornauw in Belgien bereits gespielt hatte.

Meyer flexibel einsetzbar

Da Angreifer Sebastian Andersson immer noch nicht einsatzfähig und Anthony Modeste weiter außer Form ist, Tolu Arokodare noch kein Bundesliga-Niveau besitzt und Marius Wolf in der Offensive eher eine Notlösung darstellt, dürfte Dennis gleich einen Platz im Kölner Sturm haben.

Bei Meyers Position sieht das auf den ersten Blick etwas anders aus. Denn im Mittelfeld gibt es in Ondrej Duda, Jonas Hector, Ellyes Skhiri, Elvis Rexhbecaj, Salih Özcan, Marco Höger und zuletzt Dominick Drexler bereits zahlreiche Konkurrenten. Doch von denen schwächelten einige arg, sind nicht (mehr) gesetzt oder wie Höger außen vor. Und Duda wurde von Trainer Markus Gisdol schon mehrfach als „falsche Neun“ weiter vorne eingesetzt. So könnte der laufstarke Meyer auch mit Duda auf dem Platz stehen.

Viel hängt davon ab, für welches Spielsystem sich der Coach entscheidet. Der Neuzugang aus England ist flexibel einsetzbar: Er spielte im Zentrum als Sechser, Achter oder Zehner. Er wich bei Palace auch schon auf den linken Flügel aus. Gisdol hat auf einmal mehr Optionen, und mit diesen sollte er etwas anzufangen wissen.

Noch keine Entscheidung von Gerhardt

Ob Yannick Gerhardt zur neuen Saison dann zu einer weiteren Option beim FC wird, das ist indes fraglich. Wie berichtet, zeigen die Kölner Interesse an einer Rückkehr des 26-Jährigen, der von 2003 bis 2016 das FC-Trikot trug. Gerhardt, dessen Vertrag beim VfL Wolfsburg Ende Juli ausläuft, kann sich eine Rückkehr grundsätzlich zwar vorstellen, doch er hätte gerne bereits frühzeitig Klarheit, in welcher Liga der FC spielt. Doch die ist kurzfristig nicht absehbar. In Wolfsburg hat er derzeit ohnehin eine bessere Perspektive und ein höheres Gehalt.

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Doch Berichte, wonach der VfL vor einiger Einigung mit Gerhardt und somit einer Vertragsverlängerung stünde, kann sein Berater noch nicht bestätigen. „Yannick hat zuletzt wieder oft und auch gut gespielt. Vor sechs bis acht Wochen waren die Chancen des FC noch größer, Yannick zurück zu holen. Wolfsburg würde gerne in den nächsten zehn Tagen Klarheit haben. Die Entscheidung ist aber noch nicht gefallen“, sagt Stephan Engels dieser Zeitung.

Zwar sind Meyer und Gerhardt keine baugleichen Spieler, Gerhardt ist Linksfuß und alleine schon elf Zentimeter größer als Rechtsfuß Meyer. Doch möglicherweise ist ohnehin nur für einen von beiden Platz im Kölner Kader. Und sollte Meyer in Köln glücklich werden und der FC mit ihm, dann wäre eine Verlängerung des Engagements über die Saison hinaus möglich. 

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